Grossensee. Politik will den Entwurf ablehnen. Bürgermeister und ein Gemeindevertreter sind befangen, weil ihre Grundstücke betroffen sind.

„Ein Windpark so nah an Hamburg erstaunt“, sagt Detlev Stolzenberg. Der Architekt und Stadtplaner war auf Bitten der Großenseer Politik zu einer Sondersitzung des Planungs- und Bauausschusses gekommen, um mögliche Ansatzpunkte für eine Stellungnahme gegen das im Ort geplante Vorranggebiet zur Windenergienutzung zu erläutern. Wie berichtet, wenden sich die Kommunalpolitiker gegen das rund 19 Hektar große Areal zwischen dem Golfplatz und dem Brunsbeker Ortsteil Papendorf. Dabei sprechen sie sich nicht grundsätzlich gegen Windkraft aus, fürchten jedoch durch die Anlagen in der Ortsentwicklung beschnitten zu werden.

Zur Präsentation von Planer Stolzenberg waren neben den Ausschussmitgliedern auch zahlreiche Gemeindevertreter und knapp 20 Bürger aus der 1800-Einwohner-Gemeinde gekommen. Auffällig war, dass Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers (Bürger für Großensee, BfG) und Politiker-Kollege Herbert Eggers (Aktive Wählergemeinschaft Großensee, AWG) fehlten. Ausschussvorsitzender Gerhard Iwan (BfG) erklärt: „Beide haben Grundstücke im betroffenen Gebiet und sind deshalb befangen.“ Sie dürften deswegen nicht mit abstimmen und auch nicht an den Sitzungen teilnehmen. Wie Lindemann-Eggers und Eggers zu den Windkraftplänen stehen, ist unklar. Sie waren bis Redaktionsschluss nicht für das Abendblatt zu erreichen.

Planer untermauert Bedenken der Gemeinde

Architekt Stolzenberg, der in anderen Kommunen auch schon an der Planung von Windparks beteiligt war, konnte unterdessen die Skepsis der Großenseer untermauern. „Nirgendwo sonst in der aktuellen Planung des Landes rückt ein Vorranggebiet so nah an Hamburg heran.“ Wo sonst ein Umkreis von 30 Kilometern um die Hansestadt und sie umgebende Grünzüge frei gehalten werde, seien es hier im dicht besiedelten Rand nur 20. Auch liege ein Teil des Gebietes in einem geschützten Moor und erreiche nur den Mindestabstand von 1000 Metern zur Ortsgrenze, an außenliegende Siedlungen wie Schierholzkaten würden die Windräder noch näher rücken.

Ein Wachsen des Ortes, der auch vom See begrenzt wird, werde damit erschwert, sagt Stolzenberg. Er erklärt die Planung so: „In diesem Stadium hat das Land noch nicht in die detaillierteren Pläne der Kommunen geschaut.“ Mit Hinweis auf die örtlichen Gegebenheiten sehe er gute Chancen, dass das angedachte Gebiet zumindest verändert werden müsse. Zum Beispiel durch Wegfall des östlich des landwirtschaftlichen Weges gelegenen Teils. „Und dieser kleinteiligen Verspargelung will das Land mit seiner zentralen Planung eigentlich entgegenwirken“, so Architekt Detlev Stolzenberg.

Im Anschluss empfahlen die Ausschussmitglieder der Gemeindevertretung einstimmig, einen Planer mit der Anfertigung einer ablehnenden Stellungnahme zu beauftragen. Eine Testabstimmung unter den anwesenden Gemeindevertretern bestätigte die Sichtweise. Besprochen werden soll ein Entwurf Ende November, absegnen müssen ihn dann die Gemeindevertreter auf ihrer Sitzung am 20. Dezember. Bis zum 3. Januar haben Kommunen und Bürger für Stellungnahmen Zeit. Ein Veto-Recht gibt es nicht.