Ahrensburg. Ab Dezember sollen elektrisch angetriebene London-Taxis über die Straßen der Schlossstadt rollen. Nun wird ein Projektleiter gesucht.

Die Vorbereitungen für die Einführung des Fahrdienstes Ioki in Ahrensburg laufen auf Hochtouren. Die Stadt hat mittlerweile den offiziellen Förderbescheid über 939.121 Euro für den einjährigen Testbetrieb erhalten. „Damit sind alle Kosten, die uns durch das Projekt entstehen, vollständig gedeckt“, sagt Klimaschutzmanagerin Jule Lehmann.

Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember sollen die Shuttles der Bahn-Tochter erstmals durch Ahrensburg rollen – zunächst befristet bis Ende 2021.

Fokus auf der Anbindung der Gewerbegebiete an de Bahnverkehr

Auf welchen Routen die Fahrzeuge verkehren, wird sich erst in den kommenden Monaten entscheiden. Mitte September will Ioki den Politikern die Ergebnisse einer Mobilitätsanalyse vorstellen. Das Unternehmen untersucht zurzeit die Verkehrsströme in Ahrensburg, um zu ermitteln, auf welchen Strecken es den größten Bedarf für ein On-Demand-Angebot gibt. Auch eine Bürgerbeteiligung ist noch geplant.

Fest steht: „Ein Fokus wird auf der Anbindung der Gewerbegebiete an den Bahnverkehr liegen“, sagt Lehmann. Für die Mitarbeiter der dortigen Firmen soll es künftig eine schnelle Verbindung zu dem Regional- und den U-Bahnhöfen geben.

„Wenn jemand in nicht mal zehn Minuten vom U-Bahnhof zur Arbeit kommt, ist das ein guter Anreiz, auf das Auto zu verzichten“, sagt die Klimaschutzmanagerin. Zweiter Schwerpunkt werden die Wohngebiete sein. „Die Ahrensburger sollen schnell und unkompliziert von ihrem Zuhause zum Bahnhof und in die Innenstadt gelangen, ohne das Auto nutzen zu müssen.“

In Hamburg fahren die Shuttles bereits seit Sommer 2018

Ahrensburgs Klimaschutzmanagerin Jule Lehmann (26) will den Autoverkehr in der Stadt reduzieren.
Ahrensburgs Klimaschutzmanagerin Jule Lehmann (26) will den Autoverkehr in der Stadt reduzieren. © Janina Dietrich

Mit „ziemlicher Sicherheit“ werden laut Lehmann in Ahrensburg fünf Fahrzeuge im Einsatz sein. Sie sagt: „Mehr geht nicht. Durch das Fördergeld sind wir finanziell begrenzt.“ Die Projektbeteiligten haben sich für die gleichen Modelle wie in Hamburg entschieden: die elektrisch angetriebenen London-Taxis des britischen Herstellers LEVC. Sie können nach Angaben der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH), die den Service betreiben werden, pro Tour mindestens sechs Fahrgäste befördern.

In der Metropole fahren die Shuttles bereits seit Sommer 2018 in den Stadtteilen Osdorf und Lurup sowie seit Herbst 2019 auch in Billbrook. Ziel ist es, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu ergänzen, um durch eine bessere Abdeckung den Individualverkehr zu reduzieren und die Straßen zu entlasten. Inwieweit das auch außerhalb einer Großstadt funktioniert, will das Reallabor Hamburg nun im Kreis Stormarn mit zwei Projekten testen.

Neben Ahrensburg werden von Dezember 2020 an auch Ioki-Shuttles in der Region Brunsbek/Rausdorf fahren. Die Ergebnisse werden wissenschaftlich ausgewertet und auf dem ITS-Kongress im Oktober 2021 in Hamburg vorgestellt. Ursprünglich war für die Schlossstadt ein Testbetrieb mit den Fahrzeugen der VW-Tochter Moia geplant gewesen. Doch die Politiker hatten sich im letzten Moment für Konkurrent Ioki entschieden, weil sie das Konzept mehr überzeugte.

