Trenthorst. Seit dem Jahr 2004 werden die Tiere im Kreis jeweils im Frühjahr und im Herbst nach standardisierter Methode von Experten gezählt.
In Stormarns Wäldern und auf Wiesen herrscht derzeit reges Treiben: Die Feldhasenpopulation in Schleswig-Holstein hat auch im Jagdjahr 2019/2020 wieder zugenommen. Seit 1995 werden im nördlichen Bundesland in besonderen Referenzrevieren Feldhasen nach einer standardisierten Methode gezählt. Dabei fahren die Revierinhaber nach einer Einweisung durch Mitarbeiter des Wildtierkatasters Schleswig-Holstein auf festgelegten Strecken nachts durch das Revier und leuchten mit Scheinwerfern die Umgebung ab.
70 Reviere machen landesweit bei Zählungen mit
Im Fachjargon wird dieses Vorgehen Scheinwerfertaxation genannt. Alle auf diesen Flächen gesehenen Hasen werden sowohl im Frühjahr als auch im Herbst von den örtlichen Jägern gezählt. Die Ergebnisse fließen in Verbreitungskarten und Analysen zur Populationsentwicklung ein. Derzeit beteiligen sich in Schleswig-Holstein über 70 Reviere oder Revierzusammenschlüsse an diesen Zählungen.
„Im landesweiten Durchschnitt haben wir 15,8 Hasen auf 100 Hektar“, sagt Heiko Schmüser, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Landesjagdverband Schleswig-Holstein. Er ist beim Projekt Wildtierkataster SH, das die Zählungen beaufsichtigt, involviert. Seit 2018 würde die Population ansteigen. „Wenn es einen trockenen und warmen Frühling gibt, wie er in diesem Jahr zu erwarten ist, ist ein Zuwachs um sechs Prozent möglich“, vermutet Schmüser. Bei nasskaltem Wetter erkranke der erste Wurf Jungtiere, der bereits im Januar auf die Welt kommt, schneller. Unter guten Bedingungen sei es jedoch sogar möglich, dass sich der Wurf aus Januar noch im gleichen Jahr reproduziere.
Die Kontrollen erwiesen sich als sehr nachhaltig
„Die Jäger zählen ein weiteres Mal im Herbst. Sollte eine Seuche ausgebrochen sein, kann man das feststellen“, sagt Schmüser. Je nachdem müsse der zuständige Jäger dann entscheiden, wie viel des Bestandes bejagt werden soll. „Bei 15 Hasen auf 100 Hektar kann gefahrlos ein Drittel bejagt werden“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter. Dennoch stünden Jäger in großer Verantwortung, wenn es zu entscheiden gelte, wie oft und intensiv gejagt werden soll. Denn Feldhasen seien landesweit das wichtigste Niederwild. Die Zuwächse im Sommer seien hierbei einziger Anhaltspunkt.
Anlass der Intensivierung der Feldhasenzählungen sind laut Schmüser dramatisch negative Entwicklungen in den 90er-Jahren gewesen. Die regelmäßigen Kontrollen hätten sich als sehr nachhaltig erwiesen und würden deshalb alle fünf Jahre verlängert.
Mehr Hasen auf Flächen mit ökologischer Bewirtschaftung
Seit 2004 werden auch in Stormarn jeweils im Frühjahr und im Herbst auf rund 400 Hektar ökologischen und 400 Hektar angrenzenden konventionellen Flächen Feldhasen per Scheinwerfertaxation registriert. Jeweils zweimal an aufeinanderfolgenden Tagen auf festgelegten Fahrstrecken wird kontrolliert. „Dabei werden von mindestens zwei Personen aus einem langsam fahrenden Auto die Flächen nach der abendlichen Dämmerung mit einem 55-Watt-Halogenscheinwerfer ausgeleuchtet, die Feldhasen gezählt und in Karten eingetragen“, sagt Gerold Rahmann, Agrarökonom am Thünen-Institut in Trenthorst.
Im Durchschnitt aller Jahre wurden auf den ökologisch bewirtschafteten Flächen im Frühjahr 19,92 Feldhasen und im Herbst 19,24 Feldhasen pro 100 Hektar ermittelt. Auf den konventionell bewirtschafteten Flächen lag die Dichte nur rund halb so hoch, im Frühjahr bei 8,98 und im Herbst bei 10,17 Feldhasen pro 100 Hektar.