Bargteheide. Auslieferung startet im März. Wer den 240-Liter-Behälter nicht haben möchte, bekommt ihn dennoch – zumindest vorübergehend.

Der Termin rückt näher: In zwei Wochen, in der ersten Märzwoche, soll damit begonnen werden, die gelbe Wertstofftonne in Stormarn an die Haushalte auszuliefern. Doch für viele Stormarner ist die Gelbe Tonne inzwischen ein rotes Tuch. Sie kritisieren, dass von den Abfallentsorgern nur eine 240-Liter-Tonne bereitgestellt wird, wollen lieber einen kleineren 120-Liter-Behälter haben. Hunderte haben die größere Tonne daher abbestellt. Doch dies sorgt für neuen Ärger.

Der Grund: Wer seine Tonne abbestellt hatte, der sollte sie zeitweise dennoch nach Hause geliefert bekommen – um später wieder abgeholt zu werden. Diese Auskunft erhielten die Abbesteller in Stormarn bis vor kurzem von der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). Mittlerweile gibt es hier eine Änderung: Bereits abbestellte Tonnen werden gar nicht erst ausgeliefert. Aber: Wer erst jetzt seine Gelbe Tonne abbestellt, bekommt sie dennoch erst zugeteilt und sie wird dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgeholt.

Für viele ist die angebotene Tonne viel zu groß

Für Unmut sorgt dieses Vorgehen unter anderem bei dem Bargteheider Dirk Ramm. Auch er bestellte die 240-Liter-Tonne ab. „Die AWSH teilte mir mit, dass die Tonne trotzdem geliefert werde und ich sie bis zur Wiederabholung auf meinem Grund stehen lassen solle“, sagt er. Für ihn noch ärgerlicher: „Ein Termin für die Wiederabholung konnte mir aber nicht genannt werden.“

Ramm plante daher sogar, den Müllbehälter aus Protest gar nicht erst anzunehmen und an seiner Straße, dem Ulmenweg, stehen zu lassen. Inzwischen ist er zwar froh, doch keine Gelbe Tonne zu bekommen, hat jedoch weiterhin kein Verständnis für das gesamte Verfahren der AWSH und ihres Entsorgungspartners, der Firma BellandVision GmbH, bei der Einführung der Gelben Tonne. „Dem Endverbraucher und Bürger wird einfach ohne Rücksicht eine unansehnliche Riesentonne aufgezwungen“, sagt Dirk Ramm. Für ihn ist die vorgesehene 240-Liter-Tonne viel zu überdimensioniert und damit vor allem für Zwei-Personen-Haushalte ungeeignet.

AWSH muss Kundendaten mit Subunternehmern abstimmen

Darin ist er sich einig mit anderen Bargteheidern, die nicht verstehen, dass ihnen keine Möglichkeit einer kleineren 120-Liter-Wertstofftonne gegeben wird. „Hier wird über die Köpfe der Bürger hinweg etwas entschieden“, sagt Bernd Wäldchen. „Dabei wird auf unsere Grundstücke zurückgegriffen, auf denen wir die ganzen Mülltonnen abstellen müssen und für die wir schon Grundsteuer zahlen.“

Auch Werner Siebenhaar stört sich am Vorgehen der Abfallentsorger: „Es hätte vorher der tatsächliche Bedarf der Haushalte ermittelt werden sollen“, sagt der Nachbar von Dirk Ramm. Er glaubt, dass viele der neuen 240-Liter-Tonnen an den Leerungsterminen alle 14 Tage nur halb gefüllt sein werden.

Bürger fürchten, dass mehr Müll produziert wird

„Die großen Behälter werden die Verbraucher eher davon abhalten, weniger Müll zu produzieren“, sagt Jochim Krüger aus dem Gretje-Offen-Weg. „Dabei sollte doch Müllvermeidung das eigentliche Ziel sein.“ Er hätte sich ein Rundschreiben der AWSH an alle Haushalte gewünscht mit einer Abfrage, welcher Verbraucher welche Tonnengröße bevorzugt. Krüger überlegt nun, aus Protest seine Gelbe Tonne abzubestellen und seinen Verpackungsmüll über die Restabfall-Tonne zu entsorgen.

Die Abfallwirtschaft Südholstein bestätigt auf Abendblatt-Anfrage, dass es bis vor kurzem die offizielle Information an die Kunden gab, dass abbestellte Gelbe Tonnen dennoch erst ausgeliefert und dann wieder abgeholt werden. Hintergrund sei die Datenübermittlung gewesen zwischen der AWSH und dem Unternehmen, das mit der Tonnenlieferung beauftragt sei. „Inzwischen haben wir unsere Daten neu aufbereitet und aktualisierte Kundenlisten ausgetauscht“, sagt Olaf Stötefalke, Sprecher der AWSH. „Jeder, der seine Gelbe Tonne bereits abbestellt hat, wird keine Tonne erhalten“, kündigt er an.

AWSH: Auslierung ist großer logistischer Aufwand

Olaf Stötefalke ist Sprecher der AWSH.
Olaf Stötefalke ist Sprecher der AWSH. © Filip Schwen | Filip Schwen

Von der kommenden Woche, also dem 17. Februar, an sei jedoch kein anderes Verfahren möglich, als die neuen Wertstofftonnen auch bei Abbestellungen auszuliefern und später wieder abzuholen. „Die Einführung der Gelben Tonne ist eine enorme logistische Herausforderung mit großem Aufwand“, sagt Stötefalke. „Es müssen bis zu 65.000 Behälter verteilt werden.“ Daher sei es weder möglich, die Kundenlisten laufend zu aktualisieren, noch, den Abbestellern einen genauen Abholtermin zu nennen.

Bereits in der Vergangenheit hat die AWSH darauf hingewiesen, dass sie durch gesetzliche Vorgaben bei der Gelben Tonne mit einem privaten Entsorgungsunternehmen des Dualen Systems Deutschland zusammenarbeiten muss (das Abendblatt berichtete). Gegenüber dem privaten Anbieter für Stormarn, der BellandVision GmbH, sei aber nur eine 240-Liter-Tonne durchsetzbar gewesen. Daher gebe es in anderen Kreisen mit anderen privaten Anbietern sowie beim Rest- und Biomüll – für diesen ist die AWSH alleine zuständig – andere und kleinere Tonnengrößen.