Ahrensburg. DAK-Gesundheitsreport: Viele Fehltage wegen psychischer Erkrankung. Krankenstand erhöht sich auf vier Prozent.

Der Krankenstand in Stormarn ist während der Corona-Pandemie leicht gestiegen, liegt aber unter dem Landesschnitt. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK-Gesundheit hervor, der die Fehltage der knapp 240.000 DAK-Versicherten in Schleswig-Holstein im ersten Halbjahr 2020 auswertet. Darunter sind rund 32.000 aus dem Kreis Stormarn.

Fehltage wegen Atemwegsinfekt stiegen am stärksten an

Der DAK-Gesundheitsreport 2020 für den Kreis Stormarn zeigt, wie sich die Fehltage im ersten Halbjahr entwickelt haben.
Der DAK-Gesundheitsreport 2020 für den Kreis Stormarn zeigt, wie sich die Fehltage im ersten Halbjahr entwickelt haben. © HA | DAK

Demnach erhöhte sich der Krankenstand in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,2 Punkte auf vier Prozent. Das heißt: Von 1000 Arbeitnehmern in Stormarn waren pro Tag durchschnittlich 40 krankgeschrieben. Landesweit waren es 42 Menschen. Auffällig dabei: Die Fehltage wegen Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis stiegen während dieses Zeitraums laut DAK am stärksten von allen Diagnosen an – und zwar um 15 Prozent. Besonders stark erhöht war der Krankenstand demnach zu Beginn der Pandemie im März mit 5,2 Prozent (Vorjahr: 4,3 Prozent) und April mit 4,5 Prozent (2,9 Prozent), danach ging er wieder deutlich zurück.

Sabrina Gregersen, DAK-Chefin in Ahrensburg, sagt: „Entgegen der Erwartungen ist ein nachhaltiger Anstieg der Arbeitsunfähigkeit ausgeblieben, obwohl es wegen der Pandemie noch bis Ende Mai die telefonische Krankschreibung gab.“ Ausfälle wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenleiden nahmen um 12,5 Prozent zu. Sie sorgten von Januar bis Juni für die meisten Fehltage. Je 100 DAK-Versicherte waren es 153 (1. Halbjahr 2019: 136), dahinter folgten psychische Erkrankungen mit 148 (145) und Atemwegserkrankungen mit 135 (117) Fehltagen. Letztere liegen laut DAK trotz Corona-Pandemie noch deutlich unter den Werten aus dem Grippejahr 2018. Im ersten Halbjahr 2018 kamen auf 100 DAK-Versicherte in Stormarn 153 Fehltage wegen solcher Diagnosen.

Depressionen, Neurosen und Angststörungen nahmen zu

Sabrina Gregersen leitet seit März 2020 das DAK-Servicezentrum in Ahrensburg.
Sabrina Gregersen leitet seit März 2020 das DAK-Servicezentrum in Ahrensburg. © HA | DAK

Die Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Neurosen und Angststörungen nahmen im ersten Halbjahr noch einmal um zwei Prozent zu und blieben damit auf einem hohen Niveau. 2019 waren sie für fast jeden vierten Fehltag der DAK-Versicherten im Kreis Stormarn verantwortlich (23,7 Prozent) und sorgten vor Muskel-Skelett-Erkrankungen (18,6 Prozent), Atemwegserkrankungen (13,5 Prozent) und Verletzungen (10,2 Prozent) für die meisten Ausfälle von Beschäftigten.

„Zentral ist, dass auch Arbeitgeber psychische Belastungen und Probleme aus der Tabuzone holen und ihren Mitarbeitern Hilfe anbieten“, sagt Sabrina Gregersen. „Wir stehen Firmen zur Seite und unterstützen die Versorgung und Wiedereingliederung psychisch belasteter und kranker Arbeitnehmer.“

Gründe für vermehrte psychische Erkrankungen unbekannt

Im Vergleich zu 2018 stiegen die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen in Stormarn im vergangenen Jahr um 75 Prozent an – von 205 auf 359 je 100 DAK-Versicherter. Stormarn lag damit deutlich über dem Landesschnitt von 292 Fehltagen pro 100 Versicherte wegen psychischer Erkrankungen. Gründe für die starke Zunahme und den vergleichsweise hohen Wert in Stormarn wisse sie nicht, sagt Sabrina Gregersen auf Anfrage dieser Redaktion.

Die zweitmeisten Fehltage in Stormarn gingen 2019 auf Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems zurück (282 je 100 Versicherte), danach folgen das Atmungssystem (205), Verletzungen (155) und Erkrankungen des Nervensystems sowie der Augen und Ohren (78).

DAK-Chefin: Homeoffice gut fürs seelische Gleichgewicht

Die Ahrensburger DAK-Chefin lobt die Krankschreibung per Telefon für Patienten mit leichten Erkältungssymptomen, die wegen einer Corona-Sonderregelung von März bis Ende Mai möglich war. Einfache Lösungen für das Krankschreibungsverfahren seien sehr sinnvoll, sagt Gregersen. Und weiter: „Wir müssen nicht nur bei Covid-19, sondern bei vielen Erkrankungen generell die Ansteckungsgefahr für das Praxispersonal und für andere Patienten mitbedenken. Wenn neue Formen der Kommunikation die persönliche Begegnung in der Arztpraxis ersetzen, ist das ein wichtiger Fortschritt.“

„Wir gewinnen in der Corona-Krise wertvolle Erkenntnisse, um gesundes Arbeiten für die digitale Zukunft neu zu definieren“, sagt sie. So senke das Arbeiten im Homeoffice nicht nur die Ansteckungsgefahr vor Virusinfektionen, sondern zahle sich auch für das seelische Gleichgewicht aus. „In jedem Fall ist es für Arbeitgeber ein ganz entscheidender Faktor, wenn der Stresspegel bei den Beschäftigten runter geht“, sagt die 40-Jährige, die seit März 2020 das Servicezentrum Ahrensburg der DAK-Gesundheit leitet. „Denn es gibt klare Zusammenhänge zwischen chronischem Stress und psychischen Erkrankungen.“