Ahrensburg. Polizei registrierte im Jahr 2019 mit 615 Taten die meisten landesweit – es ist zugleich die zweitniedrigste Zahl des Jahrzehnts.
Der Kreis Stormarn ist gut mit Bus und Bahn zu erreichen, aber auch über Autobahnen und Bundesstraßen. Und dass man ebenso schnell wieder wegkommt, wissen auch Einbrecher zu schätzen. Nicht zuletzt wegen seiner verkehrsgünstigen Lage muss der Hamburger Randkreis mit seinen rund 244.000 Einwohnern fürs Vorjahr die landesweit höchste Einbruchszahl verkraften. 615 Taten (im Schnitt zwölf jede Woche) wurden angezeigt, weit mehr als in den Umlandkreisen Pinneberg (497), Segeberg (430) und Herzogtum Lauenburg (314) sowie in der Landeshauptstadt Kiel (461). Im Kreis Dithmarschen (134.000 Einwohner) wurden lediglich 119 Einbrüche und Versuche gemeldet.
Alles in allem rund 13.200 Straftaten in Stormarn registriert
„Dazu muss man aber auch wissen, dass unsere Zahlen weiter so niedrig sind wie lange nicht“, sagt Hans-Jürgen Köhnke, Leiter der Polizeidirektion Ratzeburg, über die Daten aus der Kriminalstatistik 2019. Zwar stieg die Einbruchszahl von 565 auf 615, ist aber trotzdem die zweitniedrigste des Jahrzehnts. 2015 war der Höchststand mit 1281 Taten. „Wir leben in einer sicheren Region“, meint auch Bernd Koop, stellvertretender Chef der für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg zuständigen Polizeidirektion. Alles in allem wurden in Stormarn rund 13.200 Straftaten registriert, vom Ladendiebstahl über Sachbeschädigung bis zum Mord. Die Zahl stieg um 5,1 Prozent, während das Land ein Minus von 1,8 Prozent und den niedrigsten Stand seit 40 Jahren meldete.
13,7 Prozent der Einbrüche wurden aufgeklärt
„Wichtig ist die Langzeitentwicklung“, sagt Köhnke. So gab’s 2010 in Stormarn mehr als 15.000 Fälle. Der Anteil der Gewaltkriminalität sei äußerst gering. Zudem seien die Aufklärungsquoten bei Mord und Totschlag, Sexualdelikten und sogenannten Rohheitsdelikten (Raub, Körperverletzung) äußerst hoch. Fast zwei Drittel aller Taten sind Diebstähle, Betrug und Sachbeschädigungen.
Einbruchsschwerpunkte: Die weitaus meisten Taten gab’s in Ahrensburg mit 159 (Vorjahre: 135, 150, 184, 312). Es folgen Reinbek mit 50 (50, 84, 78, 139), Bad Oldesloe mit 47 (31, 54, 58, 106) und Bargteheide mit 30 Fällen (32, 44, 52, 53). Glinde meldete 22 Taten (30, 37, 40, 65), Barsbüttel 21 (18, 37, 41, 58). „Eine große Steigerung haben wir bei den Versuchen registriert“, sagt Stefanie Bluhm, stellvertretende Leiterin der Kriminalinspektion Bad Oldesloe. Fast jeder zweite Einbrecher (46,2 Prozent) scheiterte. Die verstärkte Prävention zahle sich aus, Hausbesitzer sicherten Fenster und Türen besser. Hinzu kommen Sondereinheiten in Ahrensburg und Reinbek, geschulte Spurensicherer, Zivilfahnder, eine intensive Zusammenarbeit mit den Hamburger Kollegen – und aufmerksamere Nachbarn. „Wichtig ist, bei einem Verdacht sofort 110 anzurufen“, sagt Bluhm. So konnten Polizisten nach einer Verfolgung in Bargteheide zwei Brüder festnehmen, die für mindestens 33 Taten in der Region verantwortlich waren. Mittlerweile wurden die beiden zu Haftstrafen von viereinhalb und drei Jahren und neun Monaten verurteilt.
Aufklärungsquote: 13,7 Prozent der Einbrüche wurden aufgeklärt, ein Jahr zuvor waren es 9,0 Prozent. Die Quote für alle Straftaten sank dagegen von 47,5 auf 47,0 Prozent. Der Wert ist vor allem bei schweren Verbrechen wie Sexualstraftaten, Raub oder Körperverletzung mit 64 bis 100 Prozent deutlich höher, bei gestohlenen Fahrrädern (6,8 Prozent) oder Diebstählen aus Autos (5,2 Prozent) viel niedriger.
Tatverdächtige: Bei Wohnungseinbrüchen kamen 61,4 Prozent der gefassten Tatverdächtigen nicht aus Deutschland (Vorjahr 72,3). Das lasse auf international agierende Banden schließen. In Schleswig-Holstein lag der Anteil nur bei 35,9 Prozent. Bei sämtlichen Straftaten ist der Ausländeranteil mit jetzt 26,5 Prozent nahezu konstant. Die Stormarner Polizei konnte mehr als 6200 Fälle klaren, dabei waren 30,9 Prozent der Verdächtigen Mehrfachtäter. 11,5 Prozent waren alkoholisiert, 6,6 Prozent als Konsument harten Drogen bekannt. 46,8 Prozent wohnten in der Tatortgemeinde. Landesweit waren es sogar 59,8 Prozent.