Ahrensburg. Ingenieurbüro schlägt vor, mit Tempoanzeiger, Straßenverengungen und Umbau von Kreuzungen den Verkehr zu beruhigen.

Drei Geschwindigkeitsanzeiger an den Ortseingängen, dazu eine Mittelinsel auf der Dorfstraße in Ahrensfelde: Mit diesen Maßnahmen will die Ahrensburger Verwaltung im ersten Schritt zu einer Verkehrsberuhigung im Süden der Stadt beitragen. Zudem möchte sie prüfen, ob weitere Straßenverengungen an den Ortsdurchfahrten errichtet und die Kreuzungen Dorfstraße/Teichstraße, Brauner Hirsch/Am Kratt und Brauner Hirsch/Pionierweg umgebaut werden könnten.

Experten analysierten Verkehrslage auf Wunsch der Politik

Die Vorschläge will die Verwaltung am Mittwoch, 20. November, dem Bau- und Planungsausschuss präsentieren. Sie basieren auf einer Untersuchung des Hamburger Ingenieurbüros SBI. Die Experten haben auf Wunsch der Politik analysiert, wie sich der Verkehr an der Dorfstraße im Ortsteil Ahrensfelde und am Braunen Hirsch in der Siedlung Am Hagen reduzieren und beruhigen lässt – und das ohne Südtangente. Denn auf Antrag der Grünen hatte eine Mehrheit der Ausschussmitglieder die Verwaltung Anfang Oktober aufgefordert, die Planung der Umgehung nicht weiterzuverfolgen.

Der Umweltausschuss folgte diesem Votum in der vergangenen Woche. „Die Diskussion über die Südtangente bringt den Anwohnern nichts“, sagt der Ausschussvorsitzende Christian Schmidt (Grüne). „Falls sie überhaupt gebaut werden könnte, würde das Jahre dauern. Wir wollen uns lieber darauf konzentrieren, was wir kurzfristig tun können, um die Situation zu verbessern.“

Experten rechnen bis 2030 mit fast 12.000 Autos pro Tag

Ahrensfelder fordern, dass die Dorfstraße sicherer wird. An der Bushaltestelle nahe der Teichstraße könnte eine Mittelinsel gebaut werden.
Ahrensfelder fordern, dass die Dorfstraße sicherer wird. An der Bushaltestelle nahe der Teichstraße könnte eine Mittelinsel gebaut werden. © Thomas Jaklitsch

Nach Einschätzung des Ingenieurbüros sind die Möglichkeiten allerdings begrenzt. „Ein nachhaltiger Einfluss auf die Höhe des Durchgangsverkehrs könnte nur durch eine ersatzlose Schließung des Bahnübergangs Brauner Hirsch erwirkt werden“, heißt es am Ende ihrer 27-seitigen Studie. Verkehrsrechtlich sei diese Variante aber wohl nicht realisierbar. Ein Grund: Die Verkehrsbelastung der Ahrensburger Innenstadt würde dann extrem steigen. Davon seien unter anderem die Hamburger Straße, die Manhagener Allee, aber auch der Bargenkoppelredder, die Bogenstraße und die Hagener Allee betroffen. Denn diese Route würden dann voraussichtlich die Anwohner aus dem Süden wählen, um Richtung Hamburg zu gelangen. Zudem würde mit der Schließung eine wichtige Radverbindung zwischen dem Ahrensburger Süden und Hamburg-Volksdorf wegfallen.

Auch alle anderen untersuchten Möglichkeiten zur Reduzierung des Durchgangsverkehrs sind laut den Verkehrsplanern entweder „nicht zielführend und/oder aus rechtlichen Gründen nicht realisierbar“. Dazu zählt zum Beispiel ein Erhalt des Bahnübergangs Brauner Hirsch („Verkehrsentlastung: gering; Realisierbarkeit: eher sehr gering“). Wie berichtet, plant die Deutsche Bahn mit dem Bau der S-Bahnlinie 4 den Bahnübergang durch eine 120 Meter lange Brücke über das Tunneltal zu ersetzen.

