Bad Oldesloe. Zahl der Infizierten im Kreis steigt von eins auf sieben. Auch die Rathäuser in Bargteheide und Glinde schließen für Publikumsverkehr.

Am Wochenende hat sich die Zahl der bestätigten Coronafälle in Stormarn auf sieben erhöht. Bis Freitag war nur eine infizierte Frau aus Ammersbek registriert worden. An jenem Tag hatte die Landesregierung in Kiel per Erlass das soziale Leben nahezu stillgelegt, unter anderem sind Kitas und Schulen in Schleswig-Holstein bis zum Ende der Osterferien am 19. April geschlossen. Nur in Ausnahmefällen gibt es zumindest diese Woche eine Notbetreuung.

Verwaltung will Fragen telefonisch oder per E-Mail klären

Landrat Henning Görtz hat die Führungskräfte der Kreisverwaltung sowohl am Sonnabend als auch am Sonntag zu Krisensitzungen nach Bad Oldesloe gebeten. Die Behördenmitarbeiter berieten, wie mit der Situation umzugehen ist und welche Regelungen erweitert werden müssen.

Als erste Konsequenz hat der Stab entschieden, dass die Mitarbeiter nur noch bei zwingend erforderlichen Angelegenheiten Besuch von Bürgern empfangen. Hierfür müssen telefonisch Termine abgemacht werden. Ansonsten will die Verwaltung Fragen telefonisch oder per E-Mail klären. Kontaktdaten der Abteilungen sind im Internet auf www.kreis-stormarn.de einsehbar.

Bars, Kneipen, Clubs, Theater, Kino und Museen betroffen

Bei dem fünfstündigen Treffen im Raum mit der Nummer 129 am Sonnabend waren neben Görtz 13 weitere Verwaltungskräfte anwesend, darunter die Fachdienstleitungen Andreas Rehberg (Sicherheit und Ordnung), Thomas Haarhoff (Wasserwirtschaft) und Edith Ulferts (Gesundheits und Soziales). Gesprochen wurde auch über Einschränkungen für Gaststätten, Fitnessstudios und zum Beispiel Spielhallen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. „Wir haben festgelegt, dass maximal 50 Prozent der eigentlich genehmigten Gäste in ein Restaurant dürfen“, sagt Görtz. Zudem müsse der Mindestabstand zwischen Tischen zwei Meter betragen. Gaststätten- und Imbissbesitzer sind verpflichtet, Kontaktdaten der Besucher zu registrieren.

Bars, Kneipen, Clubs, Diskotheken, Theater, Kino und Museen dürfen nicht mehr öffnen. Einkaufszentren mit mehr als 15 Läden und große Einrichtungshäuser wie zum Beispiel Möbel Höffner in Barsbüttel müssen ein Präventionskonzept erstellen inklusive Nennung einer maximalen Besucherzahl.

Auch das Bargteheider Rathaus bleibt vorerst geschlossen

Ein weiterer Punkt der Gesprächsrunde war, wie der Kreis als Arbeitgeber mit der Lage zurechtkommt. Die rund 750 Mitarbeiter wurden bereits per E-Mail über Möglichkeiten von Homeoffice informiert. Wegen Corona arbeite bisher eine Frau von zu Hause aus. Das sei rein präventiv, weil im Betrieb des Partners ein Mitarbeiter aus einem Risikogebiet zurückgekommen sei. „Die Nachfrage nach Arbeit im Homeoffice kann natürlich schnell steigen wegen der Schließung von Kindergärten und Schulen“, sagt Görtz. „Wir sind bei diesem Thema großzügig.“ Das gelte auch für die Gestaltung der Arbeitszeit. Teilzeitkräfte, die üblicherweise von 8 bis 12 Uhr im Dienst sind, können dem Job auch am Nachmittag nachgehen. Außerdem gibt es laut dem Landrat in seiner Behörde Regelungen für Sonderurlaub.

Entgegen der bisherigen Planungen bleibt auch das Bargteheider Rathaus ab dem heutigen Montag für den Publikumsverkehr geschlossen. „Dies dient in erster Linie dem Schutz der Mitarbeiter, die in dieser Phase gebraucht werden und gesund bleiben müssen“, sagt Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. Besuche sind nur noch in dringenden Fällen und nach Terminvereinbarung möglich. Die Verwaltung ist telefonisch und per E-Mail während der Öffnungszeiten erreichbar.

Umsichtiges Verhalten der Bürger sei jetzt wichtig

„Jetzt, wo wir alle noch in der Lage sind, uns zu schützen, sollte alles unternommen werden, um die Auswirkungen möglichst gering ausfallen zu lassen“, so Kruse-Gobrecht. Genauso wie die Stadt Bargteheide verfährt auch das Amt Bargteheide-Land. Glinde schließt ebenfalls am heutigen Montag sein Rathaus. In dringenden Fällen können Bürger unter der Telefonnummer 040/71 00 20 Kontakt aufnehmen.

„Ein schnelles Eingreifen der Verwaltung und umsichtiges Verhalten aller Bürger ist jetzt wichtig“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Zu Wochenbeginn hat er leitende Kräfte zu einer Unterredung geladen. Dabei geht es unter anderem um das Arbeiten im Homeoffice. 80 Personen sind bei voller Besetzung im Rathaus zugegen. „Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, müssen mindestens 20 Mitarbeiter vor Ort sein“, so der Verwaltungschef.

Allgemeine Ortskrankenkasse schließt ihr Kundencenter

Wie berichtet, wurden in Ahrensburg die Sitzungen der politischen Gremien abgesagt. Das fordert auch die Wählergemeinschaft „Für Bad Oldesloe“ (FBO). Am Montagabend ist in der Kreisstadt eine Runde mit allen Fraktionen geplant. Dort soll dann entschieden werden. „Wir meinen, dass es in der gegenwärtigen Situation aus Fürsorge für ehrenamtliche Kommunalpolitiker, Verwaltungsmitarbeiter und Gäste erforderlich ist, diese Auszeit zu nehmen“, sagt FBO-Fraktionschef Matthias Rohde.

Derweil hat die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) das Kundencenter in Ahrensburg geschlossen. Mitarbeiter sind jetzt über das Service-Telefon 0800/265 50 00 oder auch per E-Mail (kontakt@nw.aok.de) zu erreichen.

Hamsterkäufe in Stormarns Supermärkten

Die Ausbreitung des Coronavirus hat auch in Stormarner Supermärkten am Sonnabend zu Hamsterkäufen geführt. Beim Discounter Lidl in Oststeinbek waren bereits um 10 Uhr zahlreiche Lebensmittel vergriffen und Regale leer. Auf Bitte eines Kunden, haltbare Milch aus dem Lager zu bringen, sagte eine Verkäuferin, sie habe keine mehr.

Unter anderem bei Aldi an der Bogenstraße in Ahrensburg waren am Nachmittag abgepacktes Brot, Obst, Gemüse, Konserven und Toilettenpapier ausverkauft.

Einer Kundin des Famila-Marktes wurden, während sie im Geschäft stöberte, Vollkornnudeln und Küchenrollen aus ihrem Einkaufswagen entwendet.