Ahrensburg. Videoüberwachung könnte der Polizei helfen, die Verbrecher schneller zu ermitteln. Doch so leicht ist das nicht zu realisieren.
Die Kriminalpolizei sucht weiter nach den Einbrechern, die in den vergangenen Wochen in vier Ahrensburger Schulen eingedrungen sind. Die Kriminellen hatten iPads, Bargeld und Tresore gestohlen und eine Spur der Verwüstung hinterlassen. „Wir haben die Täter bislang noch nicht gefasst“, sagt Ahrensburgs Kripo-Chef Ralf Lorenzen. Details will er auf Abendblatt-Anfrage nicht nennen, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.
Das Problem: Bei ihren Nachforschungen können die Beamten nur auf die Ergebnisse der Spurensicherung zurückgreifen. Die Experten haben die drei Tatorte – die Grundschule Am Reesenbüttel, die Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule und das Schulzentrum Am Heimgarten – nach den Einbrüchen unter die Lupe genommen.
Dimension der Schuleinbrüche ist für Ahrensburg neu
Eine Videoüberwachung gibt es an diesen wie auch allen anderen Ahrensburger Schulen bislang nicht. „Mit Fotos aus einer Überwachungskamera ist es immer leichter, den Täter zu ermitteln“, sagt Lorenzen. Zumal dieser in solchen Fällen häufig einen Bezug zur Schule habe. „Dann könnte er auf Bildern leicht identifiziert werden.“ Ob es auch bei den aktuellen Taten einen Bezug gibt, darüber könne zurzeit nur spekuliert werden. „Es muss nicht zwingend so sein“, sagt der Kripo-Chef. „Da eine der Schulen aber gleich zweimal von Einbrechern aufgesucht wurde, scheint eine gewisse Affinität zu der Einrichtung wohl gegeben.“
Die Entscheidung über eine Videoüberwachung treffe nicht die Polizei, sondern sei Sache der Schulleitung beziehungsweise der Stadt als Schulträger. Für die Verwaltung kommt dieser Schritt zurzeit nicht in Frage. „Es gibt sehr hohe rechtliche Hürden für eine Videoüberwachung während des Schulbetriebs“, sagt Robert Tessmer, der für Schulen zuständige Fachdienstleiter im Ahrensburger Rathaus. Insbesondere aus Gründen des Datenschutzes. Außerhalb der Unterrichtszeiten wäre es zwar möglich, „aber wir müssten dann auch für Licht am Gebäude sorgen, damit die Kameras funktionieren“, so Tessmer. „Wir müssen hier Aufwand und Nutzen gegeneinander abwägen.“
Schulzentrum Am Heimgarten hat eine Alarmanlage installiert
Das gelte auch für die Installation von Alarmanlagen, die Einbrecher möglicherweise abschrecken oder in die Flucht schlagen könnten. Das Schulzentrum Am Heimgarten verfügt über eine entsprechende Ausstattung. Als die Einbrecher dort am Freitagabend, 27. September, um kurz vor Mitternacht durch ein Fenster in das Gebäude eindrangen, lösten sie nach Angaben der Polizei einen Alarm aus. Dieser wurde an eine private Sicherheitsfirma gemeldet. Die Täter entkamen trotzdem unerkannt.
Sollten auch die übrigen sechs Schulen mit Alarmanlagen ausgestattet werden, bedeute dies einen „enormen finanziellen und zeitlichen Aufwand“, so Tessmer. „Der letzte Mitarbeiter, der die Schule nach dem Unterricht verlässt, muss daran denken, die Anlage scharf zu schalten.“ Vorher müsse er kontrollieren, dass sämtliche Außenfenster und -türen des Gebäudes ordnungsgemäß geschlossen seien. Denn sonst funktioniere die Technik nicht.
Die Verwaltung hofft, dass die Polizei die Täter schnell ermittelt, damit solche Maßnahmen nicht nötig werden. „Vielleicht ist es nur eine Gruppe“, sagt Tessmer. „Und wenn diese gefasst wird, ist alles vorbei.“ Es habe auch schon früher mal Einbrüche in Ahrensburger Schulen gegeben – allerdings nie in dieser Häufigkeit und mit diesem Ausmaß an Zerstörungswut: „Dieses Mal wurde sehr viel kaputt gemacht.“
Einbrecher verwüsteten nun auch Reinbeker Gymnasium
Rückblick: Erstmals schlugen Kriminelle in der Nacht vom 5. auf den 6. September in der Grundschule Am Reesenbüttel zu. Sie entwendeten einen 150 Kilogramm schweren Tresor aus dem Büro der Schulleiterin und einen geringen dreistelligen Geldbetrag. Nur drei Wochen später, am letzten Septemberwochenende, stiegen erneut Einbrecher in die Grundschule ein. Um ins Gebäude zu gelangen, brachen diese dasselbe Fenster auf wie bei der vorherigen Tat. Es war gerade erst repariert worden.
Die Verbrecher verschafften sich Zugang zum Sekretariat, zu den Büros der Schulleitung, zum Lehrerzimmer und zu anderen Räumen, indem sie sämtliche Türen gewaltsam aufhebelten. Die Tür zum Sekretariat rissen sie zur Hälfte heraus. Bei der Suche nach Wertgegenständen verwüsteten sie die Räume. Ein weiterer Tresor wurde aus der Wand gerissen und gestohlen, dazu Bargeld und drei iPads. Auch beim Einbruch in die Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule in der Nacht vom 13. auf den 14. September erbeuteten die Täter iPads – in dem Fall 27 Stück.
Die Höhe des Sachschadens steht nach Angaben der Stadt noch nicht fest. Bislang haben die Schulen noch keine vollständigen Stehlgut-Übersichten erstellt. Die Herbstferien erschwerten die Arbeit, da viele Lehrer in den Urlaub gefahren seien, heißt es aus dem Rathaus.
Eine Schule in Barsbüttel setzt auf Videoüberwachung
Unterdessen muss sich nun auch die Kripo in Reinbek mit Schuleinbrechern beschäftigen. Randalierer drangen in den Herbstferien in die Sachsenwaldschule ein, entleerten einen Feuerlöscher, verteilten Toilettenpapier in den Gängen und schoben Tische und Stühle zusammen. Zudem sprühten sie ein Graffiti an die Wand. Die Polizei grenzt den Tatzeitraum auf Mittwoch, 2. Oktober, 18.20 Uhr bis Montag, 7. Oktober, 7 Uhr ein. Sie ermittelt wegen Einbruchs und „gemeinschädlicher Sachbeschädigung“.
Probleme mit Vandalismus hat auch die Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule in Barsbüttel. Wiederholt haben Unbekannte dort in der Vergangenheit Scheiben eingeworfen, Holzbänke zerstört und Müllcontainer angezündet. Bereits 2018 hat die Gemeinde deshalb vier Kameras angeschafft, die nur filmen, wenn kein Unterricht ist. Da sie nicht das gesamte Außengelände abdecken, hat Barsbüttel kürzlich beschlossen, zehn weitere Kameras für rund 17.000 Euro einzubauen. Auch das Schulzentrum am Stadtpark in Bargteheide hat seit Jahren Probleme mit randalierenden Jugendlichen. Eine Videoüberwachung wurde dort allerdings nur temporär installiert.