Glinde. Politik unterstützt die Pläne der Inhaber des Restaurants San Lorenzo. Entwurf des Bebauungsplans wird im Oktober erneut ausgelegt.
Iris und Giuseppe Dellavecchia haben in Glinde etwas ganz Besonderes geschaffen: ein italienisches Restaurant, das weit über die Grenzen der Stadt bekannt ist und zu den zehn besten in Deutschland zählt. Dementsprechend groß ist die Nachfrage, allerdings reicht der Platz im San Lorenzo nicht mehr aus. Um sich fit für die Zukunft zu machen, wollen die Gastronomen schon seit Langem erweitern.
Dafür sind sie auf die Unterstützung der Politik angewiesen. Es kam zu Verzögerungen. Jetzt muss der Entwurf des Bebauungsplans erneut ausgelegt werden. Das geschieht im Oktober für vier Wochen. Bürgermeister Rainhard Zug kann sich vorstellen, dass die Entscheidungsträger das Projekt im Dezember mit dem Satzungsbeschluss absegnen. Die Arbeiten könnten dann 2021 beginnen.
Stadtvertreter fassten Beschluss einstimmig
Robert Schmidt-Eichberg ist Architekt mit Büro in Reinbek und hat für die Dellavecchias das Konzept erarbeitet. Er sagt: „Die Genehmigung des Bauantrags dauert in der Regel zwei Monate. Frühestens im Sommer kommenden Jahres halte ich den Start für möglich.“ Dafür müsse man allerdings schnell planen und vor allem auch die Firmen bekommen.
Der Entwurf wurde bereits am 9. März im Rathaus ausgelegt. Nach einer Woche musste der Prozess gestoppt werden. Wegen Corona war das Verwaltungsgebäude für die Öffentlichkeit gesperrt. Weniger Probleme gab es indes bei der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange. Auf Hinweis der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises wurden noch zwei Gutachten erstellt: ein artenschutzrechtliches und eines zur Wasserhaushaltsbilanz. Das nun ergänzte Dokument wurde von der Politik nicht bemängelt. Einstimmig fasste die Stadtvertretung den Entwurfs- und Auslegungsbeschluss.
Restaurant soll barrierefreien Zugang bekommen
Das San Lorenzo liegt in idyllischer Umgebung am Mühlenteich. 1998 übernahm das Gastronomenpaar die 1887 erbaute Gründerzeitvilla als Pächter, kaufte die Immobilie neun Jahre später. 70 Plätze gibt es dort, 20 sollen hinzukommen. Doch das ist längst noch nicht alles: Vorgesehen sind unter anderem ein barrierefreier Zugang, eine größere Küche, neue sanitäre Anlagen und die Erweiterung des Wohnbereichs.
Die Eigentümer leben in dem Gebäude, das sich von jetzt 8,40 auf 11,30 Meter erhöhen soll, weil auf der ersten Etage ein Staffelgeschoss beabsichtigt ist. Die Mehrfamilienhäuser in der Nachbarschaft sind dreigeschossig und werden vom Anbau demnach nicht überragt. Die Grundfläche der Gründerzeitvilla wächst von 161 auf 226 Quadratmeter.
Zurzeit dürfen 45 Gäste zeitgleich ins Restaurant
Erste Pläne aus dem Jahr 2017 musste Architekt Schmidt-Eichberg überarbeiten. Er reduzierte die Fläche um 27 Prozent, dann gab es im Dezember 2019 Irritationen um Kennzahlen bei der neuen Variante. Konkret ging es um die sogenannte GRZ. Sie bestimmt den Flächenanteil eines Grundstücks, der bebaut werden darf – und lag immer noch bei 0,3. Das monierten Politiker.
Schmidt-Eichberg besuchte daraufhin die SPD-Fraktion und schaffte Klarheit. Er sicherte zu, den Wert für das Gebäude nicht auszuschöpfen. Allerdings wird dieser für die Umgestaltung der Außenanlagen benötigt. Dazu zählt auch die Terrasse. Im überarbeiteten Konzept ist zudem die wieder eingeführte Baumschutzsatzung berücksichtigt. Sie schreibt einen Mindestabstand von 1,50 Metern zwischen Gebäude und altem Baumbestand vor.
Der Nobel-Italiener kann wegen Corona und der damit verbundenen Abstandsregelung die Kapazität derzeit nicht auslasten, maximal 45 Gäste dürfen zeitgleich ins Restaurant. „Wir haben zu knapsen, kommen aber über die Runden“, sagt Iris Dellavecchia. Die Betreiber haben sieben Angestellte. Während andere Gastrobetriebe schließen oder auch Jobs abbauen, hält das Glinder Unternehmerpaar an seinem Personal fest. Entlassungen sind kein Thema. Giuseppe Dellavecchia beschreibt die Beziehung zu seinen Mitarbeitern so: „Das ist meine kleine Familie.“
Gebäude am Mühlenteich ist ein Wahrzeichen der Stadt
Schon ein Jahr nach der Eröffnung wurde das San Lorenzo vom Guide Michelin erwähnt, danach folgten namhafte Restaurant-Führer wie Gault-Millau und der Aral-Schlemmer-Atlas. Die Zeitschrift „Der Feinschmecker“ wählte es auf Platz zehn der besten Italiener hierzulande. Nachzulesen ist das in der Februar-Ausgabe 2016. Die Juroren loben neben den Speisen vor allem die große Weinauswahl, das Ambiente und die Herzlichkeit der Gastgeberin Iris Dellavecchia. „Sie bringt Sonne ins Gemüt“, heißt es in dem Votum der Experten.
Das in weißer Farbe gestrichene Gebäude am Kupfermühlenweg ist eines der Wahrzeichen Glindes neben Gutshaus und Suck’scher Kate, die beide im Zentrum liegen. Es hatte mehrere Eigentürmer und war immer Gastrobetrieb unter verschiedenen Namen. Inzwischen ist die Immobilie unter der Bezeichnung „Villa Bode“ bekannt.