Grosshansdorf. Krankenhaus spendet Betten und medizinische Geräte. Oberarzt Dr. Hussam Shuaib stammt aus der Stadt Idlib in dem Bürgerkriegsland.
Dutzende Krankenhausbetten stehen gestapelt im Ladebereich vor der LungenClinic in Großhansdorf. Zwei Helfer schieben ein Sonografiegerät in den Lastwagen, während andere allerlei weiteres medizinisches Gerät zu dem Lkw tragen. Die Ladung ist für die von der Opposition kontrollierte syrische Provinz Idlib bestimmt, in der nach wie vor der Bürgerkrieg zwischen den Rebellen und den Truppen des Assad-Regimes tobt. „Die medizinische Versorgung der Menschen in der Region ist katastrophal“, sagt Dr. Hussam Shuaib, Oberarzt der Thoraxchirurgie in dem Fachkrankenhaus.
Verein leistet seit acht Jahren humanitäre Hilfe
Der 38-Jährige machte die Klinikleitung auf die Hilfsaktion der „Freien Deutsch-Syrischen Gesellschaft“ (FDSG) aufmerksam. Seit 2012 leistet der Hamburger Verein humanitäre Hilfe in Syrien. Die medizinische Versorgung der Menschen in dem Bürgerkriegsland ist für Hussam Shuaib ein persönliches Herzensanliegen: Der Mediziner ist in der derzeit besonders hart umkämpften Stadt Idlib im Nordwesten Syriens aufgewachsen.
„Das Leid der Menschen in meiner Heimat ist unvorstellbar“, sagt der 38-Jährige, der zahlreiche Freunde und Verwandte in der Krisenregion hat. Die medizinische Infrastruktur sei beinahe vollständig durch den Krieg zerstört worden. „Die meisten Krankenhäuser sind Bomben zum Opfer gefallen, die verbliebenen haben nicht die Ausstattung, um die Menschen zu versorgen“, sagt Shuaib. „Da kann ich als Arzt und gebürtiger Syrer nicht einfach zusehen.“ Daher engagiere er sich privat im Vorstand der „Gesellschaft Muslimischer Mediziner in Norddeutschland“. Der Verein unterstützt die Hilfsaktionen der FDSG. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl zu wissen, dass die Geräte den Menschen helfen, die sie so dringend brauchen“, begründet Shuaib sein Engagement.
Shuaib kam vor Kriegsausbruch nach Deutschland
Shuaib hat in Aleppo studiert, seit elf Jahren lebt und arbeitet er in Deutschland. Seit 2016 ist er als Oberarzt der Thoraxchirurgie an der LungenClinic in Großhansdorf tätig. „Als ich gegangen bin, hatte der Bürgerkrieg noch nicht begonnen“, sagt er. Damals sei er aus Interesse an einer fremden Kultur nach Deutschland ausgewandert. „Ich wollte etwas Neues erleben und meine Facharztausbildung hier machen.“ 2011 habe er seine Familie zuletzt in Idlib besucht, dann begann der Krieg. „Meine Eltern und meine Schwester konnte ich inzwischen nachholen“, sagt der 38-Jährige. „Ich hätte gern mehr Leute nach Deutschland geholt, aber das war leider nicht möglich.“
„Wir waren sofort bereit zu helfen“, sagt Susanne Quante, kaufmännische Geschäftsführerin der LungenClinic. „Wir alle sind schockiert über die schreckliche Lage, in der sich die syrische Zivilbevölkerung befindet“, sagt sie. „Wenn ein Mitarbeiter persönlichen Bezug zur Kriegsregion hat, macht dies das Elend noch einmal viel näher und greifbarer“, so Quante. Als Shuaib auf sie zugekommen sei, habe die Klinikleitung sofort begonnen, im Krankenhaus nicht mehr benötigtes Material für die Hilfslieferung zusammenzustellen.
Wegen der Pandemie legte die Klinik 2800 Masken dazu
„Am Ende umfasste die Sammlung eine ganze Lkw-Ladung“, sagt Quante. Darunter sind 29 Krankenhausbetten, 22 Thoraxdrainagen, Tragen, Liegen, sechs Infusomaten, zehn Perfusoren, zwei Endoskopiekameras, 50 Infusions-Sets und ein Sonografiegerät.
„Aufgrund der aktuellen Pandemie, während der es ganz besonders auf die Einhaltung der Hygiene ankommt, haben wir zusätzlich 2800 FFP1-Schutzmasken und Desinfektionsmittel aus unserem Bestand dazugelegt“, so Susanne Quante.
Etwa alle zwei Monate wird ein Container verschifft
Für die LungenClinic ist es bereits die zweite Hilfslieferung. 2017 hatte das Krankenhaus auf Shuaibs Initiative eine Lkw-Ladung mit medizinischen Gütern zusammengestellt. Quante: „Auch in Zukunft werden wir die Initiative weiter mit medizinischem Gerät unterstützen.“ Dr. Hassan Ied von der FDSG ist sichtlich überwältigt von der großen Spendenbereitschaft. „Wir bekommen die Ladung kaum in den Lkw“, sagt der Hamburger Allgemeinmediziner, der 2012 zu den Gründungsmitgliedern der Hilfsorganisation zählte. Der 70-Jährige betont: „Ohne Leute wie Herrn Shuaib, die auf unsere Aktionen aufmerksam machen, wäre unsere Arbeit nicht möglich.“ Die Güter würden zunächst gesammelt, bis genügend Material für einen Container zusammengekommen sei. „Etwa alle zwei Monate bekommen wir einen Container voll“, sagt der Mediziner.
„Dann werden sie verschifft und in die Türkei gebracht“, so Ied. Von dort würden die Hilfsgüter per Lastwagen nach Syrien transportiert. „Die Querung der Grenze ist schwieriger geworden, seit nur noch ein Grenzübergang geöffnet ist“, sagt der Mediziner. Solange es möglich sei, wolle man aber weitermachen. Die Betten und Geräte aus der LungenClinic sollen laut Ied bereits am kommenden Donnerstag vom Hamburger Hafen aus verschifft werden.