Hamburg. Mittwoch hat der Veranstalter den Zuschlag erhalten. Premiere Anfang Juni. Auf diese Filme können sich Hamburger freuen.
„Wir machen unser Ding – das passt doch!“ freut sich Matthias Elwardt, Chef der Zeise-Kinos. Mit dem Udo-Film „Lindenberg! Mach Dein Ding“ wird Anfang Juni auf dem Heiligengeistfeld das erste neue Autokino den Projektor anwerfen, die Genehmigung ist erteilt, die Bergmann-Gruppe und das Zeise-Kino haben den Zuschlag erhalten. „Bewegte Zeiten“ soll es heißen – fraglos ein passender Titel für eine pandemiebedingte Sonderlösung, die es auch Risikogruppen erlaubt, sich im eigenen Fahrzeug Kinofilme auf großer LED-Leinwand anzusehen. Getrennt von anderen und doch gemeinsam.
Autokino-Eröffnung im Juni geplant
Einen genauen Starttermin gibt es noch nicht. „Wir freuen uns sehr und arbeiten nun mit Hochdruck daran, möglichst schnell ein tolles Filmerlebnis für alle Hamburgerinnen und Hamburger auf die Beine zu stellen“, sagt Thorsten Weis, Geschäftsführer der Bergmanngruppe. Die Fläche zum Bunker hin darf ab Juni genutzt werden, denkbar ist die Autokino-Eröffnung am ersten Juni-Wochenende nach Pfingsten.
Die Hamburger Regisseurin Hermine Hundgeburth und Produzent Michael Lehmann haben schon für die Premiere zugesagt, weitere Gäste sind geplant. „Vielleicht gibt es passend zum Udo-Film sogar Eierlikör“, überlegt Matthias Elwardt.
Fatih Akin und Stefanie Hempel als Gäste erwartet
Der Kinomacher, der sonst in Ottensen das Programm verantwortet, hat sich auch für die Folgewochen bereits einen umfangreichen Spielplan überlegt, die Genehmigung gilt zunächst für drei Monate: Fatih Akins „Soul Kitchen“ soll laufen, der Regisseur hat bereits sein Kommen zugesagt, die Musikerin Stefanie Hempel wird eine musikalische Einführung zum Beatles-Film „Yesterday“ geben.
Kurz nach dem Tod der Hamburger Beatles-Fotografin Astrid Kirchherr möchte Elwardt dazu Fotos projizieren, die Kirchherr einst selbst auf dem Heiligengeistfeld machte. „Ich sehe das wie einen Brückenschlag zur langsam wieder aufwachenden Kultur in Hamburg“, sagt er.
Mit einer Wiedereröffnung seines festen Kinos in den Zeisehallen unter strengen Abstands- und Hygieneregeln rechnet er für Anfang Juli. „Wir hätten dann einen schönen Kino-Dreiklang: Ab Juni das Autokino, ab Juli das Indoor-Kino und schließlich das Zeise Open Air im Altonaer Rathaus-Innenhof. Wer dann wohin geht, ist ja am Ende auch eine psychologische Frage.“
LED-Leinwände auf einer Container-Konstruktion
Zwei LED-Leinwände auf einer Container-Konstruktion sollen ermöglichen, dass die Hamburger auf die Kinovorstellungen nicht bis zur Abenddämmerung warten müssen. Bedient werden jedenfalls ganz unterschiedliche Cineasten-Geschmäcker.
Im Autokino sollen – neben aktuellen Filmen wie „Parasite“, "Systemsprenger" oder „Joker“ – auch besondere Auto-Klassiker laufen: „Drive“, „Le Mans 66“ und „Absolute Giganten“ sind schon fest gesetzt. „Und wir wollen ,Hockney’ zeigen, um auf die Ausstellung im Bucerius Kunst Forum hinzuweisen“, verrät Matthias Elwardt.
Auch im Autokino-Programm: ein Familientag
Auch ein Familientag ist in Planung, bei dem aktuelle Filme aus diesem Jahr gezeigt werden sollen. Digital verfügbar ist zum Beispiel die originelle Zeichentrick-Komödie „Die Heinzels“ und auch die Bestseller-Verfilmung „Die Känguru-Chroniken“. Zwischen den einzelnen Vorstellungen liegen jeweils 90 Minuten, in denen die Besucher entspannt an- und abfahren können.
Die Tickets werden ausschließlich online verkauft und durch das Autofenster gescannt, jeder Besucher erhält vorab einen Online-Guide zu den Hygiene- und Verhaltensregeln per Mail. „Es gibt natürlich Toiletten, aber wir weisen schon darauf hin, dass man vielleicht am besten zu Hause einmal geht, bevor man losfährt...“, erläutert Elwardt.
Weitere Autokinos in Hamburg geplant
Weitere Hamburger Autokinos sind unter anderem auf dem Messegelände, in Steinwerder und auf der Trabrennbahn in Bahrenfeld geplant, die Überlegungen beinhalten auch Konzertveranstaltungen vor PKW-Publikum. Die Kulturbehörde hatte ihre Zustimmung früh signalisiert, zum Teil fehlen noch die nötigen Genehmigungen. Für die Bahrenfelder Trabrennbahn hatte sich am vergangenen Donnerstag die Bezirksversammlung Altona im Hauptausschuss mit den Stimmen von SPD, CDU, FDP und Linken für ein temporäres Autokino ausgesprochen, nur die Grünen hatten dagegen gestimmt.
Andere Städte machen derweil vor, wie das Konzept erfolgreich funktionieren kann: Der Hamburger Pianist Alexander Krichel spielte erst kürzlich Beethoven und Liszt live in einem Autokino in Iserlohn, applaudiert wurde unter anderem per Hupkonzert. In Essen gibt es das Autokino „Drive In“ und in Ratzeburg bespielt ein örtlicher Kinobetreiber den Rathausmarkt. Dort ist er mit 60 Fahrzeugen ausverkauft.
Zwei Kino-Bereiche für insgesamt 500 Autos
Auf das Heiligengeistfeld in Hamburg sollen sogar 500 Autos in gleich zwei Kino-Bereiche fahren dürfen, einer fasst 200, einer 300 Fahrzeuge. So könnten jeweils zwei Filme parallel gezeigt werden.