Ammersbek. CDU und Grüne stimmen gegen das 8,3-Millionen-Euro-Projekt im Ortsteil Bünningstedt. Endgültige Entscheidung fällt Gemeindevertretung.
Die Ammersbeker Kommunalpolitiker haben den Neubau der Grundschule Bünningstedt mit knapper Mehrheit auf den Weg gebracht. Sowohl der Bauausschuss (5:4 Stimmen) als auch der Umweltausschuss (5:3) votierten für das 8,3-Millionen-Euro-Projekt. CDU und Grüne waren allerdings dagegen. Die endgültige Entscheidung fällt die Gemeindevertretung, in der die beiden Parteien zusammen zehn von 21 Sitzen haben.
Die Grünen kritisieren, dass Solardach gestrichen wurde
Der CDU sind die Kosten viel zu hoch. „Das ist wirklich eine schöne Schule“, sagte Bernd A. Sutter, „und wenn wir das nötige Geld hätten, würde die CDU auch zustimmen.“ Aber 8,3 Millionen Euro („ohne Grundstück!“) belasteten die hoch verschuldete Gemeinde zusätzlich. Sutter erinnerte an den Ende 2017 von der Gemeindevertretung festgelegten Deckel von fünf Millionen Euro. „Bildungsqualität hat nichts mit Architektur zu tun“, sagte er in Anspielung auf den Entwurf, der 3400 Quadratmeter Brutto-Grundfläche umfasst.
Während die CDU die hohe Summe anprangerte, begründeten die Grünen ihr Nein genau andersherum. „Wir wollten eine nachhaltige Schule, davon ist durch die technischen Einsparungen nicht mehr viel übrig geblieben“, sagte Petra Ludwig-Sidow. Sie kritisierte, dass beispielsweise das Solardach gestrichen wurde und die Heizung nicht ausschließlich über eine umweltfreundliche Wärmepumpe laufe, sondern zusätzlich ein Gaskessel vorgesehen sei. „Es ist wichtig, dass die Investitionskosten niedrig sind“, sagte sie. „Aber es ist wichtiger, dass auch die Folgekosten niedrig sind.“
165 Schüler und 13 Lehrer hoffen auf Einzug Mitte 2022
Der Vorschlag von Jürgen Ehrich (SPD), die große Dachfläche an eine Solarfirma zu vermieten und so trotzdem umweltfreundliche Energie zu erzeugen, stieß bei der Grünen-Vertreterin auf wenig Begeisterung. „Den Strom aus Fotovoltaikanlagen nutzt man heutzutage selbst“, sagte Ludwig-Sidow. Am Ende votierten SPD, FDP und Wählergemeinschaft UWA für den Neubau.
Der soll schon Mitte 2022 stehen. Dann können die 165 Schüler, das 13-köpfige Lehrerkollegium und die gut 30 Mitarbeiter der Offenen Ganztagsschule aus dem zum Teil mehr als 60 Jahre alten Altbau umziehen. „Heute sind viele Kinder bis 17 Uhr in der Schule, das erfordert ganz andere räumliche Voraussetzungen“, sagte Schulleiterin Birgit Graumann-Delling. Immer mehr Schüler seien nachmittags da und nähmen auch die Ferienbetreuung wahr. „Die Schule wird ein bisschen zum zweiten Zuhause“, so die Rektorin.
Regenwasser läuft über bis zu 25 Meter breite Mulde ab
Wie das genau aussieht, erläuterte Dirk Landwehr, Inhaber des Hamburger Büros Trapez Architektur. „Die Schule liegt wie ein Schiff am Kai“, sagte er. Das Gebäude sei um 90 Grad an den Parkplatz gedreht worden, um auf Wunsch der Naturschutzbehörden einen regionalen Grünzug zu erhalten: „Da ist jetzt weiter freie Bahn für allerlei Getier.“
Es gibt drei sogenannte Cluster: im Erdgeschoss einen Gebäudebereich für die erste, zweite und dritte Klasse und einen Bereich für die drei jahrgangsübergreifenden Klassen; im Obergeschoss sind die beiden vierten Klassen, Lehrerzimmer und Verwaltung untergebracht. „Aber auch die beiden Hallenflächen sind keine Flure, sondern mit ihren Sitzstufen pädagogische Fläche“, so Landwehr. Dort können Kleingruppen lernen. Die Lage der Sporthalle sei nur ein „Fußabdruck“, betonte Landwehr.
Eine Herausforderung war die Entwässerung, wie Katharina Kalwa (Wasser- und Verkehrs-Kontor Neumünster) und der Bargteheider Jan Kuhrau (Baugrunderkundung) erläuterten. So kann das Regenwasser auf dem Grundstück nicht versickern, weil der Boden quasi undurchlässig und in drei bis sieben Meter Tiefe bereits Grundwasser ist. Deshalb wird eine bis zu 25 Meter breite Entwässerungsmulde angelegt. „Die ist nicht dauerhaft nass“, sagte Kalwa, „sondern auch nach einem Regen in ein paar Stunden wieder trocken.“ Die maximale Tiefe beträgt 30 Zentimeter am Ablauf, der zum nächsten Siel in der Straße Steenhoop führt.
Standard beim Fußballfeld sind 105 mal 68 Meter
Die Außenanlagen präsentierte der Lübecker Landschaftsarchitekt Gunnar ter Balk. „Wir greifen die Struktur der Knicks auf, beispielsweise gibt es von Hecken eingefasste Naturklassenräume“, sagte er.
Der Plan löste bei Klaus-Dieter Dreger, Vorsitzender vom SV T.-Bünningstedt, eine Sorge aus. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort noch Platz für einen Kunstrasenplatz ist“, sagte er. Bisher sei auch immer die Verlegung des veralteten Grandplatzes („Wir sind der einzige Verein in Stormarn, der noch einen hat“) vorgesehen gewesen. Standard beim Fußballfeld sind 105 mal 68 Meter. Bauamtsleiter Frank Thiemann versicherte: „Laut Landesplanung ist ein Sportplatz auch im Grünbereich zulässig.“