Großensee/Kiel. Kiel nimmt Abstand von Eignungsfläche im Gemeindegebiet. Dafür kommt ein Areal an der Autobahn 20 bei Heilshoop ins Gespräch.
Der Bau neuer Windkraftanlagen westlich von Großensee ist vom Tisch. Im dritten Entwurf des Regionalplans Windenergie nimmt die Landesregierung Abstand von der Planung, dort eine Eignungsfläche auszuweisen. Stattdessen will sie den Bau neuer Windräder an der Autobahn 20 bei Heilshoop erlauben. Damit liegen weiterhin fünf der landesweit 339 Vorranggebiete in Stormarn.
Derzeit gibt es 39 Windkraftanlage auf Stormarner Gebiet
Schon heute stehen im Kreis 39 Windkraftanlagen, drei weitere werden aktuell bei Lasbek errichtet. Bei Großensee wird es hingegen keine Anlagen geben. Im zweiten Regionalplan Windenergie wollte das Land überraschend den Bau eines Windparks auf einem Feld zwischen Großensee und Papendorf erlauben. In einer Sondersitzung des örtlichen Bauausschusses einigten sich daraufhin alle Fraktionen darauf, Einspruch gegen die Pläne einzulegen. Gerhard Iwan von der Wählergemeinschaft Bürger für Großensee (BfG) ist zufrieden. Er sagt: „Wir haben unser Ziel erreicht. Der Windpark wird nicht kommen.“ Wie alle anderen Fraktionen habe auch seine Wählergemeinschaft ein Problem mit den vorgeschriebenen Abständen gehabt.
Windkraftfreie Zonen sollen genug Naherholungsgebiete gewährleisten
In einem Radius von 1000 Metern um die Anlagen herum hätte in Zukunft nicht gebaut werden dürfen. „Wir haben schon jetzt die Schwierigkeit, dass wir wenig geeignete Flächen für künftige Wohnbebauung haben, und durch die neuen Windkraftanlagen wäre es noch schwerer möglich gewesen, neuen Wohnraum zu schaffen“, begründet Iwan den Widerstand gegen bisherige Pläne. Außerdem, so der Lokalpolitiker, habe sich Schleswig-Holstein mit Hamburg schon vor Jahren auf eine windkraftfreie Zone von 30 Kilometern um Hamburg herum geeinigt: „Das soll gewährleisten, dass es auch weiterhin genug Naherholungsgebiete gibt.“
Der eigentliche Grund dafür, dass das Land die Fläche in Großensee aus seinen Windenergieplänen gestrichen hat, sei aber ein anderer gewesen, wie Iwan sagt: „Es ist ein Moorgebiet und als Biotop gekennzeichnet. Das haben wir in unserem Einwand geltend gemacht.“ Wenn eine Eignungsfläche gestrichen wird, muss an anderer Stelle Ersatz geschaffen werden. Denn das Land hat sich vorgenommen, auf zwei Prozent der Landesfläche den Bau von Windkraftanlagen zu erlauben.
Ausbau-Ziele des Landes sollen auch ohne Großensee erreicht werden
Der Landtagsabgeordnete Tobias Koch (CDU) aus Ahrensburg begrüßt die Streichung des Vorranggebietes bei Großensee aus dem Regionalplan: „Es geht nicht zu Lasten der Energiewende und des Klimaschutzes. Die Ausbau-Ziele in Schleswig-Holstein werden auch ohne die Großensee-Fläche erreicht.“ Denn obwohl mit dem jetzt dritten Planentwurf neben dem Großensee-Areal 2200 Hektar aus der Planung wieder herausgefallen sind, kommen gleichzeitig 3300 Hektar an anderer Stelle neu hinzu. 17 Hektar etwa bei Heilshoop im Nordosten Stormarns.
Meinungen gegen beim Thema Windkraft in Heilshoop auseinander
Im alten Regionalplan war das Gebiet noch nicht berücksichtigt. Wie in so gut wie jeder betroffenen Gemeinde gehen auch hier die Meinungen über die Windkraftpläne auseinander, wie Bürgermeister Jan Steen sagt: „Ich sehe das ganz pragmatisch. Die Windkraft ist für uns eine neue Einnahmemöglichkeit, und ich als Umweltschützer sehe die regenerative Stromerzeugung positiv.“ Dieser Meinung sind nicht alle Heilshooper. „Manchen gefällt die Optik nicht, andere fürchten Lärm“, sagt Steen. Aber man könne eben nicht für erneuerbare Energien sein und sich dann über Anlagen „vor der eigenen Haustür“ beschweren. Immerhin ist das neue Vorranggebiet 1000 Meter weit entfernt von den nächsten Wohnhäusern. Es liegt direkt an der A 20 auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche.
Heilshooper Bürger können ab 13. Januar Stellungnahmen abgeben
Im Januar will der Bürgermeister eine Infoveranstaltung organisieren. „Auch wenn ich für den Bau neuer Windkraftanlagen bin, werde ich als Bürgermeister letztendlich den Willen der Bürger umsetzen“, sagt Jan Steen. Allerdings habe die Gemeinde wenig Einflussmöglichkeiten. Ab 13. Januar können Stellungnahmen zum dritten Entwurf des Regionalplans abgegeben werden. Dass damit das Vorranggebiet verhindert werden könnte, glaubt Jan Steen nicht: „Es müsste etwas geben, was das Land übersehen hat. Aber das Vorranggebiet befindet sich direkt an der Autobahn auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche. Bodenbrüter oder gefährdete Tierarten dürfte es dort nicht geben.“