Ahrensburg. Multifunktionssaal im Rathaus-Anbau würde rund drei Millionen Euro extra kosten. Mehrheit für Stormarnplatz-Konzept noch nicht in Sicht

An der Frage, ob Ahrensburg einen neuen Multifunktionssaal benötigt, in dem die Stadtverordnetenversammlung und ihre Ausschüsse tagen können, scheiden sich in der Politik die Geister. Und dieser Zwist blockiert den Realisierungswettbewerb zur Umgestaltung des Stormarnplatzes. Die Verwaltung wollte bei der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses das Raumprogramm für einen Rathausanbau von der Politik absegnen lassen. Dies ist Basis für den Wettbewerb. Doch eine Einigung gibt es bisher nicht.

Parteien sind einig, dass die Raumnot im Rathaus groß ist

Unstrittig ist bei allen Parteien, dass die Raumnot im Rathaus so groß ist, dass mehr Büros gebraucht werden. Wegen der Sanierung des seit fünf Jahren unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes sind rund 50 Mitarbeiter bis 2024 in eine Außenstelle im Gewerbegebiet Nord umgezogen. Der Anbau soll zwischen dem 1970 eingeweihten Rathaus und dem Peter-Rantzau-Haus entstehen.

„Es ist unsere letzte Chance, Verwaltungs- und Sitzungsräume zu schaffen“, argumentiert CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen für den Saal. „Die 400 Quadratmeter mit Saal und Fraktionsräumen könnten auch vermietet werden. Wir würden so Einnahmen erzielen.“

Der Verwaltung fehlen rund 1200 Quadratmeter für Büros

Aus Sicht der FDP sollte der Bau zukunftssicher geplant werden. „Das sollte die Priorität haben“, sagt Fraktionschef Thomas Bellizzi. „Wir brauchen Büroräume für die Verwaltung, nicht einen Sitzungssaal, in dem wir gemütlich tagen können. Das steht uns nicht gut zu Gesicht.“ Er hatte die Verwaltung gefragt, wie viel Reserve für Büroräume eingeplant wurden. Antwort: fünf Plätze. „Diese Reserve reicht erfahrungsgemäß noch nicht einmal bis zum Baubeginn. Wir sind eine wachsende Stadt und erhalten immer mehr Aufgaben“, so Bellizzi. Es stünden ausreichend Räume in der Stadt zur Verfügung wie etwa der Marstall, der Alfred-Rust-Saal oder das Rettungszentrum Am Weinberg.

Für die SPD gab Fraktionschef Jochen Proske zu bedenken, ein solcher Saal sei auch anderweitig nutzbar. „Das Peter-Rantzau-Haus ist ausgebucht bis unters Dach. Einige Verbände und Vereine erhalten abends gar keinen Platz mehr“, so Proske.

Rathaus-Anbau wird mit 6,4 Millionen Euro Kosten veranschlagt

Der Rathausanbau mit rund 1200 Quadratmetern Bürofläche und einem etwa 400 Quadratmeter großen Sitzungssaal würde rund 6,4 Millionen Euro kosten. Wenn das Stadtarchiv hinzu kommt, rund 8,2 Millionen Euro. Die Mehrkosten für den Saal werden auf etwa drei Millionen Euro geschätzt. Das Gebäude ist Teil des Gesamtkonzepts für den Stormarnplatz, zu dem auch Parkplätze gehören. In der Diskussion sind weiter eine Tiefgarage und eine Skateanlage. Im Juni hatten die Stadtverordneten beschlossen, die Verwaltung solle den Realisierungswettbewerb „schnellstmöglich“ ausloben.

Wählergemeinschaft schlägt einen Umzug der Volkshochschule vor

„Wir stehen beim Bürgermeister im Wort, wir brauchen neben dem Rathaus zusätzliche Kapazitäten“, sagt Peter Egan (Wählergemeinschaft WAB). Auf Nachfrage von Egan heißt es aus der Verwaltung, der Sitzungssaal koste rund drei Millionen Euro zusätzlich. „Hinzu kommen laufende Kosten, beispielsweise für Sicherheitspersonal“, gab Peter Egan zu Bedenken. Er bringt einen weiteren Vorschlag für den Anbau ins Spiel: Die Volkshochschule und die Verwaltung sollten zusammengelegt werden. Egan kommt damit auf die Empfehlung einer Beratungsgesellschaft für Stadtplanung aus dem Jahr 2017 zurück.

Verwaltung hat nur einen Vorschlag unterbreitet, sagt der Bürgermeister

„Wir werden uns jetzt in den Fraktionen bis zum kommenden Hauptausschuss eine Meinung bilden“, sagt Nadine Levenhagen, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Für ihre Partei sei entscheidend, dass der Saal auch anderweitig genutzt werden könne – und nicht ausschließlich für die Politik. Die Mehrheit im Ausschuss argumentierte gegen einen Ratssaal nur für die Stadtverordneten.

Schließlich sagte Bürgermeister Michael Sarach: „Ich habe den Eindruck, wir reden aneinander vorbei. Die Verwaltung will bei weitem keine Lösung vorantreiben. Was wir offeriert haben ist, dass die Politik im neuen Gebäude einen Sitzungssaal bekommt. Wenn sie den nicht wollen, dann nicht. Aber das muss nicht das Ende der Diskussion für einen Sitzungssaal sein.“