Reinbek. Schulzentrum wurde 2018 wegen Asbestfund geschlossen. Containercampus ist Übergangslösung. Dort fühlen sich alle überraschend wohl.
Das Läuten in der Campusschule klingt eher wie ein Schnarren. Sofort entsteht dichtes Gedränge auf den Fluren, als sich etwa 700 Schüler zum Ausgang der provisorisch in Containern untergebrachten Gemeinschaftsschule Reinbek drängen. Lärmend ziehen sie über die schmalen Flure, steigen enge Treppen hinauf oder zwei Stockwerke hinab und schieben sich ins Freie.
Nach den doppelten Schulstunden ist der Bewegungsdrang groß. Allerdings dringen nicht alle nach draußen. „Oberstufenschüler dürfen in der Pause in den Klassenräumen bleiben“, verrät Emily Evert. Die 16-Jährige der Klasse 11 c ist Schulsprecherin, genauso wie Juls Haacker, ihr Stellvertreter.
Der 14-jährige Wentorfer besucht nach einem Schulwechsel seit zwei Jahren die Gemeinschaftsschule Reinbek. Er kann gut vergleichen zwischen den alten und den provisorischen, neuen Klassenräumen. Ihm gefällt der Unterricht in den Containern, in denen es an nichts mangelt. „Nur der Platz in der Pause ist sehr begrenzt“, findet er.
Übergangslösung liegt hinter Freizeitbad
Darum setze er sich dafür ein, dass auch die Grünflächen rund um die Campusschule, wie das Provisorium mit den 350 Einzelmodulen von Lehrern und Schülern getauft wurde, während der Pausenzeit genutzt werden können. Die Übergangslösung mit den U-förmig aufgestellten Containern liegt direkt hinter dem Freizeitbad.
„Mit dem Start der Campusschule zum Schuljahresbeginn haben sich Schüler und Lehrkräfte schnell in die neue Situation eingefunden“, lobt Schulleiter Dirk Böckmann. 733 Schüler verteilen sich auf 38 Klassenräume, die eine Standardgröße von bis zu 60 Quadratmetern haben. Neben Klassenzimmern gibt es Fachräume für Musik, Kunst, Technik und Naturwissenschaften. Ein Blick an die Decke der Räume verrät, aus wie vielen Containern sie zusammengesetzt wurden. „Das Lehrerzimmer besteht aus zehn Modulen“, sagt Böckmann. Platz genug für die 60 Lehrkräfte.
Im Frühjahr 2022 altes Schulgebäude wieder hergestellt
Natürlich fehlen auch keine Elemente für Haustechnik und die Sanitäranlagen. Bis Frühjahr 2022, wenn das alte Schulgebäude wieder hergestellt sein soll, könne man es hier gut aushalten, davon ist Böckmann überzeugt. Der 51-Jährige hat die Leitung im Herbst 2015 übernommen – zeitgleich mit Einführung der Oberstufe. Das Gebäude am Mühlenredder mussten er sowie die Jungen und Mädchen im Dezember 2018 wegen eines Asbestfundes verlassen.
Auch die beiden Sekretärinnen arbeiten gern hier. „Es fühlt sich überhaupt nicht an wie ein Provisorium“, sagt Daniela Breitenbach. Kollegin Gaby Erdmann, die erst seit Beginn des Schuljahres das Sekretariat verstärkt, nickt zufrieden: „Ich bin hier angekommen.“ Wenn am 24. Februar die Anmelderunden für die Jahrgänge Fünf und Elf starten, werden sie besonders gefordert sein.
Dirk Böckmann freut sich über das Vertrauen der Eltern – trotz Container-Unterricht. Der Wiederaufbau des alten Gebäudes sei vierzügig geplant, das könne fast schon knapp werden. Zur Beliebtheit der Schule trägt der zweifache Familienvater bei. Er wirkt sympathisch und souverän.
Schule hat 100 Tablets angeschafft
Stolz führt er Besucher durch die Schule, weist auf die Kunstobjekte, die die Flurwände verschönern, und auf die interaktiven Boards in den Klassenräumen, die alte Schultafeln ersetzen. Auch hat die Schule 100 Tablets angeschafft, mit denen die digitale Welt erschlossen werden kann. Schließlich zählen Word, Excel und Power Point inzwischen zum Pflichtprogramm an Schulen, wie der Schulleiter verrät.
Und was hat das hölzerne Namensschild auf seinem Schreibtisch mit zusätzlichen arabischen Schriftzeichen zu bedeuten? „Bevor ich nach Reinbek kam, habe ich sechs Jahre mit der Familie in Dubai gelebt und als Schulleiter gearbeitet“, sagt Böckmann.