Ahrensburg/Reinbek. Feiern fallen wegen Corona-Pandemie aus. Schüler stehen vor planerischen und finanziellen Herausforderungen. Nachholtermin unsicher.

Es sollte der festliche Abschluss ihrer Schulzeit werden. Eine Nacht, an die sie sich noch Jahre später erinnern würden. Doch das Coronavirus macht Stormarns Abiturienten einen Strich durch die Rechnung: Wegen der Pandemie sind die Abibälle in diesem Jahr abgesagt. Nicht nur die Enttäuschung ist bei den Jugendlichen groß, die Absage stellt die Abiturienten auch vor planerische und finanzielle Herausforderungen.

Ein Jahr Vorbereitungszeit könnte umsonst sein

„Nach zwölf Jahren Schule werden wir keinen richtigen Abschluss haben“, sagt Paul Mohr. Der 19-Jährige gehört dem Komitee an, das den diesjährigen Abiball des Eric-Kandel-Gymnasiums in Ahrensburg organisiert. „Wir haben das vergangene Jahr darauf hingearbeitet, das war jetzt wahrscheinlich alles nutzlos“, so der Abiturient. Die Enttäuschung darüber ist ihm anzusehen.

Anders als die offizielle Verabschiedungsfeier mit der Übergabe der Abiturzeugnisse wird der Ball nicht von der Schule, sondern vom Abiturjahrgang selbst geplant. Die Allgemeinverfügung, die die Kreisverwaltung auf Anordnung der Landesregierung erlassen hat, verbietet Veranstaltungen mit Teilnehmern, die in mehr als zwei verschiedenen Haushalten leben. Darunter fallen auch die Abschlussbälle, zu denen meist mehrere Hundert Gäste erwartet werden. In der Regel beginnen die Schüler mehr als ein Jahr vorher damit, Geld zu sammeln. Zehntausende Euro zahlen sie für die Miete einer Location, Catering, DJ und Dekoration.

Ball der Gymnasiasten sollte 30.000 Euro kosten

Rund 30.000 Euro sollte der Ball des Eric-Kandel-Gymnasiums kosten. Den Hauptteil haben die Schüler in Eigeninitiative gesammelt, der Rest sollte durch den Erlös aus dem Kartenverkauf zusammenkommen. „Ein halbes Jahr haben wir jeden Sonntag auf dem Wochenmarkt selbst gebackenen Kuchen verkauft, eine Chemie-Show und ein Theaterstück in der Schule organisiert“, sagt Paul Mohr.

Mehr als 400 Gäste, darunter 81 Abiturienten sowie Lehrer, Eltern, Geschwister und Verwandte, hatten die Planer am 19. Juni in der Sporthalle des Gymnasiums erwartet. „Fotograf, Catering, Sicherheitsdienst, DJ, Technik und Getränke haben wir bereits gebucht“, sagt Maj-Britt Panten aus dem Organisations-Komitee. Rund 5000 Euro haben die Jugendlichen bereits angezahlt.

Der emotionale Abschluss der Schulzeit fehlt

„Was wir noch stornieren müssen und welche Summe wir zurückbekommen, ist unklar“, sagt Pascal Levin. „Welche Rechte und Pflichten haben wir?“, fragt der 18-Jährige. Das gelte es jetzt zu klären. „Die Vorstellung, dass wir der erste Jahrgang ohne Ball sein werden, wirkt nicht real“, sagt Maj-Britt Panten. „Wir werden diesen letzten gemeinsamen Abend als Jahrgang nicht haben. Der emotionale Abschluss fehlt.“

Ob der Abiball nachgeholt werden kann, ist unklar. „Wir können nicht planen, weil wir nicht wissen, wie lang die Kontaktverbote aufrecht erhalten werden und ob es eine zweite Welle mit einem neuen Lockdown gibt“, sagt Paul Mohr. „Es müsste spätestens im September sein, sonst ist ein Großteil von uns weg, studiert in anderen Städten oder geht, wenn es wieder möglich ist, ins Ausland“, so der 19-Jährige.

