Bad Oldesloe. Noch erleichtert die Witterung das Lüften von Klassenräumen. Bildungsministerium will vor Herbstferien Maßnahmenplan verabschieden.

Derzeit sorgen in den Grund- und weiterführenden Schulen offene Türen und Fenster für regelmäßigen Luftaustausch in den Räumen, um die Ansteckungsgefahr mit dem grassierenden Coronavirus zu reduzieren. Spätsommerliche Temperaturen und niedrige Infektionszahlen im Kreis machen es den Bildungseinrichtungen noch leicht, die Aerosole in der Luft schnell abzubauen. Doch wie werden die Schulen für ausreichende Belüftung sorgen, wenn die Außentemperaturen im Herbst und Winter fallen?

Eltern sorgen sich wegen der Raumbelüftung im Winter

Das schleswig-holsteinische Bildungsministerium will dazu noch vor den Herbstferien einen Plan vorlegen, den es in diesen Tagen mit dem Gesundheitsministerium abstimmt. Bislang lautet die Empfehlung aus Kiel: Regelmäßiges Stoßlüften. „Zwei Fenster sollten für den Luftaustausch alle Viertelstunde voll geöffnet sein“, so Gregor Tucher vom Gesundheitsamt Stormarn. „Wir werden die Belüftungsregeln präzisieren und prüfen weitere Maßnahmen“, sagt David Ermes, Sprecher des Bildungsministeriums, auf Anfrage. Dabei gehe der Blick auch Richtung Kultusministerkonferenz: „Die Kultusministerkonferenz arbeitet an einem Rahmenplan, der auch die Belüftungsfrage klären soll und derzeit länderübergreifend erörtert wird. Diesen Rahmenplan müssen wir abwarten, um ein möglichst einheitliches Vorgehen aller Länder zu gewährleisten.“ Das Bildungsministerium sei zudem kontinuierlich im Gespräch mit Experten aus Medizin und Wissenschaft, um die Ausbreitung des Coronavirus an den Schulen so weit wie möglich zu verhindern.

Am Ahrensburger Gymnasium Stormarnschule sind die Oberleistenfenster in den Klassenräumen permanent gekippt, in den Pausen und zwischendurch im Unterricht werden einige große Fenster komplett geöffnet, die Türen stehen offen – so wie in den anderen Schulen im Kreis auch. „In einigen Räumen sorgenalte undichte Fenster auch ungewollt für ständige Zugluft“, sagt Schulleiterin Michaela Witte, die Schülern wie Kollegen zur Reduzierung des Ansteckungsrisikos rät, das Immunsystem mit Vitaminen zu stärken. Doch die Eltern an der Stormarnschule treibt die Sorge um: „Wir wollen nicht, dass die Kinder wegen der offenen Fenster und Türen ständig in Winterjacken im Unterricht sitzen müssen. Wir brauchen hier technische Unterstützung, am ehesten in Form von Raumluftreinigern“, sagt der Vorsitzende des Schulelternbeirats Thomas Miltsch. „Wir ermitteln gerade Kosten und Verfügbarkeit von CO2-Ampeln und Raumluftreinigern.“

Kreiselternbeirat der Gymnasien sieht Träger in der Pflicht

CO2-Ampeln messen die Konzentration von Kohlendioxid in der Raumluft und signalisieren, wenn es Zeit zum Lüften ist. Auf Entscheidungen des Schulträgers, der Stadt Ahrensburg, wollen die Eltern nicht warten. Miltsch: „Nach den Herbstferien muss etwas da sein. Dafür wollen wir sorgen. Dabei kann auch der Schulverein finanziell unterstützen.“

Der Kreiselternbeirat der Gymnasien sieht indes die Träger in der Pflicht: „Die Schulvereine werden sicherlich, wo möglich und nötig, unterstützen, verantwortlich bleibt aber der Schulträger“, so die Vorsitzende Carola Eberhardt. Laut Bildungsministerium sollten die finanziellen Mittel auch beim Träger vorhanden sein. „Als Land haben wir den Schulträgern 15 Millionen Euro für zusätzliche Hygienemaßnahmen zur Verfügung gestellt“, sagt Ermes. „Das kann auch die Anschaffung von Belüftungsgeräten oder Raumluftsensoren bedeuten.“

Jede Schulleitung ist selbst für saubere Luft vor Ort zuständig

Handlungsbedarf sieht die Stadt Ahrensburg derzeit offenbar nicht. „Wir liefern bei Bedarf zum Beispiel Desinfektionsmittel und intensivieren die Reinigungsintervalle in den Räumen“, sagt Fabian Dorow, Sprecher der Stadt Ahrensburg, auf Anfrage. „Für die Einhaltung der landesweit vorgegebenen Hygieneregeln, zu denen auch die Belüftung gehört, ist jede Schulleitung individuell für sich verantwortlich.“

Entscheidend für ein Handeln des Trägers hinsichtlich der Anschaffung von CO2-Ampeln oder Raumluftreinigern sei der Maßnahmenplan des Landes, so Thomas Sobczak, Fachbereichsleiter Bürgeramt bei der Stadt Bad Oldesloe. „Maßgeblich wären für uns Vorgaben oder Empfehlungen des Landes für den Einsatz solcher Geräte sowie die Finanzierung der Beschaffungen.“

Für Sascha Plaumann, Leiter der Grund- und Gemeinschaftsschule am Masurenweg in der Kreisstadt, ist der Einsatz mobiler Luftreiniger mit Schwebstofffilter „die einzig effektive Maßnahme“. Doch bei 50 Klassen- und Fachräumen würden für ihre Anschaffung nach seiner Einschätzung bis zu 100.000 Euro fällig. „Das ist eine Summe, die uns auch unser Träger, der Schulverband Bad Oldesloe, nicht zur Verfügung stellen kann.“ Hinzu käme, dass die bis zu 1400 Euro teuren Geräte in den Klassenräumen schnell beschädigt werden könnten. „Es wird nicht lange dauern, bis sich ein Schüler auf das Gerät setzt oder Flüssigkeiten ins Innere gelangen“, gibt Plaumann zu bedenken, der weiter aufs Lüften und Pausen an der frischen Luft setzt.

An Bargteheider Schulen sind CO2-Ampel schon im Einsatz

Katrin Rabe, Schulleiterin an der Reinbeker Grundschule Klosterbergen, will nun eine CO2-Ampel, die es am Markt für rund 140 Euro gibt, zum Testeinsatz beschaffen. „Ich möchte wissen, wie schnell die Luft verbraucht ist. Das gibt uns Hinweise aufs richtige Lüften. Die Frage der Belüftung bewegt unsere Elternschaft.“

Am Kopernikus-Gymnasium in Bargteheide sind solche Geräte bereits seit Längerem im Einsatz. „Sie messen die Temperatur und den CO2-Gehalt in der Luft“, sagt Schulleiterin Birgit Menell. Die Geräte seien vor einigen Jahren wegen sanierter Fenster angeschafft worden, um zu prüfen, wie sich die Raumluft durch die neuen Fenster verändere. „Wenn das Messgerät bereits rot blinkt, hatte ich noch nicht das Gefühl, dass wir lüften müssen“, ist Menells Erfahrung. „Nach ungefähr zehn bis 15 Minuten ist die Luft verbraucht. Aber ich bezweifele, dass man vom CO2-Anteil auf die Gefahr der Tröpfchen-Infektion schließen kann.“