Grosshansdorf. Die Tiere sind aggressiv und krank. Die Waldgemeinde zahlte für ihre Versorgung bereits 101.000 Euro. Summe wächst weiter.

Die Vermittlung der aus dem Messie-Haus in Großhansdorf geretteten Katzen stellt die Tierheime vor große Herausforderungen. 50 der 111 Vierbeiner, die Polizei, Feuerwehr, Behörden und Tierschützer im vergangenen August in dem völlig verdreckten, mit Fäkalien übersäten Haus einer 70-Jährigen und ihrer 50 Jahre alten Tochter an der Ecke Sieker Landstraße/Grenzeck eingesammelt hatten, warten nach wie vor auf ein neues Zuhause.

Viele der Katzen sind mit Viren infiziert

Einige sind nicht vermittlungsfähig. Dazu haben trächtige Katzen in den Heimen zahlreiche Junge zur Welt gebracht. Jetzt appelliert Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß an die Abendblatt-Leser, sagt: „Vielleicht finden sich Menschen, die sich eines der Tiere annehmen möchten.“

Bürgermeister Janhinnerk Voß (M.) und Vertreter der Tierheime suchen ein Zuhause für die 50 verbleibenden Messie-Katzen.
Bürgermeister Janhinnerk Voß (M.) und Vertreter der Tierheime suchen ein Zuhause für die 50 verbleibenden Messie-Katzen. © Filip Schwen

„Alle 22 Katzen, die wir aufgenommen haben, waren in sehr schlechtem gesundheitlichem Zustand“, sagt Patricia Picker vom Tierschutz Mölln-Ratzeburg. „Eine Katze ist erblindet, eine weitere ist kurz davor.“ Bei ihrer Ankunft seien zahlreiche Tiere mit einem Virus infiziert gewesen. „Bei zehn Katzen hat kein Antibiotikum angeschlagen“, so die Tierschützerin. Lediglich zwei Tiere konnte die Einrichtung vermitteln, drei Katzen starben kurz nach der Ankunft. „Wir haben noch 17 Katzen, davon sind nur vier vermittlungsfähig.“, so Picker. „Leider sind einige Katzen nach kurzer Zeit bei ihren neuen Haltern zu uns zurückgekommen“, sagt Monika Ehlers vom Großhansdorfer Tierheim, das 27 Vierbeiner beherbergt hat. „Sie kamen mit Kindern nicht zurecht, weil sie den Umgang mit Menschen nicht gewohnt sind.“

Die falsche Sozialisation der Messie-Katzen sei das Hauptproblem bei der Vermittlung, sagt der Großhansdorfer Tierschützer Bernd Grundmann. Der Experte erklärt: „Katzen sind in ihren ersten zwei Lebensmonaten leicht zu prägen, danach kann man ihnen nur schwer ein anderes Verhalten angewöhnen.“

Gemeinde zahlte 101.000 Euro – Kosten steigen

Die 111 Vierbeiner aus dem Messie-Haus seien nicht stubenrein, viele der Tiere Menschen gegenüber aggressiv. „Wer sich den Katzen annimmt, muss wissen, dass das keine Schmusetiere sind. Es dauert lange, bis sie sich eingewöhnen und zahm werden“, fügt Patricia Picker hinzu. In Mölln und Großhansdorf werden die Tiere nur im Doppelpack abgegeben. Picker: „Sie haben jahrelang unter Artgenossen gelebt, eine Einzelhaltung kommt nicht infrage.“ Finanziell wird der Fall die Waldgemeinde noch jahrelang belasten. Wie berichtet, hat Großhansdorf bereits 101.000 Euro für die Unterbringung und Versorgung der Katzen an die Tierheime gezahlt. In den kommenden Jahren wird die Summe weiter wachsen.

„Zweidrittel der Summe können wir von den Halterinnen zurückfordern“, sagt Ordnungsamts-Mitarbeiter Arne Müller. Dazu müsse Großhansdorf aber zunächst Recht in drei laufenden Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Schleswig bekommen. „Bis zum Urteil kann es zwei Jahre dauern“, sagt Müller. Die Halterinnen hatten gegen die Fortnahme der Katzen sowie das von der Gemeinde verhängte Nutzungsverbot ihres Hauses Klage eingereicht. Müller: „Wir gehen davon aus, dass sie anschließend auch gegen den Kostenbescheid klagen werden.“ Dann könne der Streit wiederum durch die Instanzen gehen. „Bis die Verwaltung Geld zurückbekommt, wird es Jahre dauern“, so Müller.

Bis zu 16 Jahre können die Vierbeiner alt werden

„Durch die Inobhutnahme der Tiere ist die Gemeinde rechtlich verpflichtet, bis zum letzten Atemzug der letzen Katze für ihre Versorgung zu zahlen“, erklärt Müller. Zehn Euro pro Katze koste das die Gemeinde täglich. Bis zu 16 Jahre können die Vierbeiner alt werden. Bis der Fall durch die Gerichte abschließend geklärt ist, könnte Großhansdorf bis zu 547.000 Euro für die Versorgung der Katzen zahlen. „Dankbar sind wir, dass einige Heime mit Jahresbeginn freiwillig auf neue Forderungen gegenüber der Gemeinde verzichtet haben“, so Müller.

Offen sei die Frage, ob die Halterinnen die Rechnung am Ende überhaupt begleichen können. Müller: „Wenn der Kostenbescheid rechtskräftig ist, können wir einen Vollstreckungsbeamten beauftragen, der eine Verpfändung des Eigentums der Damen prüft.“ Ebenfalls denkbar sei eine Grundschuld. Dann würde die Gemeinde Großhansdorf bei einem etwaigen Verkauf des Hauses der Damen am Erlös beteiligt.

Halter und Halterinnen gesucht: Wer einer der Katzen ein Zuhause bieten möchte, kann sich unter info@grosshansdorf.de an die Gemeinde wenden. Sie stellt Kontakt zu den Tierheimen her.