Bargteheide. Mehrheit votiert für fast acht Millionen Euro teures Vorhaben auf Gelände des Kopernikus Gymnasiums. Altes Gebäude hat viele Mängel.
Die Zukunft der Dreifeldhalle des Kopernikus Gymnasiums Bargteheide (KGB) bleibt ein höchst umstrittenes Thema. Abriss oder Neubau, diese Frage beschäftigte den Bauausschuss der Stadt nun zum wiederholten Male. Die grassierende Corona-Pandemie macht die Entscheidung offenkundig nicht leichter. Zwar hat sich jetzt eine hauchdünne Mehrheit für einen Neubau entschieden. Doch das könnte bei der finalen Abstimmung in der Stadtvertretung schon wieder ganz anders aussehen.
In den Wintermonaten ist der Bau oft überheizt
„Die Stadtverwaltung favorisiert nach wie vor einen Neubau“, stellte Bauamtsleiterin Susann Jandt-Wahls noch einmal klar. Mit geschätzten Kosten von 7,8 Millionen Euro sei diese Option zwar um rund drei Millionen Euro teurer als eine Sanierung. „Ob bei einer Sanierung tatsächlich fünf Millionen Euro ausreichen, ist aber keineswegs gewiss“, so Jandt-Wahls. Einerseits könnten bei den Bauarbeiten weitere, noch versteckte Mängel und Probleme auftreten. Andererseits müssten in die weitere Kostenabschätzung auch Aspekte wie Klimaschutz, CO2-Einsparung, ressourcensparendes Bauen und graue Energie einfließen. Hierfür gebe es bislang aber noch keine allgemein anerkannte Bewertungsmatrix.
„Wirtschaftlicher wäre aus heutiger Sicht sicher ein Neubau, weil er den modernen Anforderungen an solch einen Zweckbau in jedem Fall gerecht würde“, sagt Jandt-Wahls. Zumal die Halle aus den 1970er-Jahren inzwischen mit zahlreichen Mängeln behaftet ist, die sich nicht so einfach beheben lassen. In den Wintermonaten ist sie oft überheizt, weil sich die Wärmezufuhr nicht richtig regulieren lässt. Als ebenso schwierig erweist sich die fachgerechte Belüftung. Und immer wieder leckt nach heftigen Regengüssen die Decke.
Halle wurde 2018 gesperrt wegen Brandschutzmängeln
Hinzu kam 2018 ein gravierendes Sicherheitsproblem. Nach einer Sicherheitsinspektion war die KGB-Halle wegen gravierender Brandschutzmängel sogar vorübergehend gesperrt worden. Nach der Installation mehrerer Rauchmelder durfte der Betrieb im Herbst 2018 zwar wieder aufgenommen werden. Allerdings nur unter Auflagen.
„Bis 19. Oktober 2023 gilt jetzt eine befristete Betriebserlaubnis. Spätestens dann muss es aber substanzielle Veränderungen gegeben haben“, erklärt Susann Jandt-Wahls. Da im Herbst dieses Jahres bereits zwei Jahre der eingeräumten Frist verstrichen seien, dränge nun die Zeit. „Spätestens bis zum Ende dieses Schuljahres muss Klarheit herrschen“, so die Leiterin des Fachbereichs Bau und Liegenschaften.
Angespannte Haushaltslage infolge der Corona-Pandemie
Aus ihrer Sicht ließe sich ein Neubau innerhalb eines Jahres realisieren, weil viele Elemente heutzutage vorproduziert werden könnten. Abriss der alten Halle in den Osterferien, anschließend Erschließung samt Fundament, Baustart in den Herbstferien, Übergabe nach sechs bis neun Monaten reiner Bauzeit - so ein denkbares Szenario.
Wäre da nicht die angespannte Haushaltslage infolge der Corona-Pandemie. „Wir halten es für überaus leichtsinnig, mal eben drei Millionen Euro mehr auszugeben“, sagte FDP-Fraktionschef Gorch-Hannis la Baume. Zumal die Stadt ohnehin noch eine weitere Sporthalle brauche. Außerdem werde der Schul- und Sportbetrieb bei einer Sanierung in mehreren Teilschritten viel weniger gestört.
Bauausschuss empfiehlt Stadtvertretung einen Neubau
So beurteilten das auch alle CDU-Fraktionsmitglieder im Bauausschuss und Hilke Radowitz von der Wählergemeinschaft für Bargteheide (WfB). Gegen eine Sanierung votierten Grüne, SPD und der Ausschussvorsitzende, WfB-Fraktionschef Norbert Muras. Was mit 6:6 Stimmen zu einem Patt führte. Das änderte sich aber, als anschließend über die Variante zwei, also einen Neubau, befunden wurde.
Weil sich hier zwei Abgeordnete der CDU enthielten, wird der Bauausschuss der Stadtvertretung nun ein Votum für einen Neubau empfehlen. Damit würde das Gremium überdies dem ausdrücklichen Wunsch der Fachlehrer und vieler junger Sportler des Kopernikus Gymnasium entsprechen. „Wir haben mit der alten Halle schon so viele unliebsame Überraschungen erlebt. Da können wir auf eine Fortsetzung dieser unendlichen Geschichte gut verzichten“, sagt Manfred Hammerich, Konrektor des KGB.
Lehrer wünschen sich Tribüne für größere Veranstaltungen
Ein Neubau böte zudem die Chance, endlich eine Tribüne für eine Mehrzwecknutzung zu bekommen. „Es dürfte kaum eine Stormarner Schule geben, die in den vergangenen Jahren bei Jugend trainiert für Olympia erfolgreicher war“, so Hammerich. Elfmal hätten KGB-Teams das Bundesfinale in Berlin erreicht, die Schule stelle mehrere Kreis- und Bezirksmeister: „Um selbst stolzer Gastgeber solcher Championate zu sein, wäre eine neue, moderne Halle mit Tribüne ein großer Vorteil.“
Wegen der kurzen Wege im Schulalltag am liebsten am Standort der alten Halle. Zumindest das wäre nach der Sitzung des Bauausschusses sehr wahrscheinlich. Alle zwölf Mitglieder plädierten dafür, eine neue Halle nur dort zu planen, wo ihre Vorgängerin jetzt steht. Nun bleibt abzuwarten, welche Empfehlungen der Ausschuss für Bildung, Jugend, Sport sowie der Finanzausschuss der Stadtvertretung geben werden.