Ahrensburg. Kranke Mitarbeiter, kaputte Fahrzeuge: 40- bis 240-Liter-Tonnen werden bis Ostern nicht abgeholt. Einzig Großbehälter werden geleert.

In den kommenden Wochen gibt es erneut große Einschränkungen bei der Müllabfuhr im Kreis Stormarn. Die grauen Restmülltonnen werden von Montag, 30. März, bis einschließlich Sonnabend, 11. April, bei den meisten der rund 68.000 Haushalte nicht geleert. Damit fällt die Abholung in jedem Ort von Ahrensburg bis Zarpen einmal aus. Betroffen sind alle Behälter mit zwei Rädern und einem Volumen von 40 bis 240 Litern. Einzig die Großbehälter (770 und 1100 Liter), die unter anderem an Wohnblöcken und vielen Firmen stehen, werden planmäßig geleert.

Fahrer müssen zu Hause unter Quarantäne bleiben

Laut Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) gibt es beim beauftragten Entsorgungsunternehmen als Folge der Coronavirus-Pandemie immer größere Personal- und Fahrzeugausfälle. „Die Leerung aller Abfallbehälter kann im Moment leider nicht sichergestellt werden“, sagt AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel. „Nach wie vor ist die Fahrzeugflotte für die Abfallsammlung dezimiert.“

Einige Fahrer seien krank, andere müssten unter Quarantäne zu Hause bleiben. Die Misere habe schon im Februar mit einer Influenza-Welle begonnen, so AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke. „Nässe, Wind, Regen und Hagelschauer haben zu den bei dem Wetter üblichen Krankheiten geführt“, sagt er.

AWSH bittet ihre Kunden um Verständnis

Beatrix Erler (54) ist Leiterin der Pflegeeinrichtung Haus Bolande in Reinfeld, das zur „kritischen Infrastruktur“ zählt. Die großen Tonnen werden weiter geleert.
Beatrix Erler (54) ist Leiterin der Pflegeeinrichtung Haus Bolande in Reinfeld, das zur „kritischen Infrastruktur“ zählt. Die großen Tonnen werden weiter geleert. © Pia RabeneR

Hinzu komme die schleppende Lieferung von Ersatzteilen für zu reparierende Fahrzeuge. Zwei Mülltransporter sind dauerhaft ausgefallen, andere sind bei Reparaturen länger als üblich nicht einsatzbereit. Die Ersatzteile kommen unter anderem aus dem besonders stark von Corona betroffenen Italien. „Dass bei den harten Beanspruchungen im täglichen Einsatz mal etwas ausgetauscht werden muss, liegt in der Natur der Sache“, so Stötefalke.

Vordringlich müsse jetzt die Restabfallentsorgung in Betrieben der sogenannten „kritischen Infrastruktur“ sichergestellt sein. Dazu zählen unter anderem Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Klärwerke und Rettungswachen. Überall dort stehen die größeren Restmüllcontainer mit vier Rädern. Das trifft auch auf die produzierenden Firmen und den Geschosswohnungsbau zu, wo in den Anlagen sehr viele Menschen zusammenleben.

Die AWSH bittet ihre Kunden um Verständnis für die Einschränkungen. Man arbeite an Lösungen, könne eine Ersatzleistung oder sonstige sofortige Abhilfe unter diesen schwierigen Bedingungen aber noch nicht anbieten. In absoluten Notfällen, etwa bei Familien mit Babys und vielen Windeln, könne ein Haushalt bei der nächsten Abfuhr maximal einen blauen Abfallsack zum Restmülleimer dazustellen.

Kunden sollen eine finanzielle Entschädigung erhalten

Ob sämtliche Mülltonnen nach Ostern wieder wie gewohnt geleert werden, vermag momentan niemand vorherzusagen. Es stehe zu befürchten, dass weitere Quarantänefälle unter den Müllwagenfahrern folgten. Viele Kunden hätten bereits eine Entschädigung eingefordert. „In Kooperation mit der AWSH arbeiten wir in diesem Zusammenhang bereits an einer kulanten Lösung in Form einer Rückerstattung von Entgelten“, sagt Stormarns Landrat Henning Görtz. Die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg sind zu jeweils 25,5 Prozent Gesellschafter der AWSH. Die restlichen 49 Prozent hält die Service Plus GmbH.

Die 2008 in Geesthacht gegründete Firma Grabau Entsorgung GmbH (GEG) ist nur noch bis Ende dieses Jahres für die Abholung der Rest- und Bioabfälle in den beiden Kreisen zuständig. Die AWSH hat den sechsjährigen Vertrag nicht verlängert. Bei der europaweiten Neuausschreibung hatte die Firma Willi Damm aus Grambek den Zuschlag bekommen, die am 1. Januar 2021 übernimmt. Sie ist bereits für die Wertstofftonnen zuständig, die in diesen Wochen die Gelben Säcke ersetzen.

Biotonnen werden in den nächsten beiden Wochen geleert

Der Familienbetrieb GEG hatte im Frühjahr/Sommer 2018 den Ärger Zehntausender Kunden auf sich gezogen, weil der Müll nicht mehr pünktlich abgeholt wurde. Im Mai gab’s zunächst einen Tag Verspätung, später standen die überquellenden Tonnen schon mal eine Woche am Straßenrand. Ein hoher Krankenstand und etliche Kündigungen hatten dazu geführt, dass die verbliebenen Mitarbeiter die Arbeit nicht mehr schaffen konnten. Erst im August kehrte wieder Normalität ein.

Immerhin eine gute Nachricht hat die AWSH in diesen turbulenten Zeiten für ihre Kunden: Die Biotonnen werden in den nächsten beiden Wochen planmäßig geleert. Die Abholung war seit Mitte März in allen Orten einmal ausgefallen.