Ingenieurbüro hat 16 unterschiedliche Maßnahmen geprüft

Dann wird der Verkehr auf der beliebten Querverbindung von der A-1-Anschlussstelle Ahrensburg in den Hamburger Osten Prognosen zufolge noch stärker steigen. Für die Realisierungsstudie zur Südtangente hatte SBI im Jahr 2018 umfangreiche Verkehrszählungen vorgenommen. Demnach rollen täglich durchschnittlich 8800 Fahrzeuge durch den Braunen Hirsch und 7700 über die Dorfstraße in Ahrensfelde. Davon wurden 4900 Autos dem Durchgangsverkehr zugeordnet. Nach dem Bau der Brücke rechnen die Experten bis 2030 mit einem Anstieg auf bis zu 11.700 Wagen pro Tag, davon 7400 im Durchgangsverkehr.

Das Ingenieurbüro hat 16 unterschiedliche Maßnahmen geprüft, darunter auch, die Straße nur für Anlieger und Busse freizugeben. Die Realisierungschancen hält es aber mit Blick auf die aktuelle Straßenverkehrsordnung für „äußerst gering bis nicht vorhanden“. Ähnliches gelte für ein Durch- oder Nachtfahrverbot für Lastwagen. Der Grund: Es gebe keine „adäquate und in zumutbarer Entfernung befindliche Ausweichstrecke“. Auch für eine Einbahnstraßenregelung müsste eine solche Ausweichstrecke gefunden werden. Das Verkehrsproblem würde laut den Experten damit verlagert werden. Zudem geben sie zu Bedenken, dass in Einbahnstraßen häufig noch schneller gefahren werde.

Anwohner wünschen sich Tempo 30 am Braunen Hirsch

Das Ingenieurbüro schlägt stattdessen vor, bauliche Veränderungen vorzunehmen, damit die Autos nicht mehr so schnell durch die Straßen fahren und die Verkehrssicherheit erhöht wird. Anwohner beklagen immer wieder, dass sich viele Autofahrer auf der Strecke nicht an das Tempolimit halten. So auch Heike und Thorsten Becker, die am Braunen Hirsch wohnen. „Ich bin hier aufgewachsen“, sagt der 55-Jährige. „Damals haben wir auf der Straße noch gemalt.“

Inzwischen habe der Durchgangsverkehr so stark zugenommen, dass er im morgendlichen Berufsverkehr oft nicht mal mehr von seiner Grundstückseinfahrt hinunterkomme. Zudem wackelten die Fenster ihres Hauses, wenn Lastwagen durch die Straße fahren, beklagt seine Frau. Beide wünschen sich, dass Ahrensburg endlich etwas unternimmt, um die Situation zu verbessern. „Mit Tempo 30 und einer Ampel für die Schulkinder auf Höhe der Straße Am Kratt wäre uns schon sehr geholfen“, sagt Heike Becker. Für die Einführung einer Tempo-30-Zone in der Siedlung Am Hagen fehlen nach Einschätzung der Verkehrsplaner aber die Voraussetzungen. Auch eine abschnittsweise Reduzierung des Tempos sei nicht möglich, weil dafür zwingend bestimmte Einrichtungen wie Kindergärten, Kitas, Schulen, Alten- und Pflegeheime oder Krankenhäuser direkt an der Straße liegen müssten.

Verwaltung rechnet mit Kosten von 131.000 Euro

Relativ kurzfristig wäre es stattdessen nach Ansicht der Verkehrsplaner umsetzbar und sinnvoll, eine Mittelinsel auf der Dorfstraße in Ahrensfelde zu errichten – auf Höhe der Bushaltestelle Teichstraße. Zudem empfehlen sie Geschwindigkeitsanzeiger an den Ortseingängen von Ahrensfelde. Auch der Umbau von weiteren Kreuzungen zu kleinen Kreisverkehren sei „geeignet und rechtlich auch umsetzbar“, um die Geschwindigkeit zu reduzieren. Gleiches gelte für den Einbau zusätzlicher Mittelinseln und Engstellen. Auf die Routenwahl der Autofahrer werden diese Maßnahmen nach Einschätzung der Planer allerdings voraussichtlich keine Auswirkung haben.

Die Verwaltung rechnet für Geschwindigkeitsanzeiger und Mittelinsel mit Kosten von 131.000 Euro. Die Umsetzung könnte 2020 und 2021 erfolgen.

Bau- und Planungsausschuss: Mi, 20.11., 19.00, Peter-Rantzau-Haus, Manfred-Samusch-Straße 9, Ahrensburg