Glinde. Arbeiten auf der Großbaustelle gehen voran. Am Golf Gut soll 2021 eine Wellnessoase samt Hotel für rund 50 Millionen Euro eröffnen.

Sie fahren im Viertelstundentakt vor, die mit Zement beladenen Lastwagen. Auf einem 36.000 Quadratmeter großen Areal neben der Golfanlage in Glinde herrscht Hochbetrieb. Es ist die größte Baustelle der Stadt. Wegen der drei 35 Meter hohen Kräne ist sie schon von Weitem zu sehen. Hier entsteht derzeit eine Wellnessoase samt Hotel für rund 50 Millionen Euro. Der Komplex wird im Stil eines balinesischen Dorfes gebaut und ist für Tagesgäste sowie Urlauber gedacht. Am Plan, im Spätherbst 2021 zu eröffnen, halten die Investoren trotz Corona fest.

Verzögerung durch ergiebigen Regen im Februar

„Wir sind vier Wochen in Verzug, weil wir im Februar viel Regen hatten“, sagt Jörg Krause. Der 51 Jahre alte Ingenieur ist bautechnischer Leiter des Projekts. Das einzige Problem sei derzeit die Lieferung des Stahls. Er sei normalerweise drei bis vier Tage nach der Bestellung da, nun dauere das drei Wochen. Trotzdem geht es voran. „Wir sind gerade im Rohbau und arbeiten ausschließlich im Freien, können also den Abstand halten“, so Krause.

Frühaufsteher: Die Arbeit auf der Baustelle beginnt für Rüdiger Schmidt, Polier aus Parchim, um 7 Uhr morgens.
Frühaufsteher: Die Arbeit auf der Baustelle beginnt für Rüdiger Schmidt, Polier aus Parchim, um 7 Uhr morgens. © René Soukup

25 Handwerker sind derzeit vor Ort, knapp die Hälfte davon kommt aus Portugal. Sie haben Wohnungen in der Umgebung, die Container auf dem Areal dienen zum Beispiel als Besprechungs- und Pausenräume, in einigen sind die sanitären Anlagen. Polier Rüdiger Schmidt reist jeden Tag aus Parchim an. Der 63-Jährige sagt: „Wir beginnen morgens um 7 und hören gegen 18 Uhr auf. Einige Mitarbeiter sind auch sonnabends im Einsatz.“ 600 Kubikmeter Beton seien bisher vergossen worden.

Hotel kann bei Bedarf sogar noch erweitert werden

Ingenieur Krause pendelt mit der Bahn zwischen seinem Wohnort Berlin, Glinde und Köln, dem Sitz seines Arbeitgebers. Die Chefs heißen Stephan und Markus Theune. Das Brüderpaar gehört mit seinem Unternehmen bundesweit zu den Marktführern im Segment gehobener Wellnessanlagen. Vier Häuser betreiben die Theunes derzeit, die moderneren mit dem Namen Vabali Spa befinden sich in der Hauptstadt sowie in Düsseldorf. Auch das Objekt in Glinde wird so heißen, ist jedoch wesentlich voluminöser.

Das dreigeschossige Vier-Sterne-Hotel mit 80 Zimmern kann bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt um 75 Prozent der Kapazitäten erweitert werden. Die Anlage umfasst unter anderem 13 Saunen, zwei Dampfbäder und ein Laconium – eine milde Saunavariante und römisches Schwitz- und Entschlackungsbad mit einer Temperatur von 55 bis 65 Grad. Nicht zu vergessen der 1000 Quadratmeter große Naturschwimmteich mit integriertem Pool.

Drei Reisen nach Asien für Materialbeschaffung geplant

Für das Hotel wird gerade der Keller gebaut, auch sind die Fortschritte bei den Fundamenten für den Spabereich täglich zu sehen. Zum Beispiel in einer unterirdischen Technikzentrale, die 300 Quadratmeter misst und eine 3,50 Meter hohe Filteranlage beinhaltet. Eine weitere mit unter anderem zwei Blockheizkraftwerken ist genauso groß. Richtung Golfanlage ragen Dutzende grüne Rohre aus dem Boden. Dort verlaufen die Abwasserleitungen auf dem Gelände: Sie sind etwa einen Kilometer lang. Und der Abschnitt für den Innenpool ist auch schon ausgegraben.

Ende 2020 soll der Rohbau fertig sein, der Innenausbau mit den Fenstern schon im September starten. „Dann haben wir bis zu 100 Handwerker hier“, sagt Krause. Allein für die Haustechnik samt Lüftung seien 25 Kräfte vorgesehen. Eine Erhöhung des Budgets befürchtet er nicht. In den 50 Millionen Euro sei bereits eine Reserve eingeplant.

Mobiliar und Dekorationen werden in Asien produziert

Mobiliar und Dekorationen beziehen die Theunes aus Asien. Rund 50 Container werden für das Glinder Objekt verschifft. Im November vergangenen Jahres war die erste von drei anvisierten Geschäftsreisen nach Bali zwecks Materialauswahl. „Wir haben geordert, und es wird auch schon produziert“, sagt Stephan Theune. 30 Prozent der benötigten Menge sei gekauft. Die nächste Tour ist für diesem Herbst geplant. Sollte ein Flug auf die zu Indonesien gehörende Insel wegen der Pandemie dann nicht möglich sein, ist ein Ersatztermin im Frühjahr 2021 vorgesehen. Und wenn alle Stricke diesbezüglich reißen, gibt es ja noch das Internet samt Videokonferenzen. Mit ihren Geschäftspartnern in Asien arbeiten die Kölner Unternehmer seit Jahren zusammen, wissen um die Qualität der Produkte. Sie können Preise auch auf digitalem Weg aushandeln.

Jörg Krause ist bautechnischer Leiter der Wellnessoase und derzeit tageweise in Glinde. Im Sommer wird er dauerhaft auf der Baustelle sein.
Jörg Krause ist bautechnischer Leiter der Wellnessoase und derzeit tageweise in Glinde. Im Sommer wird er dauerhaft auf der Baustelle sein. © René Soukup

Die Zeit der Schließung ihrer Anlagen wegen Corona haben die Wellnessexperten genutzt, um insbesondere die beiden in Köln auf Vordermann zu bringen. Unter anderem wurde eine Schwimmhalle neu gefliest. „Das war zwar nicht so geplant, aber wir investieren und denken ohnehin langfristig“, sagt Ingenieur Krause. Glinde ist für seine Chefs der optimale Standort für die Expansion. Hier schaffen die Theunes 250 Arbeitsplätze, sollen ein großer Gewerbesteuerzahler der Stadt werden und deren Image verbessern. Anfang 2021 sollen die Führungskräfte rekrutiert werden, die übrigen Mitarbeiter vier Monate vor der Eröffnung. Dann sollen bis zu 500 Tagesgäste kommen und Urlauber, die nebenan Golf spielen.