Bad Oldesloe. Hort zählt für Geschwisterermäßigung, Offene Ganztagsschule nicht: Ahrensburger rechnen Kreistag bis zu 5000 Euro Mehrkosten vor.

Für Familien mit mehreren Kindern können die Folgen der Kita-Reform in Schleswig-Holstein zu finanziellen Mehrbelastungen von 20.000 Euro in vier Jahren führen. Das haben Mütter und Väter in der Einwohnerfragestunde der Kreistagssitzung vorgerechnet. Schon am Eingang demonstrierten Eltern aus Ahrensburg und Ammersbek mit Pappschildern, auf denen ihre persönlichen Zusatzkosten standen, für mehr Gerechtigkeit.

„Wir stehen hier für mehrere Hundert Eltern“

Kernpunkt ist die unterschiedliche Behandlung von Grundschülern in mehreren Kommunen. Sind sie nachmittags in einem Hort untergebracht, zählen sie bei der Ermittlung von Geschwisterermäßigungen mit. Besuchen sie aber eine offene Ganztagsschule (OGS), gelten sie nicht als sogenannte Zählkinder. Das hat am Beispiel Ahrensburg zur Folge, dass Kinder in der Schlossschule (mit Hort) ganz anders behandelt werden als in der einen guten Kilometer entfernten Reesenbüttelschule (mit OGS).

„Wir stehen hier für mehrere Hundert Eltern“, sagte Maren Warneke, die durch frühes Erscheinen einen der wegen der Corona-Abstandsregeln streng limitierten Plätze auf der Besuchertribüne ergattert hatte. Für ihre zwei Kinder erwartet sie monatlich 211 Euro Mehrkosten. „Gerade in diesen Krisenzeiten kann das Familien finanziell an ihre Grenzen bringen“, sagte sie.

Mutter rechnet mit 260 Euro Mehrkosten im Monat

Von Gesa Siegmunds drei Kindern werden zwei von August an in einer OGS betreut. Wären sie im Hort, gäbe es fürs jüngste Kind weiterhin Ermäßigung – so kommen monatlich 451 Euro Zusatzkosten auf die Eltern zu, und das über vier Jahre. „Wie begründen Sie diese soziale Ungerechtigkeit?“, fragte Siegmund.

Ähnlich ist die Situation für Miriam Lichtenfeld und ihre drei Kinder. Sie rechnet mit 260 Euro Mehrkosten im Monat. „Die Betreuung endet bei uns um 14 Uhr, bei einer längeren Dauer wäre es noch deutlich mehr.“ Für sie ist die Kita-Reform „eine große Lüge und keine Familienförderung“. Finanziell würden vor allem Ein-Kind-Familien profitieren.

Kreiselternvertreter rügt Belastung der Geringverdiener

„Es ist frustrierend, dass OGS-Kinder abgestraft werden“, sagte Matthias Latz, der zwei Kinder an der Grundschule und zwei in der Kita hat. Für deren Betreuung zahle er künftig fast 2800 Euro jährlich mehr als jetzt.

Auf ein weiteres Problem wies der Oldesloer Tom Winter als Mitglied der Kreiselternvertretung hin: Die Absenkung der Geschwisterermäßigung fürs zweite Kind von jetzt 70 auf 50 Prozent führe besonders im unteren Bereich der Sozialstaffel zu Mehrkosten. „Menschen mit geringen Einkommen werden erstmals zahlen müssen“, sagte er. So kämen auf eine alleinerziehende Mutter mit Krippenkind 1200 Euro jährlich zu. Eine Geringverdiener-Familie mit zwei kleinen Kindern müsse 1500 statt 125 Euro im Jahr zahlen. Winter appellierte an die Abgeordneten, die „familienfeindliche“ Satzung nicht vorschnell zu beschließen.

Reinbek hat anders entschieden als Ahrensburg

Unverständnis äußerte auch Jan Hansen, Elternbeiratsvorsitzender der Schule Am Reesenbüttel in Ahrensburg. Das Land propagiere den Ausbau der Offenen Ganztagsschule. „Da sollte man Kommunen, die bei der OGS mutig vorangehen, nicht noch Knüppel zwischen die Beine werfen“, so Hansen.

Landrat Henning Görtz erinnerte daran, dass in der Kreis-Regelung OGS-Kinder noch nie berücksichtigt worden seien. „Ahrensburg will dies für sich jetzt abschaffen, das hat die aktuelle Situation ausgelöst.“ Stormarn halte sich an die Vorgaben der Landesregierung, die eine einheitliche Lösung fordere. Das gelte auch für die künftigen Geschwisterbeiträge in der Reihenfolge 100, 50 und null Prozent. Andererseits werde auch der Personalschlüssel je Gruppe von 1,5 auf 2,0 erhöht.

Reinbeker Kreistagsabgeordnete zeigte anderen Weg

„Wir können erst dann über mehr freiwillige Leistungen beraten, wenn die tatsächlichen Mehrkosten und Einsparungen für Eltern, Kommunen und Kreis feststehen“, sagt Görtz. Das sei frühestens ab Januar der Fall.

Für Tom Winter von der Kreiselternvertretung ist das die verkehrte Herangehensweise. „Andersherum wäre es besser: Man sollte darüber nachdenken, an der bisherigen Regelung festzuhalten und erst dann die Zahlen zu überprüfen.“ Mutter Miriam Lichtenfeld ergänzte: „So müssen die Eltern erst mal zahlen und bekommen nichts zurück.“

Der Reinbeker Kreistagsabgeordnete Gerd Prüfer, der auch Stadtverordneter ist, zeigte einen anderen Weg: „In meiner Heimatstadt haben wir die OGS-Ermäßigung als Stadt weiter übernommen, bis die Sache geklärt wird.“ Auch Ahrensburg sei nicht gezwungen, seine bisherige Regelung aufzugeben.