Ahrensburg. Die Stadtverwaltung bereitet bereits alles vor, damit die Bahntochter noch in diesem Jahr mit ihren Shuttles an den Start gehen kann.
Trotz Corona-Krise sollen noch in diesem Jahr die ersten Ioki-Shuttles durch Ahrensburg rollen. Die Stadtverwaltung bereitet derzeit alles für die Einführung des Fahrdienstes vor. „Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2020 wollen wir die Praxisphase starten“, sagt Klimaschutzmanagerin Jule Lehmann. Coronabedingte Einschränkungen seien bislang nicht absehbar. Wie viele Wagen der Bahn-Tochter in der Schlossstadt eingesetzt werden und auf welchen Routen sie fahren, entscheidet sich in den kommenden Monaten.
Ein Ziel ist es, den Individualverkehr zu reduzieren
Zunächst wird Ioki laut Lehmann in Kürze damit beginnen, die Verkehrsströme in Ahrensburg zu analysieren und aufzudecken, auf welchen Strecken es den größten Bedarf für ein On-Demand-Angebot gibt. Die Shuttles sollen als Ergänzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) dienen und Pendler zum Beispiel zum nächsten U-, S- oder Regionalbahnhof bringen, wenn es für die Strecke keine geeignete Busverbindung gibt. Auch Fahrten in den späten Abendstunden sind möglich.
Ein Ziel ist es, den Individualverkehr zu reduzieren und damit eine Verkehrsentlastung in Ahrensburg zu bewirken. Bürger sollen durch eine bessere Abdeckung des Stadtgebiets mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Umsteigen bewegt werden. „Die Ergebnisse der Mobilitätsanalyse werden wir voraussichtlich im September in den politischen Ausschüssen vorstellen“, sagt Lehmann. Ioki werde anhand der ausgewerteten Daten einen Vorschlag unterbreiten, auf welchen Strecken ein On-Demand-Angebot sinnvoll sei. Auch eine Bürgerbeteiligung ist laut Lehmann geplant. In welcher Form steht allerdings noch nicht fest.
Ahrensburger Politiker erteilten Moia eine Absage
Die Ioki-Shuttles werden zunächst nur für zwölf Monate durch Ahrensburg fahren – also bis Ende 2021. Denn es handelt sich um ein Test-Projekt, die Ergebnisse werden anschließend wissenschaftlich ausgewertet. Die nationale Plattform „Zukunft der Mobilität“ der Bundesregierung prüft derzeit in verschiedenen Städten und Regionen unterschiedliche umweltfreundliche Verkehrsangebote, um daraus Handlungsempfehlungen für ganz Deutschland zu entwickeln. Ahrensburg ist Teil des sogenannten Reallabors Hamburg. Ursprünglich sollte der Fahrdienst Moia für einen öffentlich geförderten Testbetrieb in die Schlossstadt kommen. Im letzten Moment entschieden sich die Ahrensburger Politiker Anfang des Jahres dazu, das Projekt mit Konkurrent Ioki zu machen.
Die Stadt hat dafür einen Förderantrag beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Jülich gestellt – der Zentrale für Fördergeld, das über den Bund abgewickelt wird. Einen vorläufigen positiven Bescheid über 939.000 Euro habe Ahrensburg bereits erhalten, sagt Jule Lehmann. „Auf den offiziellen Förderbescheid warten wir aber noch.“ Das Geld soll für den späteren Betrieb der Fahrzeuge genutzt werden, aber auch eine zusätzliche Stelle im Rathaus finanzieren, die sich nur um das Ioki-Projekt kümmern wird.
Kunden zahlen für die Nutzung eine Zusatzgebühr
Die Stadtverordneten haben die bis zum Jahresende 2021 befristete Stelle im Nachtragsplan beschlossen. Sobald der Haushalt von der Kommunalaufsicht in Kiel genehmigt worden ist, soll sie ausgeschrieben werden. Der neue Verwaltungsmitarbeiter wird für die Koordination des Projekts verantwortlich sein, zum Beispiel die Absprachen mit Ioki, den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) als Betreiber und dem Kreis Stormarn als Träger des ÖPNV führen. Die Person soll sich laut Lehmann aber auch um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern und die erforderlichen Zwischenberichte an die Förderstelle liefern.
Bei On-Demand-Angeboten müssen Kunden die Fahrdienste individuell anfordern, es gibt weder einen festen Fahrplan noch Linien. Dafür laden die Nutzer eine App herunter, geben dort Start- und Zielort ein. In Hamburg fahren die Fahrzeuge der Bahn-Tochter bereits seit 2018 in den westlichen Stadtteilen Lurup und Osdorf und seit Ende 2019 auch in Billbrook im Osten der Metropole. Wer den Service nutzen will, benötigt ein HVV-Ticket und muss dann pro Fahrt mit Ioki eine Zusatzgebühr von einem Euro entrichten. Die Betreiber versuchen, Fahrten mehrerer Kunden zu bündeln, um die Umwelt zu entlasten.
Die Fördermittel reichen für fünf Fahrzeuge aus
In Ahrensburg könnten etwa fünf Fahrzeuge eingesetzt werden. „Für diese Größenordnung werden die Fördermittel ausreichen“, sagt Lehmann. Sollte das Angebot umfangreicher werden, müssten die Stadt Ahrensburg oder der Kreis Stormarn als Träger des ÖPNV dies finanzieren. Das gilt auch, wenn das Projekt nach der Testphase fortgeführt werden soll. Ioki und die VHH betonten bereits bei der Vorstellung Anfang des Jahres, sich ein längeres Engagement in Ahrensburg vorstellen zu können.