Ahrensburg/Reinbek. Wachpersonal an Eingängen, Hygiene-Aushänge, Lebensmittelvorräte: Seniorenanlagen im Kreis setzen vor allem auf Aufklärung.

Um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, haben Stormarner Alten- und Pflegeheime ihre Hygienevorkehrungen deutlich verschärft. Zudem hat das Gesundheitsministerium in Kiel Rückkehrern aus Ländern mit erhöhtem Risiko den Zugang zu Kitas, Schulen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen untersagt. Verstöße gegen diese nach dem Infektionsschutzgesetz verbindliche Anordnung können mit einem Bußgeld von bis zu 25.000 Euro belegt werden.

An den Hauseingängen stehen Desinfektionsspender

Thorsten Hoja, Leiter des Tobias-Hauses in Ahrensburg,  setzt auf verstärkte Hygiene.
Thorsten Hoja, Leiter des Tobias-Hauses in Ahrensburg, setzt auf verstärkte Hygiene. © Melissa Jahn

Die Ahrensburger Seniorenwohnanlage Rosenhof hat beispielsweise Wachpersonal an den Eingängen positioniert, um die Bewohner vor Infektionen zu schützen. Es soll Besucher auf Hygienemaßnahmen hinweisen – und Menschen mit äußerlichen Symptomen der Covid-19-Erkrankung den Zugang zum Gebäude zu verwehren. „Wir haben das Thema Ende Januar aufgegriffen und frühzeitig einen Plan erarbeitetet“, sagt Geschäftsführer André Aue. „Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, wollen wir viel tun.“

Nach eigenen Angaben legen Alten- und Pflegeheime in Stormarn ohnehin außerordentlichen Wert auf Hygiene bei Mitarbeitern und Pflegekräften – unabhängig von Corona. An den Hauseingängen ständen Desinfektionsspender. Die Lager seien mit Einmalkitteln, Hauben, Handschuhen und Mundschutz gefüllt. Es gebe spezielle Verfahrenswege für den Umgang mit Infektionskrankheiten.

Besucher werden auf Handhygiene hingewiesen

Engpässe an Hygienemitteln gebe es trotz des erhöhten Verbrauchs bisher nicht. Allerdings seien die Preise gestiegen, Desinfektionsmittel bereits dreimal so teuer wie vor der Epidemie.

„Ob Krätze oder Krankenhauskeime – Notfälle kommen im Heimalltag vor“, sagt Andreas Schulz, Leiter vom Haus Billetal in Trittau. „Dafür müssen wir ausgestattet sein.“ Neben den üblichen Spendern seien am Eingang auch Hinweisschilder aufgestellt worden. Besucher werden auf Händehygiene hingewiesen und darauf, auf unnötige Körperkontakte wie Händeschütteln und Umarmungen zu verzichten. „Wir halten unsere Gäste und Mitarbeiter dazu an, bei Unwohlsein und grippeartigen Symptomen zu Hause zu bleiben“, sagt Schulz. „Wir entscheiden von Tag zu Tag, je nachdem, wie sich die Lage entwickelt.“

Generelles Besuchsverbot ist bisher nicht angedacht

André Aue, Geschäftsführer der Rosenhof-Seniorenwohnanlagen in Ahrensburg, hat einen umfangreichen Notfallplan erstellt.
André Aue, Geschäftsführer der Rosenhof-Seniorenwohnanlagen in Ahrensburg, hat einen umfangreichen Notfallplan erstellt. © Melissa Jahn

Am Montagabend hatte das Land Rückkehrern aus Risikogebieten den Zutritt zu Pflegeeinrichtungen verboten. Von einem generellen Besuchsverbot ist Andreas Schulz nicht überzeugt, solange das Virus nicht im Umkreis von 20 Kilometern angekommen sei.

Ähnlich sieht es Thorsten Hoja, Leiter vom Tobias-Haus in Ahrensburg. Er ließ seine Mitarbeiter über Hygienemaßnahmen schulen. Konzerte und Besuche seien weiterhin erlaubt. „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und versuchen, das Umfeld zu sensibilisieren“, sagt Hoja. „Dennoch wäre es ein enormer Einschnitt in die Lebensqualität unserer Bewohner, alle Veranstaltungen abzusagen.“

Vorgehensweise der Ärzte hat sich verändert

Externe Mitarbeiter wie Fußpfleger müssten nach einem Urlaub im Risikogebiet 14 Tage zu Hause bleiben, sagt Edith Schnoor, Leiterin im Togohof in Glinde. „Mir bleibt nur, die Besucher in die Pflicht zu nehmen, um unsere Bewohner zu schützen. Hundertprozentig sicher ist das nicht, auch wenn die meisten ihre Verwandten schützen wollen.“

Verändert habe sich auch die Vorgehensweise der Ärzte, die ihre Visite vermehrt ans Telefon verlegten, sagt Marco Rathje, Leiter vom Seniorendorf Bargteheide. Dies sei positiv zu bewerten, da gerade von Arztpraxen Gefahren für Bewohner mit geschwächtem Immunsystem ausgingen.

„Unsere Bewohner sind unser höchstes Gut“

In Ahrensburg hat der Rosenhof die Regeln Ende Februar noch einmal verschärft – ohne Panik verbreiten zu wollen, wie Leiter André Aue betont. Die Liste umfasst zusätzliches Desinfektionsmittel im Lager, die Absage von Veranstaltungen mit externen Teilnehmern und das Verbot externer Dienstleister, die hauseigenen Restaurants zu betreten. Das Essen wird nicht mehr in Büfettform angeboten. Zudem werden Angehörige, Betreuer und Bewohner dazu aufgefordert, Besuch einzuschränken.

„Wir möchten das Risiko einer Infektion weiter reduzieren“, sagt Aue. „Unsere Bewohner sind unser höchstes Gut, das es zu beschützen gilt.“ Weiterhin hat sich der Rosenhof einen größeren Vorrat an Lebensmitteln zugelegt, um im Infektionsfall mehrere Tage autark die Versorgung der Bewohner sicherstellen zu können.

Ausfall von Pflegekräften könnte zu Problemen führen

Aber was geschieht, wenn der Ernstfall eintritt? Über einen Mangel an Pflegekräften macht sich André Aue keine Sorgen. Eine Lücke könne er im Notfall mit Personal aus einem der elf Rosenhöfe deutschlandweit schließen. Anders sieht es im Tobias-Haus aus. Wenn Teile der Belegschaft gleichzeitig ausfallen, sei es schwierig, die Versorgung aufrecht zu erhalten. „Für diesen Fall sind Land und Kreis gefordert“, sagt Thorsten Hoja.

Andreas Schulz fordert mehr Informationen. „Im Ernstfall steht den Heimen kein Spielraum zur Verfügung. Wir müssen wissen, wie wir damit umzugehen haben.“ Einen Plan habe die Heimaufsicht des Kreis Stormarns nicht in der Tasche, teilt Fachbereichsleiter Ingo Lange auf Abendblatt-Anfrage mit. „Wir geben nur Hygienevorschriften heraus. Einen Notdienst muss jedes Heim für sich selbst aufrechterhalten.“