Glinde. Auf dem Gelände des Central-Parks wird illegal Müll entsorgt, der die Nagetiere anzieht. Einsatz des Kammerjägers hilft nicht.
Neben dem hölzernen Unterstand, in dem die Mülltonnen für Mieter und Eigner der Wohnungen des Central-Parks in der Glinder Innenstadt untergebracht sind, sieht es schrecklich aus. Auf mehreren Quadratmetern stapelt sich illegal entsorgter Abfall: zum Beispiel eine blaue Zweier-Couch, eine größere Garnitur, die in mehrere Teile zerlegt ist, ein Kühlschrank, Spiegel, Stuhl, eine kaputte Kühlbox, ein ausrangiertes Kinderzelt, eine braune Kommode und jede Menge Sperrhölzer, die bis zu zwei Meter lang sind.
Oft schmeißen Umweltverschmutzer dort und an anderen Stellen auf dem Grundstück auch Plastiktüten mit Speiseresten hin, was nicht ohne Folgen bleibt. Der Müll zieht Ratten an. Die Tiere klettern das Gebäude empor und haben sich bereits im Dachboden breitgemacht. Bewohner der Immobilie sind genervt und verärgert.
Umweltverschmutzer legen Müll auf dem Areal ab
Einer von ihnen ist Friedhelm Hartung (65). Er ist Eigentümer einer 98 Quadratmeter großen Penthouse-Wohnung im fünften Stock und lebt dort seit zwei Jahren. „Vor Kurzem lag hier eine tote Ratte auf dem Weg vor dem Hauseingang“, berichtet der Rentner. Wenn Hartung über die Zustände redet, ist ihm der Frust anzumerken. „Die Ratten sind ja schlau, passen sich an. Und vor allem übertragen sie Krankheiten.“
In seine Wohnung haben es die Nager bislang nicht geschafft. Sauer ist er vor allem auf jene, die ihren Müll auf dem Areal an der Möllner Landstraße ablegen. Das seien Personen, die nicht in dem Gebäudekomplex mit seinen bis zu sechs Geschossen lebten. Seine Frau habe jüngst beim Blick aus dem Fenster einen solchen Umweltverschmutzer registriert. Allerdings war es dunkel und das Nummernschild des Autos nicht zu erkennen. Zeit, nach unten zu gehen, um geschützt hinter der Scheibe der Eingangstür Ziffern und Buchstaben aufzuschreiben, blieb nicht. „Der hat sich ganz schnell aus dem Staub gemacht“, sagt Hartung.
Ungehalten über die Situation ist auch Izet Beganovic, seit 15 Jahren Mieter einer kleinen Wohnung im Central-Park, der in unmittelbarer Nähe des Gutshauses liegt und nur durch eine Rasenfläche von dem Wahrzeichen der 18.700 Einwohner zählenden Stadt getrennt ist. Er sagt: „Seit zwei Jahren ist es besonders schlimm. Wir kriegen die Rattenplage einfach nicht in den Griff.“ Der 73-Jährige vermutet, dass die Nager auch vom Marktplatz aus auf das Grundstück gelangen.
Auch an der Glinder Au gibt es große Population der Nager
Mit dieser Annahme liegt er wohl richtig. „Denn in diesem Bereich haben wir auch ein Rattenproblem“, sagt Baubetriebshofleiter Andreas Gostomczyk. „Im Moment ist es sogar größer als sonst“. Er hat Experten beauftragt, sich der Sache anzunehmen. „Die waren auch schon am Markt, werden jetzt aber noch mehr Köder aufstellen.“
Ein zweiter Schwerpunkt mit hohem Rattenaufkommen sei am Fluss Glinder Au. „Dort hat sich die Lage zuletzt verbessert wegen der Dauerbekämpfung“, so Gostomczyk, der dafür verantwortlich ist, derartigen Missständen auf städtischem Grund entgegenzuwirken. Für private Areale ist das Rathaus nicht zuständig.
Beganovic zeigt indes drei fußgroße Löcher im Boden unter Gestrüpp am Holzunterstand. „Da kommen sie raus und verteilen sich“, sagt er. Insbesondere in den Abendstunden ab 22 Uhr und am frühen Morgen sind ihm immer wieder Nager am Central-Park über den Weg gelaufen. Weil es dann ruhig sei in der City. „Die krabbeln das Gebäude hoch bis in den fünften Stock, wurden dort auf einer Terrasse gesichtet“, erzählt der Mieter.
Videokamera-Attrappe hat keine abschreckende Wirkung
Einige Tiere waren in das Gebäude eingedrungen und nisteten sich im Dachboden ein. Wütend auf die Hausverwaltung mit Sitz in Norderstedt sind die Bewohner nicht. Diese bemühe sich, der Lage Herr zu werden, betont Beganovic. Doch das gelingt nicht. „Alle drei Monate kommt der Kammerjäger, aber irgendwie ist das wie ein Fass ohne Boden“, sagt ein Hausmeister, der anonym bleiben möchte. Er erzählt auch von den Plastiktüten mit Essensresten, die er regelmäßig findet. Zudem seien Bewohner unbedacht und ließen die Deckel der Mülltonnen offen. „Und wenn illegal abgestelltes Mobiliar morgens abgeholt wird, stehen einen Tag später schon wieder Dinge dort.“
Der Hausmeister hat mehrfach den Express-Dienst zwecks Entsorgung geordert. Das kostet jedes Mal 40 Euro und wird auf die Bewohner umgelegt. Friedhelm Hartung wünscht sich, dass die Hausverwaltung am Holzunterstand eine Videokamera anbringt und es so gelingt, die Umweltsünder zu schnappen. Das jetzige Gerät am Mülltonnenhäuschen ist nur eine Attrappe, die keine abschreckende Wirkung hat.