Bargteheide. Lärmschutz contra Umweltschutz: Muss für den Bau ein Knick weichen? Ein Architektenwettbewerb soll für praktikable Lösungen sorgen.

Rund 15 Millionen Euro hat die Stadt Bargteheide für den Bau einer neuen Feuerwache veranschlagt. Um das ehrgeizige Projekt voranzutreiben, soll der Haupt- und Sozialausschuss in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch über einen Architektenwettbewerb mit vorgeschalteter Machbarkeitsstudie befinden. Dabei ist das auserkorene Grundstück an der Bahnhofstraße, südlich des Seniorendorfes, weiter höchst umstritten. „Die Fläche birgt einfach zu viele Hindernisse und bislang nicht ausgeräumtes Konfliktpotenzial, wie die im Februar eingegangen Stellungnahmen gezeigt haben. Deshalb bin ich auf den Fortgang des Verfahrens sehr gespannt“, sagt CDU-Fraktionschef Mathias Steinbuck.

Gespräch zwischen Stadt und Fachbehörden soll zeitnah erfolgen

Sowohl das Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein als auch das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume haben im Beteiligungsverfahrens zum Bebauungsplan 9 b erneut auf die Einhaltung der Emissionsschutzbestimmungen bestanden. Insbesondere aus Lärmschutzgründen soll das geplante Gebäude für die Feuerwache um 90 Grad in Richtung Bahnhofstraße gedreht werden.

„Angesichts der vielen Hindernisse verstehe ich nicht, warum die Stadtverwaltung nicht zweigleisig fährt“, sagt Mathias Steinbuck, CDU-Fraktionschef Bargteheide.
„Angesichts der vielen Hindernisse verstehe ich nicht, warum die Stadtverwaltung nicht zweigleisig fährt“, sagt Mathias Steinbuck, CDU-Fraktionschef Bargteheide. © Ha

Dafür müsste aber jener üppige Knick bebaut werden, der das Areal fast mittig teilt. Das jedoch lehnt die Untere Naturschutzbehörde (UNB) nach wie vor kategorisch ab. Dem Bau einer Durchfahrt am westlichen Rand des Terrains könne zwar zugestimmt werden. „Zu mehr Zugeständnissen ist die UNB im Sinne des Naturschutzes aber nicht bereit“, bekräftigte deren kommissarischer Leiter Erwin Posern gegenüber dem Hamburger Abendblatt.

Laut Stadtsprecher Alexander Wagner soll es zeitnah zu einem Gespräch mit den involvierten Fachbehörden kommen, „um Lösungsansätze für die Fortsetzung des B-Plan-Verfahrens zu entwickeln“. Nach Abendblatt-Informationen hat es das allerdings noch nicht gegeben.

Ein etwa 4000 Quadratmeter großes Grundstück fehlt noch

Dabei ist die schwierige Abwägung zwischen Lärm- und Umweltschutz längst nicht die einzige Krux, die das Verfahren nachhaltig lähmt. Denn noch immer ist unklar, welche Flächenanteile überhaupt bebaut werden können. Laut Jürgen Engfer, Planungsleiter der Stadtverwaltung, werde „zur Realisierung einer zukunftsfähigen Feuerwache“ nämlich ein knapp 4000 Quadratmeter großes Grundstück im Nordwesten des Plangebiets benötigt, das sich weiterhin in Privatbesitz befindet.

Der Flächenankauf wird noch dadurch erschwert, dass die Frank-Gruppe ein verbrieftes Vorkaufsrecht für das Areal besitzt. Dem Unternehmen gehört unter anderem das nördlich angrenzende Seniorendorf. Für das gibt es von seiner Entstehung an eine Expansionsoption gen Süden. „Die Pläne zum Neubau einer Feuerwache sind uns natürlich bekannt“, sagt Clemens Thoma, Sprecher der Frank-Gruppe: „Deshalb ist es schon verwunderlich, dass die Stadt bis heute nicht das Gespräch mit uns gesucht hat.“

15 Standorte sind insgesamt betrachtet worden

Wegen all dieser Widrigkeiten kann CDU-Fraktionschef Steinbuck umso weniger verstehen, warum die Stadtverwaltung hinsichtlich der Pläne für die neue Feuerwache nicht wenigstens „zweigleisig fährt“. Zumal neben einer Erweiterung des Seniorendorfes ein weiteres Planungsziel für das 1,5 Hektar große Terrain an der Bahnhofstraße ursprünglich darin bestand, den angrenzenden Schulcampus zu erweitern. Insbesondere hinsichtlich einer Entschärfung der angespannten Lage des ruhenden Verkehrs. So waren im alten Bebauungsplan unter anderem 15 Stellplätze für die Dietrich-Bonhoeffer-Schule vorgesehen.

Auf der Suche nach dem besten Platz für die Feuerwache sind insgesamt 15 Standorte betrachtet worden. Dass am Ende die Entscheidung für das Areal westlich der Bahnhofstraße gefallen ist, war unter anderem der Annahme geschuldet, alle Grundstücke seien bereits gesichert. Offenbar eine krasse Fehleinschätzung. „Schon deshalb war es ein Fehler, den Standort 1 B nur 300 Meter weiter am Südring vorzeitig auszuschließen“, sagt Steinbuck.

Feuerwehrführung favorisiert weiter Fläche am Seniorendorf

Dem Vernehmen nach hinterfragen angesichts der dürftigen Fortschritte seit dem Neubaubeschluss vor sechs Jahren inzwischen auch viele Feuerwehrleute das Beharren auf den Standort am Seniorendorf kritisch. Das allerdings wird von Gemeindewehrführer Hinnerk Bielenberg bestritten. „Mir sind solche Stimmen noch nicht zu Ohren gekommen. Für uns ist die Fläche westlich der Bahnhofstraße nach wie vor der absolute Favorit“, sagt er. Hinsichtlich der Alarmierungszeiten und der Erreichbarkeit für die Einsatzkräfte, zwei der wichtigsten Kriterien, sei das Areal schlicht konkurrenzlos. „Und nach meinem Informationen würde es im Ernstfall auch ohne das besagte Grundstück im Norden bauliche Lösungen für die Wache geben“, sagt Bielenberg.

So gibt es inzwischen ernsthafte Planungen, die notwendigen Räume in zwei getrennten Baukörpern zu planen (siehe Grafik). Dadurch könnte der geschützte Knickgürtel erhalten werden. Um das Gebäude im Baufeld 1 tatsächlich drehen zu können, müsste es aber in seinen Ausmaßen deutlich beschnitten werden. Ob es dafür angesichts des avisierten Raumbedarfs der Feuerwehr praktikable Lösungen gibt, soll jetzt durch einen Architektenwettbewerb geklärt werden.

Haupt- und Sozialausschuss Mi 3.6., 18.30, Bargteheider Ganztagszentrum, Saal A/B, Am Markt 2