Lüllau . Der Hamburger Star-Fotograf Jürgen Müller hat die Kunststätte Bossard in Szene gesetzt. Seine Bilder sollen den Tempel bekannter machen.

Das großformatige Foto, das seit einiger Zeit in der Jesteburger Tourist-Info am Spethmannplatz hängt, weckt bei so manchem Entdeckerlust. „Wo ist das denn, fragen mich viele Besucher fasziniert und tippen schon mal auf einen venezianischen Palazzo“, erzählt die Freizeit-Managerin Inga Albers. Sie ernte mit ihrer Antwort dann oft ein ungläubiges Staunen: „Nein, das ist der Tempel der Kunststätte Bossard, nur wenige Minuten von hier entfernt.“

Noch immer ist das Anwesen des Künstlerpaars Johann und Jutta Bossard mitten im Lüllauer Forst eher Geheimtipp, denn Wallfahrtsort. „Selbst im nahen Hamburg ist das kulturhistorische Juwel noch immer weithin unbekannt“, sagt der Hamburger Fotograf Jürgen Müller. Er selbst hat es für sich erst im Juni 2013 entdeckt. Und auch nur deshalb, weil ihn Hans-Jürgen Börner, Stiftungsvorstand der Kunststätte Bossard, ihn eben dorthin eingeladen hatte.

Die Kunststätte – ein geradezu mystischer Ort

„Die Opulenz und Intensität hat mich sofort gebannt“, sagt Müller. Die Kunststätte sei ein geradezu „mystischer, verwunschener Ort“, der so eigentlich gar nicht in die Landschaft passe: „Man steht in diesem sagenhaften, majestätischen Tempel mit all seiner aristokratischen Anmutung und ist überwältigt.“

Ob sich das alles fotografisch einfangen und transportieren lässt, fragte sich Müller unwillkürlich. Um dieses einmalige Gesamtkunstwerk von kontinentalem Rang mittels eines Foto-Projekts über die Grenzen des Landkreises Harburg hinaus bekannt zu machen. „Obwohl ich mich in diese Idee sofort verliebt habe, war ihre Realisierung alles andere als einfach“, erzählt Müller: „Ich musste diese reichhaltigen Strukturen und verwobenen Linien für mich erst einmal sortieren und ordnen, um diesem Juwel tatsächlich gerecht werden zu können.“

Hinzu kamen diverse technische Herausforderungen. Wie der bewusste Verzicht auf künstliches Licht. „Das hätte den Räumen viel von ihrem Zauber und Charme genommen“, so Müller. Um etwa der „optimalen Strahlkraft“ des Kunsttempels nachzuspüren, suchte er ihn immer wieder zu verschiedenen Tageszeiten auf. Mal unmittelbar nach Sonnenaufgang, mal High Noon, mal zur blauen Stunde.

Nicht minder aufwendig sei anschließend die digitale Ausarbeitung der Motive am Computer gewesen. Bis zu acht Stunden hätte die mehrstufige Entwicklung bestimmter Motive in Anspruch genommen. „Das ist für mich die Basis handwerklich solider Fotografie, daran hat sich bis heute nichts geändert“, so Müller.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das sagt auch Dr. Gudula Mayr, Leiterin der Kunststätte Bossard. „Das künstlerische Schaffen von Johann und Jutta Bossard fordert dem Betrachter durch die Überfülle an Motiven, verschiedenen Techniken und Materialien sowie dem individuellen Stil viel ab. Jürgen Müller wird dieser Herausforderung technisch wie künstlerisch in jeder Hinsicht gerecht.“ Seine Fotografien würden nicht nur die besonderen und ungewöhnlichen Elemente des umfangreichen Erbes zeigen, sie seien zugleich höchst ästhetisch. Mayr: „Müller gelang so eine kongeniale Interpretation des Gesamtkunstwerks Bossard.“

Inzwischen hängt ein großformatiges Motiv der beeindruckenden Bilderserie Müllers auch im Tagungsraum des Landrats Rainer Rempe (CDU) in Winsen. Der Vorsitzende des Bossard-Stiftungsrats hat ganz ähnliche Erfahrungen wie die Freizeit-Managerin Inga Albers gemacht. „Dass man nur wenige Kilometer bis nach Jesteburg zurücklegen muss um dieses prachtvolle Ambiente zu bewundern, wollen viele meiner Gäste kaum glauben“, sagt er.

Schon gibt es Pläne, das schönste Motiv auch auf einer permanenten Infotafel zwischen Kunsthaus und „Försters Hus“ im Jesteburger Ortszentrum zu präsentieren. Bossard-Fans können sich drei der Müller-Motive sogar in die eigenen vier Wände holen, für 1200 Euro pro Reproduktion (bis zu zwei Meter hoch). Damit unterstützt der Käufer zugleich den Erhalt der Kunststätte, der von jedem verkauften Exemplar 500 Euro zufließen.

Kunststätte Bossard, Bossardweg 95, 21266 Jesteburg, Tel.: 04183/5112, www.bossard.de. Von März bis Oktober ist die Kunststätte mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, von November bis Februar sonntags von 11 bis 18 Uhr. Angemeldete Besuchergruppen können die Kunststätte auch außerhalb der Öffnungszeiten besichtigen