Glinde. Die einen wollen, andere nicht. Und es gibt Politiker, die noch beraten. Ob in Glinde ein Zahnarztzentrum gebaut wird, ist ungewiss.
Er hatte sich viel von diesem Termin versprochen, redete von „entscheidenden Weichen, die für die weitere Planung gestellt werden sollen“. Doch daraus wurde nichts auf der jüngsten Sitzung des Glinder Bauausschusses. Sven Kosemund, Architekt des geplanten zahnmedizinischen Versorgungszentrums in der Innenstadt, muss sich weiter in Geduld üben.
Um das Projekt starten zu können, bedarf es einer Nutzungsänderung. Teile der Politik sind jedoch dagegen, einige Entscheidungsträger noch unentschlossen. Und es gibt auch Befürworter. Der Ausgang ist offen.
Das Gebäude mit seinen vier Geschossen soll an der Avenue St. Sebastien entstehen. Dort will der Glinder Zahnarzt Sebastian Bowien als Mieter einziehen und die 600 Quadratmeter so unterteilen, dass Platz für 20 Behandlungsräume ist. Der Mediziner betreibt derzeit eine Praxis am Glinder Berg, die für seine Expansionspläne nicht mehr ausreicht.
Er will unter anderem eine Kieferorthopädie-Abteilung im Zentrum integrieren und das Personal gewaltig aufstocken. Derzeit arbeitet Bowien mit drei Zahnärzten zusammen, eine Kollegin ist in Mutterschaft. Nach dem Umzug plant er mit bis zu zehn Experten.
Bürgermeister Zug legt Wert auf Meinung der Parteien
Außerdem können in der neuen Umgebung, die barrierefrei ist, Liegendtransporte behandelt werden – zum Beispiel Senioren, die in den Glinder Altenheimen leben und nicht mehr gehen können. Um die Stadt von dem Vorhaben zu überzeugen, preist Bowien auch seine Rolle als Gewerbesteuerzahler an. Er führt eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) und verspricht lange Öffnungszeiten.
Laut Bebauungsplan ist das Gebäude zulässig. Allerdings sind derzeit nur Wohnungen möglich. Eine Nutzungsänderung könnte Bürgermeister Rainhard Zug ohne die Politik veranlassen.
Das will der Verwaltungschef aber nicht und sich absichern. Deshalb legt er Wert auf die Meinung der Entscheidungsträger und lässt sie im nichtöffentlichen Teil des Gremiums diskutieren.
Die Haltungen der Parteien liegen weit auseinander. „Wir stehen dem Zahnzentrum positiv gegenüber“, sagt CDU-Politiker Stefan Nowatzki, der Vorsitzende des Bauausschusses.
Demgegenüber steht die SPD. „Wir wollen es dort nicht. Es ist viel zu groß dimensioniert und würde für riesige Parkplatzprobleme sorgen“, so der Fraktionsvorsitzende Frank Lauterbach. Wenn an dem Standort etwas geschehe, dann sollten es Wohnungen sein.
Architekt hält Konzeptänderung für unwahrscheinlich
Die Grünen haben noch Beratungsbedarf. Fraktionschefin Petra Grüner: „Wir waren von einer doppelten Nutzung ausgegangen und sind sehr stark daran interessiert, dass es dort Wohnungen gibt.“ Ihre Fraktion werde jetzt diskutieren, wie man sich positioniere. Ähnlich sieht es bei den Liberalen aus.
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Kopsch: „Wir haben unseren Diskussionsprozess noch nicht abgeschlossen.“ Seine Partei hege Sympathien für das Projekt. Ein Mischkonzept sei wahrscheinlich nicht realistisch. „Außerdem werden ja keine Wohnungen abgerissen, weil ein Zahnarzt dorthin kommt.“ Der Bauausschuss wird sich zeitnah wieder mit dem Thema beschäftigen. Die nächste Sitzung ist am 12. März, die darauffolgende am 7. Mai.
Grundstückseigentümerin Anna Siemers ist auch Investorin des dort geplanten Zahnarztzentrums. Sie hat vor drei Jahren ein Hochhaus mit Wohnungen und Geschäften im Erdgeschoss an der Ecke zum Oher Weg gebaut.
An dieses soll die Ärzteimmobilie angedockt werden. Über eine Konzeptänderung, die auch Wohnungen beinhaltet, sagt Architekt Sven Kosemund: „Technisch ist alles möglich. Ich gehe aber davon aus, dass diese Variante für den Zahnarzt nicht interessant ist.“ Das bedeutet: Er hält am Plan fest.
In den kommenden Jahren soll Glindes City attraktiver werden. Grundlage dafür ist das Ortsmittenkonzept. Den dazugehörigen Rahmenplan mit Leitlinien für die städtebauliche Entwicklung muss die Politik noch absegnen. Zentraler Bestandteil der Neugestaltung ist die Schaffung von 300 Wohnungen, 100 davon öffentlich gefördert.