Trittau. Rund 950 Gäste bekommen auf dem Parkplatz am Fun-Parc die Musik von der Bühne ins Radio. Es wird sogar getanzt.
Puh, aufgeregt! Nach fast zweimonatiger Abstinenz geht’s heute Abend das erste Mal wieder zum Feiern. Natürlich unter Einhaltung geltender Corona-Auflagen. Der Fun-Parc Trittau veranstaltet auf dem Parkplatz eine Autodisco mit 25 Meter großer Bühne, vier LED-Leinwänden, 21 Kameras sowie Drohnen. Rund 950 Menschen in 350 Autos erleben mit, wie ein DJ am Pult auflegt und die Musik per UKW-Radio direkt ins Auto übertragen wird
Zuerst muss das passende Outfit gefunden werden
Kurz vor 19 Uhr starten die üblichen Vorbereitungen für einen Partyabend: Was ziehe ich an? Rock oder Kleid? Die Wahl fällt auf eine gemütliche Jeans, rosafarbene Chucks und ein schwarzes Pailletten-Oberteil. Schließlich ist Autofahren mit Stöckelschuhen eher unpraktisch. Die Frage nach dem Vorglühen stellt sich nicht, schließlich fahre ich mit „Bobby“ zur Party, meinem Smart forfour. Und auch wieder nach Hause ...
Somit gibt es für mich Cola und Energy-Drinks, für meinen Kumpel Jan nehme ich Bier mit. In der Tasche auf dem Rücksitz landen außerdem Chips, Gummibärchen und – ganz wichtig – eine Mund-Nasen-Schutzmaske. Ohne die wäre der Gang zur Toilette später unmöglich.
VIP-Ticket-Besitzer parken ihre Autos ganz vorne
Um 20 Uhr rollen „Bobby“, Jan und ich auf den Schotterparkplatz der Großraumdisco. Links und rechts stehen zig andere Autos. In einem folierten VW Touareg sitzen drei Mädels. Eine ruft: „Schnell, kurbel mal das Fenster herunter. Ich mach ein Bild für Instagram.“ Etwas weiter vorn entdecke ich ein Auto mit einem polizei-ähnlichen Licht, das blau-rot aufleuchtet. Cool, annähernd discotauglich. Die Fahrer mit VIP-Tickets dürfen nun in die ersten Reihen fahren, die Platzanweiser geben Zeichen. Am Eingang stehen mehrere Polizisten, beobachten das Geschehen.
Unter den Ordnern ist Fun-Parc-Chef Knut Walsleben, der auch Vizepräsident des Bundesverbands deutscher Diskotheken und Tanzbetriebe im Dehoga (BDT) ist. Auf die Idee zur Autodisco hatte ihn ein Kollege aus dem südniedersächsischen Schüttorf gebracht.
Lieferservice bringt Pizza und Getränke ans Fenster
Reihe acht, Platz vier: unser Stellplatz für die nächsten drei Stunden. Jetzt erst einmal Getränke raus, anstoßen. Auch die anderen Besucher holen Kühltaschen und Chips aus dem Kofferraum. Das Mitbringen von Getränken und Essen ist an diesem Abend erlaubt.
Wer will, kann aber auch per Lieferservice Bier, Aperol Spritz, Softdrinks und Pizza direkt ans Auto bestellen. Das funktioniert so: Man schreibt eine WhatsApp-Nachricht, nennt Reihe- und Platznummer plus Bestellung. Innerhalb von 15 Minuten kommen dann die Kellner, die eine Warnweste und Mundschutz tragen, ans Auto und übergeben die Ware. Das klappt einwandfrei, die Pizza für Jan und mich ist gegen 21 Uhr an der Beifahrertür.
Die Gäste bewegen sich zum Rhythmus der Musik
Anfangs sind die Partygäste noch etwas verhalten. Als DJ Klaas aber eine Mischung aus Pop, Dance und Hardstyle spielt, es dunkler wird und die Lichtshow zur Geltung kommt, gibt es kein Halten mehr. In den Autos wird die UKW-Frequenz 99,7 eingestellt, die Lautstärke voll aufgedreht – und getanzt. Je nach Autogröße sieht das ziemlich lustig aus, aber das spielt an diesem außergewöhnlichen Abend keine Rolle. Die Freude, nach dem Corona-Lockdown feiern zu können, ist sichtlich groß.
„Endlich wieder Party“, rufen Annalena Gerhardt (23) und Paulina Lohse (23) wie aus einem Munde. Sie haben Weingläser mitgebracht, stoßen mit Limo an und bewegen ihre Oberkörper im Rhythmus der Musik.
DJ Klaas animiert zur Lichtshow mit den Blinkern
Einige Reihen weiter feiern Pascal Rähse (26) und Vanessa Baumann (23) aus Hamburg gemeinsam mit dem befreundeten Pärchen Ginger (23) und Niels Gebke (28) aus Winsen/Luhe. Das ist eine grandiose Idee, sind sich alle vier einig. Fürs Car-Festival haben sie sich extra aufklebbare LED-Leisten für das Autodach bestellt. Auch das Armaturenbrett ist mit Lichtern dekoriert.
Je später der Abend, desto ausgelassener die Stimmung. Das Fun-Parc-Team beweist Kreativität: Immer wieder schießen Konfettistreams in die Luft, ab und zu gibt es Pyroshows oder CO2-Kanonen, die vor der Bühne aufleuchten. Und DJ Klaas animiert zum Mitmachen: „Jetzt alle das Fernlicht an, jetzt Blinker links, rechts. Ihr seid der Hammer“, ruft er ins Mikrofon.
Vor den Damentoiletten bildet sich eine Schlange
Und dann kommt der Moment: Die Toilette ruft. Auf dem Flyer, den es am Eingang gab, steht dazu: „Die Toiletten können in dringenden Fällen und nur mit Maske genutzt werden.“ Daran halte ich mich und schreite durch die Autoreihen. Es ist recht leise, ein merkwürdiges Gefühl. Vor den Toiletten gibt es eine Schlange, aber alle halten sich an den Mindestabstand von 1,50 Metern. Am Eingang stehen Halter mit Desinfektionsmittel. Die Toiletten selbst sind so sauber, wie ich es noch nie zuvor in einer Diskothek gesehen habe. Also auch das funktioniert.
Um punkt 24 Uhr gehen dann die Lichter der Leinwände und des Partyturms aus. Jetzt leuchten nur noch die Scheinwerfer der Autos. Statt Hits dröhnen die Motoren. Knapp zehn Minuten später rollt „Bobby“ über die Autobahn in Richtung Hamburg.
In Corona-Zeiten ist Autodisco eine Alternative
Unser Fazit: Der etwas andere Partyabend unter Coronabedingungen hat Spaß gemacht. Die Organisation und der Service haben gepasst, ebenfalls haben sich die meisten Besucher an die Regeln gehalten. Und trotzdem: Das gemeinsame Glas an einer Theke, die Bewegung auf einer Tanzfläche und irgendwie auch die kleinen Begegnungen auf den Fluren sowie das Durcheinander auf den Toiletten fehlen. In Zeiten wie diesen ist die Autodisco aber eine gute Alternative.
Von Freitag bis Sonntag, 22. bis 24. Mai, ist noch dreimal Autodisco am Fun-Parc. Einfahrt ist jeden Abend ab 20 Uhr, gefeiert wird bis Mitternacht. Die Musik wird über eine UKW-Frequenz in die Radios übertragen. Eintritt: 11 bis 15 Euro je Person. Karten gibt es nur im Vorverkauf auf www.fun-parc.com.