Bad Oldesloe. Ursprünglich aus Nordamerika stammende Räuber vermehren sich stark. Umweltausschuss des Kreises stimmt Förderantrag der Jägerschaft zu.

Zugewanderte Tiere wie Marderhund und Waschbär breiten sich in Stormarn offensichtlich weiterhin stark aus. Die Kreisjägerschaft Stormarn sieht darin eine Gefahr für heimische Arten, aber auch für Menschen wegen der Übertragung von Krankheitserregern. Um das Raubwild zu stoppen, setzten die Jäger vor allem auf Fallen. Der Umweltausschuss des Stormarner Kreistags hat jetzt mehrheitlich zugestimmt, ein entsprechendes Projekt im kommenden Jahr mit 5000 Euro zu bezuschussen.

Waschbärspulwurm ist für den Menschen gefährlich

„Fallen sind im Kampf gegen die Verbreitung der nachtaktiven Räuber die effektivste Methode“: So warb Christian Kumpf, Vorstandsmitglied der Kreisjägerschaft, bei den Kommunalpolitikern für Unterstützung. Die invasiven Arten gefährdeten nicht nur bedrohte Vögel wie Kiebitz und Feldlerche, sondern auch heimisches Niederwild wie Hase, Fasan, Rebhuhn und Entenvögel.

Der Waschbärspulwurm sei für Menschen zudem ähnlich gefährlich wie der Fuchsbandwurm. „Wobei Waschbären im Unterschied zum Fuchs die menschliche Nähe suchen, indem sie zum Beispiel Mülltonnen durchwühlen oder sich auf Dachböden niederlassen“, sagte Kumpf. Auch er weiß, dass die ursprünglich aus Nordamerika stammenden Kleinbären wegen ihres niedlichen Aussehens durchaus beliebt sind. „Aber die Sympathien nehmen spätestens dann ab, wenn sie im Haus sind. Dann können wir Jäger gar nicht schnell genug vorbeikommen, um das Problem zu lösen.“

Grüne monieren fehlende Struktur mit langfristiger Planung

Die Kreisjägerschaft hatte das Fallenprojekt 2018 initiiert und mit 5000 Euro aus ihrer Kasse bezuschusst. Damals wurden 20 sogenannte Betonrohrfallen (Modell „Krefelder Fuchsfalle“) angeschafft. 2019 stockte der Kreis Stormarn den Fördertopf erstmals um 5000 auf 10.000 Euro auf. Dieses Jahr blieb es bei den 5000 Euro der Jägerschaft, nächstes Jahr kommt wieder die gleiche Summe vom Kreis hinzu. Die Entscheidung war nicht unumstritten.

„Wir Grünen sind dagegen, weil wir damals ausdrücklich eine einmalige Förderung beschlossen hatten“, sagte der Ausschussvorsitzende Gerold Rahmann. In der Sache könne er zwar zustimmen, es fehle aber eine gute Struktur mit langfristiger Planung wie beispielsweise ein Landschaftspflegeverband. Dann müsse man nicht immer über Einzelanträge abstimmen.

Sozialdemokrat erinnert an vereinbarte Einmaligkeit der Aktion

Auch Heinz Hartmann (SPD) erinnerte an die Einmaligkeit der Aktion. Deshalb enthielten sich die Sozialdemokraten. Das tat auch Florian Kautter (Linke). „Der Naturschutzbund sieht gerade die Waschbärenjagd kritisch, weil von den Tieren keine große Gefahr ausgehe“, sagte er.

Claudia Rathje (CDU) bezeichnete den Antrag der Jäger als einleuchtend, um heimische Arten zu schützen. Bei der ersten Förderung habe man nach Erfolgen gefragt, und die seien durchaus eingetreten. Jürgen Lamp (CDU) ergänzte: „Für mich hält die Jägerschaft die Natur in Ordnung.“ Die Ablehnung verstehe er nicht: „Wir reden über 5000 Euro im 300-Millionen-Haushalt.“

Auch Fuchs, Steinmarder und Dachs werden so gefangen

Am Ende gab es sechs Stimmen von CDU und FDP für den Antrag, zwei Gegenstimmen der Grünen und vier Enthaltungen. Eine komplette Falle kostet rund 750 Euro. Der Eigenanteil der Jäger liegt bei etwa 400 Euro. Bisher wurden rund 80 Exemplare angeschafft und in 20 teilnehmenden Revieren aufgestellt. Die Jäger fangen auch heimische Raubwildarten, zu deren Beute Bodenbrüter und Niederwild zählen. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 225 Tiere erlegt. Auf Fuchs (62 Stück), Steinmarder (59) und Dachs (31) folgten bereits die Neozoen Marderhund und Waschbär mit jeweils 22 Stück. Außerdem gingen Baummarder und Iltis (jeweils 13) sowie drei Nutrias (Biberratten) in die Fallen.

Waschbären breiten sich nach Beobachtungen der Jäger in jüngster Zeit besonders stark aus. Wurden vor einigen Jahren in Stormarn gerade mal eine Handvoll Tiere erlegt, so waren es im Jagdjahr 2018/19 (1. April bis 30. März) bereits 34. „Aus Gesprächen der vergangenen Monate wird deutlich, dass die Tendenz weiter steigend ist“, so Jäger Christian Kumpf.

Elektronische Fangmeldung kommt aufs Smartphone

Marderhunde haben bei uns keine natürlichen Feinde.
Marderhunde haben bei uns keine natürlichen Feinde. © Helmut Fricke

In den Betonröhren läuft das Wild in einen drei Meter langen Raum, der nach dem Fang vollständig abgedunkelt ist, damit die Tiere ruhig bleiben. Innerhalb von 20 Sekunden senden elektronische Melder eine Benachrichtigung auf das Smartphone oder den Laptop des Jägers, der die Tiere dann erschießt. Zur Kontrolle schicken die Melder zweimal täglich eine Statusmeldung über Empfang und Batteriezustand, um technische Probleme auszuschließen. Über Nutzungsverträge stellt die Kreisjägerschaft sicher, dass die Fallen – sie halten circa 25 Jahre – im Kreis Stormarn bleiben und nicht weiterverkauft werden.

Rasant verbreitet hat sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten auch der Marderhund. Der nachtaktive Allesfresser ist auch als Enok bekannt, kommt ursprünglich aus Asien und Russland, hat keine natürlichen Feinde und meidet Menschen. Tauchten im Jahr 2000 genau neun Exemplare in der schleswig-holsteinischen Jagdbilanz auf, waren es im Vorjahr rund 6900. Darunter waren rund 320 Tiere in Stormarn. Ein Paar zieht ein- bis zweimal im Jahr sechs bis zehn Welpen groß.