Neuer Mitarbeiter soll das Vorhaben koordinieren

Für das Vorhaben in Ahrensburg sucht die Stadtverwaltung nun einen Projektmanager. Die bis Ende 2021 befristete Vollzeitstelle wurde am Mittwoch ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist endet am 3. September. Bezahlt wird sie mit dem Fördergeld. „Wir hoffen, bis Ende September/Anfang Oktober jemanden zu haben, der sich ausschließlich um das Thema kümmert“, sagt Lehmann, die das Projekt derzeit mit Fachdienstleiter Ulrich Kewersun neben ihren sonstigen Tätigkeiten betreut.

Der neue Mitarbeiter soll das Vorhaben koordinieren, zum Beispiel die Absprachen mit Ioki, den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein und dem Kreis Stormarn als Träger des ÖPNV führen. Zudem ist er dafür zuständig, das Angebot bei den Bürgern bekannt zu machen und sich um die Öffentlichkeitsarbeit zu kümmern. Auch müssen Berichte und Verwendungsnachweise für den Fördermittelgeber erstellt und der Projektfortschritt überwacht werden. Zum Ende hin müssen die Politiker entscheiden, ob sie den Service auch nach dem Testbetrieb fortführen und mit städtischem Geld finanzieren wollen. Der Projektmanager soll diesen Entscheidungsprozess vorbereiten und Vorschläge machen, wie das Angebot weiterzuentwickeln ist.

Bei On-Demand-Angeboten gibt es keine festen Fahrpläne, die Nutzer müssen die Shuttles individuell über eine Smartphone-App anfordern. Dort geben sie den gewünschten Start- und Zielort innerhalb eines festgelegten Gebiets ein, erhalten dann eine Abfahrtszeit. Die App versucht, die Anfragen zu bündeln, damit sich mehrere Kunden einen Wagen teilen können. Fahrgäste benötigen ein HVV-Ticket und zahlen für die Nutzung von Ioki eine Zusatzgebühr. In Hamburg liegt sie derzeit bei einem Euro.

E-Säulen werden nur 30 Minuten pro Tag genutzt

Die sechs Ladesäulen der Stadtwerke Ahrensburg für Elektrofahrzeuge werden kaum genutzt. Das teilte die Verwaltung jetzt den Mitgliedern des Umweltausschusses mit. „Die Stadtwerke fahren mit den Stationen derzeit ein dickes Minus ein“, sagte Klimaschutzmanagerin Jule Lehmann. „Sie sind nur durchschnittlich 30 Minuten pro Tag ausgelastet.“ Laut Bauamtsleiter Peter Kania ist die städtische Tochtergesellschaft deshalb momentan nicht bereit, mehr als die bereits geplanten E-Ladesäulen zu errichten.

Eine der E-Ladesäulen in Ahrensburg
Eine der E-Ladesäulen in Ahrensburg © Ralph Klingel-Domdey

Anlass war ein Antrag der Grünen, die eine Ausweitung des Ladenetzes auf die Wohngebiete in Ahrensburg fordern. Nur so werde es gelingen, mehr Menschen zum Umstieg auf ein E-Auto zu bewegen, sagte der Grünen-Politiker Jasper Lauert. Bis Ende 2021 seien von den Stadtwerken keine öffentlichen Ladesäulen außerhalb des engeren Innenstadtgebiets geplant, das müsse sich ändern. Die Grünen wollen, dass die Verwaltung ein entsprechendes Konzept inklusive Zeitplan erarbeitet. Unterstützung gab es von der CDU. Fraktionschef Detlef Levenhagen sagte: „Für mich ist das eine Investition in die Zukunft.“

Die Verwaltung steht dem Thema skeptisch gegenüber. „In Wohngebieten kommen unserer Ansicht nach nur private Ladestationen in Frage, etwa von Wohnungsbaugesellschaften“, sagte Kania. „Die Autos würden die Säulen die ganze Nacht belegen, das ist nicht effektiv.“ Weil die FDP Beratungsbedarf anmeldete, wurde eine Abstimmung auf die Sitzung im September verschoben.