Grosshansdorf. Veterinäramt hatte 111 Vierbeiner aus vermülltem Haus in Großhansdorf gerettet. Gemeinde zahlte bereits 126.000 Euro für Versorgung.
Die Katzen aus dem Messie-Haus belasten weiter die Großhansdorfer Gemeindekasse: Rund 126.000 Euro hat die Verwaltung seit dem August 2019 an Tierheime für die Unterbringung von 111 Vierbeinern überwiesen. Seit Januar ist die Summe damit um weitere 25.000 Euro gewachsen. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Ein großer Teil der Tiere konnte inzwischen vermittelt werden.
Ein Jungtier wurde im Oldesloer Heim geboren
„18 Katzen warten noch auf ein neues Zuhause“, sagt Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß. Vier Tiere lebten zurzeit noch im Großhansdorfer Tierheim, zwei in Bad Segeberg, fünf in Bad Oldesloe, darunter auch ein Jungtier, das im Heim geboren wurde, und sieben im Tierheim in Mölln.
Voß: „Die Gemeinde zahlt nur noch die Unterbringungskosten für die sieben Katzen in Mölln, die anderen Heime verzichten inzwischen darauf, uns die Kosten in Rechnung zu stellen.“ Das sei eine Kulanzleistung, rechtlich sei die Gemeinde verpflichtet, für die Dauer der Unterbringung für die Kosten aufzukommen, weil die Katzen mit der Inobhutnahme in das Eigentum der Waldgemeinde übergegangen sind. „Das Geld ist in die Unterbringung, medizinische Versorgung und Verpflegung der Tiere geflossen“, sagt Voß. „Pro Tag zahlt die Gemeinde etwa zehn Euro für jede Katze.“
Bei der Verwaltung hätten sich in den vergangenen Monaten immer wieder Bürger wegen der Katzen gemeldet, sagt Voß. „Einige haben ihr Mitgefühl mit den Tieren ausgedrückt und wollten helfen. Andere haben ihren Unmut darüber geäußert, dass die Gemeinde so viel Geld für die Katzen zahlt und sich erkundigt, ob man sich ihrer nicht entledigen könne.“ Voß betont: „Diese Frage stellt sich für uns gar nicht.“ Die Tierheime dürften die Katzen nicht töten, auch wenn sie nicht vermittelbar seien. Der Bürgermeister sagt: „Das ist viel Geld, aber ändern können wir es nicht.“
Hausbewohnerinnen leiden unter Messie-Syndrom
Die 111 Katzen hatten Polizei, Feuerwehr, Veterinäramt und Tierschützer im August 2019 aus einem völlig verdreckten, zugemüllten Haus an der Ecke Sieker Landstraße/Grenzeck gerettet. Die Immobilie, die nach Einschätzung der Gemeinde abbruchreif ist, wurde von einer 70-Jährigen und ihrer 50 Jahre alten Tochter bewohnt, die unter dem Messie-Syndrom leiden.
Nachbarn hatten die Polizei verständigt, weil sie viele umherstreunende Katzen auf dem Areal beobachteten. Die Tierschutzbehörde des Kreises Stormarn veranlasste daraufhin einen Großeinsatz. Auch Bürgermeister Janhinnerk Voß half vor Ort mit. Er wurde von einem der Tiere in die Hand gebissen und musste in einer Klinik ambulant behandelt werden.
Die Katzen hatten jahrelang unter grausigen Bedingungen in dem Messie-Haus gelebt. „Das gesamte Gebäude war von Abfall und Fäkalien übersät“, heißt es dazu in einem Bericht der Amtstierärztin. Das Haus sei von Katzenurin vollkommen durchfeuchtet gewesen. Die Tiere hätten sich unkontrolliert und inzestuös fortpflanzen können, einigen fehlten Extremitäten, andere hätten offene Wunden gehabt.
Halterinnen müssen Müll auf Grundstück nicht beseitigen
Die Gemeinde ordnete die Fortnahme der Katzen an, das Veterinäramt verhängte ein Tierhaltungsverbot gegen die Frauen. Außerdem verbot die Gemeinde ihnen, das Haus zu bewohnen. „Wir gehen davon aus, dass die Ammoniakbelastung durch den Kot gesundheitsschädlich ist“, sagt Voß. Der Verwaltungschef betont: „Das Grundstück betreten dürfen sie weiterhin, etwa um die Post abzuholen.“
Wo die Frauen derzeit leben, ist nicht bekannt. Den Abfall auf dem Grundstück müssen sie nicht beseitigen. „Gutachter der Abfallbehörde haben festgestellt, dass von dem Müll keine Umweltgefährdung ausgeht“, sagt Bürgermeister Voß. Auch die Befürchtung, der Abfall könnte Ratten anlocken, habe sich nicht bestätigt. Eine Enteignung des Grundstücks komme nicht infrage. Voß: „Die Hürden sind hoch, dafür gibt es derzeit keine rechtliche Grundlage.“
Die Summe, die in die Unterbringung der Katzen fließt, will die Gemeinde sich von den Halterinnen zurückholen. „Wir haben einen Anspruch auf Zweidrittel des Betrags“, sagt Voß. Der Fall ist auch Gegenstand mehrerer Verfahren vor dem Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsgericht in Schleswig. Voß: „Die Halterinnen haben drei Klagen gegen die Verwaltung eingereicht.“ Sie beträfen die Inobhutnahme der Katzen, das Tierhaltungsverbot und das Wohnverbot für das Haus. „Bis zum Urteil wird die Gemeinde kein Geld von den Damen bekommen“, sagt der Verwaltungschef. Mit einer Entscheidung rechnet der Bürgermeister erst in zwei Jahren.
Katzen sind stubenrein und werden immer zutraulicher
Janhinnerk Voß hofft, dass in der Zwischenzeit auch die verbliebenen Vierbeiner ein neues Zuhause finden. Monika Ehlers vom Tierschutzverein Ahrensburg-Großhansdorf ist zuversichtlich. Sie sagt: „Alle vier Katzen, die noch bei uns leben, sind inzwischen stubenrein und werden immer zutraulicher.“ 27 Katzen hatte das Heim aufgenommen. „Man kann sich nicht vorstellen, was diese Tiere durchgemacht haben“, so Ehlers.
Mit der Zeit würden sich die Vierbeiner sozialisieren. „Wir haben die Rückmeldung bekommen, dass sich alle vermittelten Katzen gut in ihren neuen Familien eingelebt haben“, sagt Ehlers. Die verbliebenen vier Tiere gibt das Heim jeweils im Doppelpack ab. „Sie brauchen die Gesellschaft, weil sie jahrelang mit vielen Artgenossen zusammen gelebt haben“, erklärt Ehlers.
Wer Interesse an den Katzen hat, kann per Telefon unter 04102/641 11 Kontakt zum Großhansdorfer Tierheim aufnehmen oder sich per E-Mail unter (info@grosshansdorf.de) an die Gemeinde wenden . Sie stellt Kontakt zu den anderen Heimen her.