Ahrensburg. 2030 werden in der Schlossstadt bis zu 1680 Wohnungen fehlen. Kommunalpolitik soll über B-Pläne mehr bezahlbaren Wohnraum ermöglichen.
Der Wohnraummangel ist in Stormarn längst zu einem gravierenden Problem geworden. Prognosen zufolge werden bis 2030 rund 15.000 Wohnungen im Kreis fehlen, insbesondere im Bereich bezahlbarer Wohnraum. Zudem sind Mietpreise von 10 Euro pro Quadratmeter und mehr in vielen Städten und Gemeinden längst Regel statt Ausnahme.
Landrat sorgt sich um Menschen mit geringen Einkommen
„Wir dürfen Menschen mit geringen Einkommen und junge Familien nicht aus dem Blick verlieren. Wenn sie hier kein Zuhause mehr finden, wird sich das auf die Lebensqualität aller auswirken“, ist Landrat Henning Görtz überzeugt.
Deshalb touren führende Vertreter der Kreisverwaltung seit Wochen durch die Kommunen, um für verstärkte Anstrengungen beim Bau von öffentlich gefördertem Wohnraum zu werben. „Angesichts des prognostizierten Bevölkerungswachstums, des demografischen Wandels und des virulenten Fachkräftemangels müssten im Kreis pro Jahr etwa 1000 neue Wohnungen entstehen“, sagte Görtz bei seinem Auftritt im Ahrensburger Bauausschuss. Tatsächlich seien es im Schnitt vergangener Jahre aber weniger als 800 gewesen.
Experten gehen davon aus, dass Stormarn in der kommenden Dekade von aktuell 243.000 um rund 9000 auf dann 252.000 Einwohner wachsen wird. Gleichzeitig soll die Zahl der Haushalte voraussichtlich um 9,3 Prozent steigen. Bedingt vor allem durch anhaltende Zuzüge aus der Metropolregion, eine steigende Zahl von Senioren (+ 23 Prozent) sowie die Aufnahme von Flüchtlingen. Sie müssen nach Abschluss ihrer Asylverfahren ebenfalls in regulären Wohnungen unterkommen.
Görtz wirbt bei Kommunalpolitikern um Unterstützung
Die günstige Lage des Kreises zwischen den Hansestädten Hamburg und Lübeck mit direkter Verbindung zu wichtigen Verkehrswegen wie den Autobahnen 1 und 24, respektive diversen Bundes- und Landstraßen, hat zu einer dynamischen Entwicklung geführt. Stormarn ist einziger schuldenfreier Kreis in Schleswig-Holstein, liegt von der Kaufkraft her bundesweit in den Top 15 und die Arbeitslosenquote ist Ende September auf 3 Prozent gesunken.
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„Diese Erfolge haben aber auch ihre Schattenseiten“, so Henning Görtz. Dazu gehörten neben anhaltendem Flächendruck, steigende Mietpreise und ein signifikanter Wohnraummangel. „Hier gilt es jetzt entschieden gegenzusteuern, sollen sich die damit einhergehenden Probleme nicht weiter verschärfen“, sagt der Landrat.
Im April vergangenen Jahres hat sich auf Initiative der Kreisverwaltung das „Stormarner Bündnis für bezahlbares Wohnen“ gegründet, dem sich 36 Städte und Gemeinden, die beiden Wohnbauverbände VNW und BFW, sowie acht Wohnungsunternehmen angeschlossen haben. Sie verständigten sich auf die Selbstverpflichtung, pro Jahr bis zu 500 Wohnungen mit einem Investitionsvolumen von bis zu 80 Millionen Euro zu bauen. „Um wirklich alle Ressourcen auszuschöpfen und die erforderlichen Kräfte zu bündeln, brauchen wir aber auch die Unterstützung der Kommunalpolitik“, so Görtz in Ahrensburg.
Ahrensburg ist bei Bodenrichtwerten kreisweit Spitzenreiter
Allein hier werden laut aktueller Analysen 1680 Wohnungen fehlen. Wie schwierig es ist, private Investoren zu finden, die bereit sind, sich auch im Segment bezahlbarer Wohnraum zu engagieren, wird allerdings schon mit Blick auf die gestiegenen Bodenrichtwerte deutlich. Lagen sie für Mehrfamilienhäuser im Stadtbereich 2008 noch bei 205 Euro pro Quadratmeter, so kletterten sie im Vorjahr auf 315 Euro. Es ist der höchste Wert im gesamten Kreis vor Reinbek (305), Glinde und Oststeinbek (je 295).
Auch bei den Bodenrichtwerten für Einfamilien- und Doppelhäuser mit einer Grundstücksgröße von 600 Quadratmetern als Bezugsgröße liegt die Schlossstadt im Bereich Reesenbüttel-West aktuell mit 390 Euro pro Quadratmeter deutlich vor Reinbek (nördlich Hamburger Straße/westlich Schönningstedter Straße) mit 360 Euro sowie Glinde und Oststeinbek mit je 350 Euro.
Landrat plädiert für mehr Geschossbauten
„Um die erforderliche Zahl von öffentlichen geförderten Wohnungen bauen zu können, brauchen wir wieder deutlich mehr Geschossbauten“, fordert Görtz. Vielleicht ja nicht gleich so hoch wie das Sachsenwald-Hochhaus in Reinbek, das bei seiner Fertigstellung 1966 mit 65 Metern das höchste Gebäude Schleswig-Holsteins gewesen sei. „Doch ohne Zugeständnisse hinsichtlich einer moderaten Zahl an Geschossen werden wir den dringenden Bedarf kaum decken können“, mahnte der Landrat in die Runde der Ausschussmitglieder.
Den Lokalpolitikern komme bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum eine besondere Verantwortung zu. Insbesondere in den Städten Ahrensburg, Reinbek und Bad Oldesloe, in denen rund ein Drittel der Bevölkerung des Kreises lebt. Über konkrete Festlegungen in den Bebauungsplänen könne das Baurecht für einen gewissen Anteil an Sozialwohnungen geschaffen werden, der über Mischkalkulationen möglichst bei 30 Prozent liegen sollte.
Angesicht rar gesäter kommunaler Grundstücke, dem größten Hemmschuh überhaupt, müssten die vorhandenen Bauflächen durch die Gebäudekubaturen und mehr Geschosse optimal genutzt werden. Und in Innenstadtlagen könne vielleicht auch die Zahl der Autostellplätze eine denkbare Stellschraube für mehr bebaubare Fläche sein.