Die meisten Schüler werden sich nie wiedersehen

Jay (v. l.), Nadine, Louisa, Pauline, Amy, Marian und Anna von der Sachsenwaldschule in Reinbek wollen den Abiball im Herbst nachholen.
Jay (v. l.), Nadine, Louisa, Pauline, Amy, Marian und Anna von der Sachsenwaldschule in Reinbek wollen den Abiball im Herbst nachholen. © Filip Schwen

Auch in Reinbek ist die Enttäuschung über die Absage groß. „Die meisten von uns werden sich nie wieder sehen“, sagt Jay Yiu, Abiturient an der Sachsenwaldschule. „Die Leute werden sich in alle Richtungen verstreuen“, so der 18-Jährige.

Der Abiball der Reinbeker war für den 19. Juni mit mehr als 500 Gästen im Hamburger Lokal „Parlament“ geplant. Vor einem Jahr hat der Abiturjahrgang mit der Organisation begonnen. „Der ganze Jahrgang hat sich beteiligt. Wir haben auch ein Benefiz-Konzert in der Schule auf die Beine gestellt“, sagt Pauline Mallinckrodt (18). „Wir haben bis zuletzt gehofft. Als dann die Absage kam, hat es gedauert, bis ich das realisiert habe“, sagt Karolin Bechtler. „Der Abiball ist ein Event, da freut man sich schon Jahre zuvor drauf“, so die 17-Jährige, die das Fest an dem Reinbeker Gymnasium mit anderen Schülern organisiert.

Reinbeker diskutieren einen Nachholtermin im Herbst

„Die Enttäuschung war groß, aber die meisten haben auch Verständnis“, so Bechtler. „Ein Abiball mit der ständigen Gefahr, sich oder andere anzustecken, wäre auch keine schöne Erinnerung. Die Verantwortung hätten wir nicht übernehmen wollen.“ Immerhin: Der Jahrgang wird nur auf einem geringen Teil der Kosten sitzen bleiben. „Die Anzahlung für die Location inklusive Catering und Security wäre jetzt erst fällig gewesen“, sagt die 17-Jährige. Nur DJ und Haftpflichtversicherung hatten die Schüler bereits angezahlt. „Ob wir das Geld zurückbekommen, ist offen.“

Die Reinbeker möchten den Ball gern im Oktober nachholen. „Wir werden das erst aber planen, wenn absehbar ist, wann die Corona-Pandemie vorüber ist“, sagt Bechtler. „Ob sich dann noch spontan eine Location finden lässt, ist eine andere Frage.“ Meist seien die Veranstaltungsorte mehr als ein Jahr im Voraus ausgebucht. Was mit dem gesammelten Geld geschieht, soll eine Abstimmung im Jahrgang klären. „Spenden oder gerecht auf alle aufteilen sind die Optionen“, so Bechtler.

Klassen werden einzeln in der Aula verabschiedet

Immerhin auf die feierliche Übergabe der Abiturzeugnisse sollen die Schüler nicht verzichten, sind sich die Schulleiter von Eric-Kandel-Gymnasium und Sachsenwaldschule, Gerd Burmeister und Helga Scheller-Schiewek, einig. Sie haben sich beim Gesundheitsamt dafür stark gemacht, dass der Festakt unter Auflagen stattfinden darf. „Wir sind noch in der Planung, fest steht aber, dass eine Übergabe per Post nach so langer Schulzeit unwürdig wäre“, sagt Scheller-Schiewek.

Die traditionelle Feier mit rund 500 Gästen im Sachsenwaldforum werde es nicht geben. „Die Klassen werden einzeln in der Aula verabschiedet“, sagt Scheller-Schiewek. Ähnlich plant auch das Eric-Kandel-Gymnasium. „Wir werden die Zeugnisse klassenweise überreichen.“ Jeder Schüler dürfe maximal zwei Angehörige mitbringen und sitze mit ihnen an einem separaten Tisch mit zwei Metern Abstand zu den Nachbarn.

Zeugnisse werden mit Abstand und ohne Sekt übergeben

„Das Zeugnis liegt in einem Umschlag auf dem Platz, damit der Kontakt bei der Übergabe wegfällt“, so Burmeister. Der Schulleiter sagt: „Es wird zwar keinen Sektausschank geben und der Rahmen wird weniger festlich sein, aber die Abiturienten erhalten so wenigstens einen gebührenden Abschied mit Reden und Musik und sehen ihre Lehrkräfte noch einmal.“