Ahrensburg. Anwohner beklagen, dass Autofahrer Tempo-30-Zone im Buchenweg missachten. Michael Förster startet Aufkleber-Aktion in Nachbarschaft.

Dass auf dem Ahrensburger Buchenweg Tempo 30 gilt, kann jetzt wirklich kein Autofahrer mehr übersehen. Viele Anwohner haben auf ihren Mülltonnen Aufkleber mit der Höchstgeschwindigkeit angebracht. Die Idee hatte Michael Förster. „Wir möchten damit freundlich an alle Verkehrsteilnehmer appellieren, sich doch an das Tempolimit zu halten“, sagt er.

Eigentlich sind der Straße nur Anwohner unterwegs

Das ist aktuell nach den Beobachtungen der Anlieger auf dem 550 Meter langen Abschnitt zwischen Reesenbüttler Redder und Eschenweg häufig nicht der Fall. „Auf der geraden Strecke sind viele Autofahrer mit schätzungsweise 50 km/h unterwegs, aber auch bis zu 80 haben wir schon beobachtet“, sagt Förster. Dass die Verkehrssünder andere und sich selbst gefährden, könne in der Nachbarschaft niemand verstehen. „Wer auf diesem Stück rast, gewinnt nicht einmal zehn Sekunden Zeit“, sagt Förster.

Und noch etwas Anderes können sich die Anwohner kaum erklären: Der Buchenweg liegt in einem reinen Wohngebiet. Bis auf die Paket-Lieferdienste („Die Zahl nimmt ständig zu, die Fahrer stehen unter Zeitdruck“) gibt es so gut wie keinen Durchgangsverkehr. „Das bedeutet, dass hier eigentlich nur Menschen unterwegs sind, die in der Nähe wohnen, und deren Besucher“, sagt Förster. Da sollte es selbstverständlich sein, nicht zu schnell zu fahren.

Den Buchenweg nutzen Dutzende Kinder und Jugendliche

Das sehen wohl nicht alle so, wie eine Nachbarin berichtet. Als sie eine offensichtlich zu fixe Autofahrerin an Tempo 30 erinnerte, indem sie drei Finger einer Hand zeigte, habe sie einen wenig freundlichen Gruß zurückerhalten: den ausgestreckten Mittelfinger.

„Es geht hier ja auch um die Sicherheit von kleinen Kindern und alten Menschen“, sagt Förster, der mit seiner Frau vor rund eineinhalb Jahren aus Großhansdorf nach Ahrensburg umgezogen ist. Den Buchenweg nutzen Dutzende Kinder und Jugendliche auf der Weg zur Grundschule am Reesenbüttel und zum Heimgarten-Schulzentrum. Kinder, die mit dem Rad aus einem Wanderweg kommen, müssen die Straße überqueren, um die Schulen zu erreichen.

Auf die Aufkleber-Idee war Michael Förster vor gut drei Wochen durch einen Bericht der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn gekommen: In Reinbek hatte jemand ein selbst gebasteltes 50-Schild auf seine graue Mülltonne geklebt. „Ich erzählte Nachbarn davon, und die Reaktionen waren voller Zustimmung“, sagt der 66-Jährige. Da er sofort handeln wollte, maß er zunächst aus, wie viel Platz auf den Behältern frei ist. Dabei achtete er darauf, die Barcodes nicht zu verdecken.

Der Initiator hofft, dass noch mehr Anlieger mitmachen

Dann setzte er sich mit der Ahrensburger Druckerei Storch in Verbindung, um die 30 mal 30 Zentimeter großen Aufkleber produzieren zu lassen. „Das lief schnell und günstig.“ 4,90 Euro kostet ein Exemplar. Förster kalkulierte mit jeweils zwei Stück für die graue Restmüll- und braune Biotonne, weil die am häufigsten geleert werden. „Eine Familie hat sogar acht Aufkleber bestellt, weil sie auch die gelbe und die blaue Tonne damit gestalten möchte.“

Weitere Aufkleber könnten jederzeit nachgedruckt werden. Deshalb hofft der Initiator, dass sich noch mehr Anwohner der Aktion anschließen. „Je mehr wir sind, desto größer ist auch die Aufmerksamkeit der Autofahrer“, sagt Förster. Er selbst ist auch schon an anderer Stelle aktiv geworden: Im Rathaus hat er angefragt, ob beispielsweise große Blumenkübel aufgestellt werden können, um Raser im Buchenweg zu bremsen.

Zusammenstoß bei Tempo 50 höchstwahrscheinlich tödlich

Der Ahrensburger verweist auf Statistiken, nach denen die Unfallquote mit Verletzten bei Tempo 30 dreieinhalb mal niedriger sei als bei Tempo 50. Tatsächlich liegt der Anhalteweg bei 14 beziehungsweise 28 Metern. Dies bedeutet, dass ein Auto bei 30 km/h bereits steht, während ein Fahrzeug mit 50 km/h in der gleichen Situation noch unverändert schnell unterwegs ist, weil der Reaktionsweg bereits 14 Meter beträgt.

Laut Umweltbundesamt ist die Energie bei einem Zusammenstoß bei der höheren Geschwindigkeit dreimal so groß. Prallt ein Fahrzeug mit 50 km/h mit einem Fußgänger zusammen, entspricht der Unfall einem Sturz aus zehn Metern Höhe. Die Überlebenschancen liegen bei 30 Prozent. Ist das Auto mit Tempo 30 unterwegs, entspricht eine Kollision einem Sturz aus 3,50 Metern. Die Überlebenschancen steigen auf 90 Prozent. Hinzu komme, dass Verkehrsteilnehmer bei niedrigeren Geschwindigkeiten mehr Details wahrnehmen und somit früher reagieren können.

Im nahen Rosenweg berichten Eltern vom gleichen Problem

Das Wohngebiet im Ahrensburger Nordwesten ist seit 2007 deutlich gewachsen. In der Verlängerung des alten Buchenwegs kamen auf rund 60.000 Quadratmetern mehr als 100 Grundstücke hinzu. Dort ist ein Großteil als Spielstraße ausgewiesen, sodass nur Schrittgeschwindigkeit erlaubt ist.

Ähnliche Beschwerden über Raser wie jetzt aus dem Buchenweg gibt es auch aus dem nur 200 Meter entfernten Rosenweg. Dort wohnen im Abschnitt zwischen Lilienweg und Friedensallee viele Familien mit kleinen Kindern. Der Rosenweg ist eine Haupterschließungsstraße mit deutlich mehr Verkehr. Auf der ebenfalls sehr geraden Fahrbahn gilt Tempo 50, was nach Beobachtung von Anwohnern häufig missachtet wird.

Weil fünf Schulen und mehrere Kitas in der Umgebung liegen, fordern Eltern, dass eine Fußgängerampel aufgestellt wird. In einem ersten Schritt hat die Verwaltung eine Geschwindigkeitsanzeige aufgestellt. Im Bau- und Planungsausschuss geht es kommende Woche um weitere Vorschläge und einen FDP-Antrag zur Verkehrssicherheit.

Bau- und Planungsausschuss Ahrensburg Mi 4.11., 19.00, Peter-Rantzau-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9