Barsbüttel. Fünf Areale in Barsbüttel mit Gestaltungsspielraum fallen weg. Dort sollte eigentlich Wohnungsbau ermöglicht werden. Ärger in der CDU.
Dutzende junge Familien haben sich im Barsbütteler Rathaus gemeldet und Interesse an einem Baugrundstück am Waldenburger Weg bekundet. 34 Einzelhäuser sollen dort entstehen. Das Projekt ist zwar auf den Weg gebracht, doch der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan steht seit Langem aus. Grund ist die Verkehrsanbindung, über die viel diskutiert wurde. Eine Option war, diese über ein benachbartes Feld zu führen. Denn der Acker sollte Potenzialfläche für Wohnbebauung werden. Das hat sich nun geändert. Die Politik strich das Areal genauso wie vier andere Bereiche aus dem Entwurf des neuen Flächennutzungsplans und machte damit eine Rolle rückwärts.
Wählergemeinschaft BfB ist seit Mai 2018 stärkste Kraft
Wie lange Interessenten am Waldenburger Weg noch warten müssen, bis sie die Zusage für ein Grundstück bekommen, ist unklar. Denn die gemeindeeigene Fläche ist jetzt nur über ein Wohngebiet anzubinden. Das wollen Anlieger nicht, weil sie chaotische Verkehrsverhältnisse befürchten. Diese Meinung teilt die SPD. Sie hat angekündigt, sich unter diesen Umständen quer zu stellen. Schnell soll es jetzt aber mit dem F-Plan gehen. In ihm sind Bereiche aufgeführt, auf denen Wohnungsbau möglich ist. Im Juli 2017 hatte die Gemeindevertretung die neue Variante verabschiedet. Damals hatten CDU und SPD eine Mehrheit, machten gemeinsame Sache und wählten Flächen aus. Auch bei den Grünen fanden sie Unterstützung. Genehmigt wurde der Flächennutzungsplan aber nicht. Das Innenministerium in Kiel forderte von Barsbüttel weitere Lärmgutachten und damit eine Überarbeitung.
Bei der Kommunalwahl 2018 gab es für Christ- und Sozialdemokraten dann herbe Verluste. Die Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB) wurde stärkste Kraft. Sie gewann auch ob ihres Einsatzes für den Erhalt von Grünflächen und stellte jetzt im Planungsausschuss Anträge für das Streichen von Wohnbauarealen. Das gelang ihr bei dem Acker westlich des geplanten Vorhabens am Waldenburger Weg mithilfe der CDU. Auch ein Bereich östlich davon, eine Fläche an der Straße Am Akku auf der Seite des Altenheims sowie nahe dem Steinbeker Weg fallen weg. Da änderte selbst die SPD ihre Meinung. Hinzu kommt noch ein Areal an der Landesgrenze, das jetzt Ausgleichsfläche und wo der Untergrund zu feucht ist.
„Mit der Wiederherstellung der beiden Grünflächen im Norden Barsbüttels konnten wir ein zentrales Wahlversprechen umsetzen“, sagt der BfB-Fraktionsvorsitzende Rainer Eickenrodt. Dass die Christdemokraten die Wählergemeinschaft nun unterstützt haben, begründet der frühere Bürgervorsteher Friedrich-Wilhelm Tehge so: „Die jetzt festgelegten Flächen reichen, um den Bedarf vorerst zu decken.“ Der F-Plan trägt den Namen „Barsbüttel 2030“ und ist auf dieses Jahr ausgerichtet.
In Willinghusen sollen Wohnungen und eine neue Feuerwache entstehen
Nach Abendblatt-Informationen gab es bei der CDU Meinungsverschiedenheiten ob des Votums. Hinter verschlossenen Türen soll es mächtig Ärger gegeben haben, weil nicht jeder Politiker den Streichkurs in diesem Umfang mitgehen wollte.
Die Sozialdemokraten stimmten der BfB beim Areal nahe dem Steinbeker Weg zu. „Dort ist keine Verkehrsanbindung über die Umgehungsstraße möglich, deswegen haben wir für Grünfläche plädiert“, sagt Fraktionsvize Klaus-Jürgen Krüger. Und beim Seniorenheim sei der Bereich als Ausgleichsfläche deklariert, man hätte im Fall einer Wohnbebauung Ersatz schaffen müssen. Ein Abschnitt südlich des Nahversorgungszentrums in der Straße Am Akku bleibt Potenzialfläche. „Ziel ist es, hier rund 50 Wohnungen durch eine Genossenschaft zu erstellen, die Hälfte davon soll öffentlich gefördert sein“, so Krüger. Wohnungen, eine neue Feuerwache und womöglich eine Kita sollen an der Barsbütteler Landstraße im Ortsteil Willinghusen auf einem 3,3 Hektar großen Areal entstehen. Den Aufstellungsbeschluss für die F-Planänderung fasste jetzt der Planungsausschuss.
Landrat appelliert an Kommunalpolitiker, Flächen für Bebauung auszuweisen
Auch in Barsbüttel ist der Siedlungsdruck hoch. Die Gemeinde trat 2018 dem Stormarner Bündnis für bezahlbares Wohnen bei – einer Kooperation von 36 Kommunen sowie Bauunternehmen unter Federführung der Kreisverwaltung. So sollen Jahr für Jahr bis zu 500 günstige Wohnungen in Stormarn entstehen. Bislang wurden die Erwartungen nicht erfüllt. Über die Streichungen in Barsbüttel sagt Landrat Henning Görtz: „Ich will keine Politikerschelte betreiben.“ Er appelliere aber an alle Entscheider in Kommunen, dass sie mutig seien sollten. „Und wenn die Landesplanung Flächen anerkennt, bin ich froh, wenn diese auch entwickelt werden.“ Im Fall der beiden Areale im Norden von Barsbüttel hätte Kiel übrigens keine Probleme gemacht.