Reinbek. Krankenhaus St.-Adolf-Stift plant gemeinsames Integriertes Notfallzentrum mit niedergelassenen Ärzten.

Große Pläne hat das Krankenhaus St. Adolf-Stift: Die Klinik plant einen Neubau in einem Teil ihres Patientengartens. Im dem viergeschossigen Gebäude soll im unteren Geschoss ein Integriertes Notfallzentrum (INZ) entstehen. Dort empfangen Krankenhausmitarbeiter Notfälle an einem gemeinsamen Tresen mit Ärzten der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hamburg, so wie es das Bundesgesundheitsministerium mit der Reform der Notfallversorgung vorsieht.

Die aktuelle Lösung sollte eigentlich nur bis zu diesem Jahr bestehen. Doch weil die Geschäftsleitung gesetzliche Änderungen erwartet, verschob das St. Adolf-Stift den Baustart, um den aktuellen Anforderungen entsprechen zu können.

Das geplante Projekt kostet 38 Millionen Euro

Über die Pläne haben sich jetzt Parlamentarier aus dem Kieler Landtag sowie Landrat Dr. Henning Görtz und Bürgermeister Björn Warmer vor Ort in Reinbek informiert. Eingeladen hatte sie das Direktorium des katholischen Krankenhauses. Gemeinsam sprachen sie über die Zukunftspläne und anstehende Bauprojekte.

Das INZ dient auf insgesamt 1550 Quadratmetern der Patientenversorgung im Südosten Schleswig-Holsteins. Mit dem Neubau möchte das Krankenhaus gern im nächsten Jahr beginnen. Zudem sollen die Räumlichkeiten der Pflegeschule im Erdgeschoss vergrößert werden sowie insgesamt 51 Betten in Einzel- und Zwei-Bettzimmern auf 1500 Quadratmetern pro Etage im ersten und zweiten Stock entstehen. Sie dienen als Ausgleichsfläche, um moderne Zimmerstandards im gesamten Haus zu ermöglichen.

Altbau platzt aus allen Fugen

Geschäftsführer Björn Pestinger erklärt: „Das Krankenhaus hat seit vielen Jahren nicht nur steigende Patientenzahlen, sondern sich auch ein Renommee in den Schwerpunkten wie der Tumorbehandlung, bei Gefäßerkrankungen oder der Endoprothetik erarbeitet. Dabei kommt das Krankenhaus an seine räumlichen Grenzen.“

Der geplante Neubau kostet 38 Millionen Euro. Ein Haushaltstitel ist laut Pestinger vorhanden, der müsse aber nun durch das Land oder den Bund aufgestockt werden: „Da die Baupläne bereits gut vorbereitet sind, bedarf es nur noch des ‚grünen Lichts‘ aus Kiel.“

Notfallversorgung rund um die Uhr

Was es mit dem INZ auf sich hat, erläutert Professor Stefan Jäckle, Ärztlicher Direktor: „Gesundheitsminister Jens Spahn hat mit einem Referentenentwurf zur Reform der Notfallversorgung ein Konzept vorgelegt, durch das die Notfallversorgung verbessert werden soll. In sogenannten Integrierten Notfallzentren werden künftig Notfallpatienten in Krankenhäusern rund um die Uhr gemeinsam von niedergelassenen Ärzten, repräsentiert durch die Kassenärztliche Vereinigung, und von Ärzten eines Krankenhauses derart behandelt, dass jeder Patient genau die Versorgung erhält, die er benötigt.“

Die KV Hamburg habe mit Unterstützung der KV Schleswig-Holstein in Reinbek bereits eine Anlaufpraxis eingerichtet, da sie die medizinischen und personellen Voraussetzungen im St. Adolf-Stift für ideal hält. Die Basis für ein INZ sei bereits da. Herzstück eines Integrierten Notfallzentrum ist ein gemeinsamer Tresen, an dem die Patienten für eine ambulante oder stationäre Versorgung gesichtet werden.

Pflege wird durch mehr Ausbildung gestärkt

Auch die Ausbildung in Gesundheitsberufen steht im Fokus. Denn seit Jahren freue man sich über die um 60 Prozent gestiegenen Ausbildungszahlen, die auch die Pflege stärken. Pflegedirektor Thomas Meyer sagt: „Nachdem wir in Absprache mit dem Sozialministerium in Kiel die Ausbildungsplätze auf 130 aufgestockt haben, mussten wir schon vor zwei Jahren unsere Aula zu zwei Klassenräumen umbauen. Aktuell wurden zudem noch Bürocontainer aufgestellt, um zwei weitere Klassen zu unterrichten. Dies ist aber keine Dauerlösung.“

In den weiteren neuen Stockwerken sind Patientenzimmer geplant. „Unsere Patienten sind mit unseren Ärzten und der Pflege zufrieden, bemängeln aber immer wieder die alten Zimmerstrukturen, und dass es in einigen Bereichen noch Bäder auf dem Flur gibt“, sagt Prof. Stefan Jäckle. Durch den Umbau der restlichen Drei-Bett- in Zwei-Bettzimmer mit eigener Nasszelle fallen einige der vorgeschriebenen 351 Betten weg. Ehe saniert werden könne, müsse diese Differenz zuerst wieder ausgeglichen werden.

Politiker unterstützen Standort in Reinbek

Die Politiker nahmen die Informationen mit in ihre Fraktionen. Landtagsabgeordneter Lukas Kilian (CDU) bekräftigt: „Eine wohnortnahe Versorgung auf hohem Niveau in der wachsenden Region im Südosten Schleswig-Holsteins ist das A und O. Es ist wichtig, dass wir als Parlamentarier uns von Kiel aus dafür stark machen, dass das Integrierte Notfallzentrum am Krankenhaus Reinbek optimale bauliche Bedingungen erhält.“

Jan-Marcus Rossa (FDP) ergänzt: „Das Reinbeker Krankenhaus ist wegen seiner hohen Qualitätsstandards prädestiniert, künftig die Notfallversorgung im Süden des Kreises Herzogtum Lauenburg zu gewährleisten. Eine Abwanderung nach Hamburg wäre ein herber Verlust. Wir müssen jetzt gemeinsam nach Wegen suchen, um ein INZ in Reinbek zu realisieren, andere Investitionen gegebenenfalls zurückstellen.“ Martin Habersaat (SPD) war zuversichtlich, dass es eine baldige bauliche Lösung geben wird. Darüber hinaus zeigte er sich beeindruckt von der hohen Fachexpertise der Mitarbeiter.

Größter Ausbildungsbetrieb Reinbeks

Auch Bürgermeister Björn Warmer unterstützt das Projekt: „Das Krankenhaus Reinbek ist nicht nur einer der größten Arbeitgeber in der Stadt, sondern auch der größte Ausbildungsbetrieb mit zukünftig 150 Plätzen. Da ist es wichtig, dass der Unterricht nicht in Provisorien stattfindet. Nur so bleibt der Standort Reinbek attraktiv.“