Reinbek. Markus Diederich teilt sich Küche und Wohnzimmer im Gemeindehaus mit Kaplan. Neun Gemeinden gehören zur Pfarrei.
„Meine Komfort-WG“ nennt Markus Diederich, Pfarrer der Gemeinde zur Heiligen Elisabeth, seine neue Wohnsituation. Noch hat er nicht alle Umzugskartons ausgepackt. „Ich habe mich um 30 Quadratmeter verkleinert, das ist eine Herausforderung“, sagt der 43-Jährige im Scherz. Kurz vor Weihnachten war er von Bergedorf nach Reinbek ins Gemeindehaus gezogen. „Ich war schon im Rathaus, um mich anzumelden, und bei Ellermann – wegen eines Schlüssels“, erzählt er. „Das Stadtzentrum wirkt sehr familiär, fast dörflich.“
Seit Mai vergangenen Jahres haben sich neun katholische Gemeinden zu einer großen Pfarrei mit 27.000 Gemeindemitgliedern zusammengeschlossen. Markus Diederich leitet sie. Seitdem hat sich einiges verändert. Morgens ein Termin in Glinde, nachmittags einer in Bergedorf – das ist normal. „Es gibt keinen festen Priester mehr für einen Ort. Aber ich kann mich in keiner Ortsgemeinde zu Hause fühlen. Denn ich bin für alle Gemeinden da, wie Eltern für all ihre Kinder da sein müssen“, sagt Diederich.
Freiwilliger Verzicht auf 30 Quadratmeter
Die Entscheidung für den Wohnort Reinbek hängt mit den Möglichkeiten im Gemeindehaus zusammen. „Ich habe zugunsten der Gemeinschaft auf 30 Quadratmeter verzichtet“, erzählt der Priester. Im Pfarrhaus teilt er sich den Wohnbereich mit Kaplan Ferdinand Moskopf. Jeder hat zwar seine eigene, kleine Wohnung. Sie teilen sich aber eine Wohnküche und ein Gemeinschaftswohnzimmer. Diese Wohnform wurde vom Bischof so gewünscht und unterstützt. „Und wir haben eine Haushälterin, die einmal in der Woche für uns kocht“, erzählt Markus Diederich.
„Aber wir kochen auch zusammen, spielen Badminton – und wir feiern auch zusammen. Heiligabend habe ich für uns Karpfen gekocht. Wir hatten einen mobilen Weihnachtsbaum stehen.“ Allerdings habe natürlich jeder auch die Möglichkeit, sich in die eigene Wohnung zurückzuziehen.
Im Sommer zieht noch ein Priester aus Nigeria ein
Eine dritte Wohnung wartet noch auf einen Priester, zudem steht eine Gästewohnung leer. „Nach dem Sommer wird ein nigerianischer Priester zu uns in die dritte Wohnung ziehen“, berichtet Diederich. Der werde hier arbeiten und studieren. Markus Diederich, der aus Schwerin stammt, hat schon im Alter von 18 Jahren überlegt, Pfarrer zu werden. „Aber da fehlte noch die nötige Reife, auch um mich für das zölibatäre Leben zu entscheiden. Deshalb hat er zunächst Bankkaufmann gelernt und seinen Volkswirt gemacht. Erst kurz vor Ende seines Studiums reifte sein Entschluss für die Kirche.
Bereut habe er das nie: „Ich glaube, dass Gott mir ein erfülltes Leben schenkt. Manchmal habe ich das ganze Leben an einem einzigen Tag: erst eine Taufe, dann eine Hochzeit. Und es ist mir schon passiert, dass mir am Ausgang der Kirche Menschen, die ich am Abend zuvor am Sterbebett eines Angehörigen getroffen habe, mitteilen, der Betroffene sei nun gestorben.“
Privat singt Markus Diederich gern als Tenor im Camerata Chor in Bergedorf, spielt Volleyball in der TSG Bergedorf. Zudem liegt ihm die Zeit mit seinen Eltern, beiden Brüdern sowie den Nichten und dem Neffen am Herzen.