Ahrensburg. Der Ahrensburger Stadtverband legt sich auf Barsbüttels parteilosen Verwaltungschef als Bewerber fest.

Die Mitglieder des CDU-Stadtverbands haben sich für Thomas Schreitmüller als Bürgermeisterkandidaten in Ahrensburg ausgesprochen. Auf der Versammlung am Freitagabend stimmten 37 der 44 anwesenden Christdemokraten für den Vorschlag ihres Vorstands, sechs waren dagegen (bei einer Enthaltung). Schreitmüller, der seit 2007 Verwaltungschef in Barsbüttel ist, zeigt sich anschließend zufrieden mit dem „guten und ehrlichen Ergebnis“.

52-Jähriger will auch andere Parteien überzeugen

Als Nächstes wolle er nun das Gespräch mit den Vorsitzenden der anderen Parteien in Ahrensburg suchen, „um mein Interesse kundzutun, auch deren Kandidat zu werden“. Der 52-Jährige wird bei der Wahl, die parallel zur Bundestagswahl voraussichtlich im Herbst 2021 vorgesehen ist, als parteiloser Bewerber antreten. Aus der CDU war Schreitmüller 2015 nach einem Streit um die Rathaussanierung in Barsbüttel ausgetreten – eine erneute Mitgliedschaft schließt er derzeit aus. Er sagt: „Ich bin auch wählbar für andere Parteien.“

Ihm sei es wichtig, als Gemeinschaft aufzutreten. „Ein Bürgermeister ist kein Einzelkämpfer“, sagt Schreitmüller. Wer eine Stadt erfolgreich weiterentwickeln wolle, müsse gut mit sämtlichen Fraktionen arbeiten können und es schaffen, alle Bürger mitzunehmen. Das ist es auch, was sich der CDU-Vorsitzende Maik Neubacher erhofft. Bei seiner Arbeit als Kreistagsabgeordneter habe er zunächst unter Klaus Plöger (SPD) und nun unter Henning Görtz (CDU) erlebt, wie es zwei Landräten unabhängig von ihrem Parteibuch gelinge, die Akteure zusammenzubringen. „Im Kreis gibt es kein Hauen und Stechen“, sagt Neubacher. Das wünsche er sich auch in Ahrensburg.

Bewerber plant Gespräche mit Multiplikatoren

Anfang des Jahres hatte er Kontakt zu Schreitmüller aufgenommen, bis vor Kurzem seien nur zwei weitere CDU-Mitglieder eingeweiht gewesen: der Ahrensburger Landtagsabgeordnete Tobias Koch und Fraktionschef Detlef Levenhagen. Erst am 11. August sei der Bewerber dem gesamten Vorstand und der Fraktion vorgestellt worden.

Große Wahlversprechen gibt es von Thomas Schreitmüller nicht zu hören. „Diesbezüglich bin ich eher zurückhaltend“, sagt er. In den kommenden Wochen und Monaten wolle er mit den Multiplikatoren in Ahrensburg sprechen, zum Beispiel mit Schulleitern, dem Personalrat im Rathaus und den Vereinsvorsitzenden. Er wolle erfahren, in welchen Bereichen die Stadt bereits Gutes leiste und wo sie sich noch verbessern könne.

Schreitmüller ist im Stadtteil Am Hagen aufgewachsen

Einen Arbeitsschwerpunkt sieht er in der Unterstützung der Vereine. Er sagt: „Ohne ehrenamtliches Engagement funktioniert es nicht, dass sich die Menschen in einer Stadt wohlfühlen.“ Eine weitere Aufgabe sei es, in Zeiten des immer weiter zunehmenden Online-Handels die Attraktivität der Innenstadt zu bewahren. „Ahrensburg hat viele Geschäfte zu bieten. Das ist ein großes Pfund“, sagt er. Auch Grünflächen und Wälder sind ihm wichtig. „Sie sind nötig, um sich in einer Stadt wohlzufühlen.“ Im Fokus stehe für ihn auch das Thema Nachhaltigkeit. Häufig werde lieber neu gebaut, anstatt das Geld in die Unterhaltung zu stecken, etwa bei Schulen.

Schreitmüller bezeichnet sich selbst als „Ahrensburger Jung“. Er ist in der Schlossstadt aufgewachsen, nach seiner Geburt kauften die Eltern ein Haus im Stadtteil Am Hagen. Dort besuchte er die Grundschule, trat 1975 der Fußballsparte des SSC Hagen bei. Jahrzehntelang habe er in verschiedenen Teams gespielt und sich auch als Trainer einer Jugendmannschaft engagiert. In der Schlosskirche sei er getauft und im Kirchsaal Hagen konfirmiert worden. Anfang der 1990er-Jahre trat er in die CDU ein, war auch im Vorstand aktiv. Mit Ahrensburg verbinde er viele Erinnerungen, sein Vater und seine Schwester leben immer noch in der Stadt. Auch am Tag nach dem Votum der CDU-Mitglieder steht ein Besuch an. „Sie wollen natürlich wissen, wie es gelaufen ist“, sagt er.

Kandidat hat 20 Jahre Erfahrung als Bürgermeister

Diese Verbundenheit zu Ahrensburg habe den Ausschlag gegeben, als Bürgermeister kandidieren zu wollen. In der Vergangenheit habe er bereits Angebote aus anderen Orten erhalten, ein Wechsel sei für ihn aber nie infrage gekommen. „Wenn es mir darum gegangen wäre, Karriere zu machen, hätte ich das längst tun können“, sagt er. Auch ums Geld gehe es ihm nicht. Der Job in Ahrensburg ist höher dotiert, weil die Stadt mehr Einwohner als Barsbüttel hat.

Einen Vorteil sieht er darin, „Verwaltung von der Pike auf gelernt“ zu haben. Seine Ausbildung machte Schreitmüller in Großhansdorf, baute dort die Umweltabteilung auf und wurde Leiter des Bauamtes. 1999 wurde er Rathauschef in Tangstedt, 2007 erfolgte der Wechsel nach Barsbüttel. „Mit mehr als 20 Bürgermeisterjahren gehöre ich zu den dienstältesten und erfahrensten Verwaltungschefs in Schleswig-Holstein“, sagt er. Sollte er in Ahrensburg nicht gewählt werden, werde er seine dritte Amtszeit in Barsbüttel ganz normal zu Ende bringen. Bei einem positiven Wahlergebnis sei es für ihn „absolut vorstellbar, mittelfristig wieder nach Ahrensburg zu ziehen“. Derzeit lebt er mit seiner Lebensgefährtin und ihren 10 und 13 Jahre alten Kindern in Wentorf.

Sarach wird voraussichtlich nicht erneut kandidieren

Gegen welche Mitbewerber Thomas Schreitmüller bei der Wahl in Ahrensburg antreten wird, steht noch nicht fest. Andere Parteien haben bislang keine Kandidaten benannt. Für den aktuellen Verwaltungschef Michael Sarach endet die zweite Amtszeit im April 2022. Der 67-Jährige, der seit 2010 Chef im Rathaus ist, wird sich voraussichtlich nicht erneut zur Wahl stellen. Dazu sagte er dieser Zeitung: „Im Moment ziehe ich eine Kandidatur nicht in Erwägung.“