NORDERSTEDTER

sammelt seit Jahrzehnten das

Instrumentarium seines Berufs.

Heike Linde-Lembke

Norderstedt

Großvater Oswald hatte um 1900 einen Ansichtskartenverlag. Vater Georg versteckte die Fotoapparate unter Kartoffeln, Kohlen und Briketts im Keller, als die Sowjets einmarschierten. Einige Wochen später durfte er mit dieser geretteten Ausrüstung Porträts von den neuen Machthabern anfertigen. 1945 in Fürstenwalde. Damals war Sohn Ernst Treimer zehneinhalb Jahre alt. Heute wohnt der Jüngste der Fotografen-Dynastie Treimer in Norderstedt und hat in seinem Haus unzählige Fotoapparate. Ernst Treimer, Fotografenmeister, sammelt das Instrumentarium seines Berufs, sein Handwerkszeug, und hat mittlerweile eine museumsreife Kollektion.

"Ich habe schon als Kind mit den Kameras gespielt, die mein Vater ankaufte, und seit jeher interessiert mich daher weniger das Fotografieren selbst und die künstlerische Auseinandersetzung damit, sondern vielmehr die Technik der Fotoapparate, beispielsweise die Entwicklung der Spiegelreflex-Kameras oder die Entfaltung des Designs bei den Box-Kameras, die zwar primitiv in der Technik sind, aber spannend im Design", präzisiert Ernst Treimer sein Sammlerziel und warnt: "Wenn Sammeln zur Leidenschaft wird, zur Sucht, und die Familie drunter leidet, dann sollte man es aufgeben." Große Probleme hat er da nicht: Ehefrau Utes Leidenschaft sind altes Spielzeug und Puppen.

"Ich will die Technik der verschiedenen Fotoapparate vergleichen, das Zubehör dazu stellen und hoffe, ein Museum zu finden, das meine Sammlung übernimmt", so der Pensionär, dessen Lieblingsmodell die berühmte Hasselblad ist. "Die habe ich aber verkauft, als ich 1970 mein Geschäft aufgegeben habe." Von Solingen zog der Fotografenmeister nach Hamburg und arbeitete als Colorfotograf für den "Stern", dann von 1974 bis 1989 als Einsatz-Fotograf bei der Hamburger Polizei, ab 1990 war er Mitarbeiter im Kriminalmuseum. Schweres Asthma zwang ihn, in Pension zu gehen.

Über 500 Kameras, dazu 50 Filmkameras, diverse Vergrößerungsgeräte, Projektoren und auch viel Schnickschnack rund ums Fotografieren und Knipsen bis hin zu Nippes-Figuren sind die eigentlichen "Bewohner" des Treimerschen Hauses. Vom Keller bis zum Dachboden, an den Wänden in eigens gebauten Schaukästen und Vitrinen hat er seine Sammlerobjekte arrangiert, immer so, dass man die Entwicklung der einzelnen Typen auf einen Blick verfolgen und erfassen kann. So bei den Practicas oder der Olympus. Aber ganz besonders bei der Leica und ihren Nachbauten.

Doch er hat auch die anderen, die großen, dekorativen Schwergewichte, die alten Reise-Kameras von 1860. Oder Baujahr 1875. Sein Prunkstück, eine "Atelier-Salon-Kamera" von 1861 ist Mittelpunkt im Wohnzimmer.

"Warum wurde die Kamera benutzt und wozu - das sind die Fragen, die mich interessieren", so der Mann, der wie alle Jungs früher Modelleisenbahnen gesammelt hat. Außerdem stellt er die jeweilige Technik in engen Zusammenhang mit der Zeit, in der sie angewendet wurde. "Das geht bis heute, bis zur digitalen Fotografie", sagt Treimer, der auch Mitglied im "Club Daguerre" ist.

Wo entdeckt er seine exquisiten Stücke? "Auf Auktionen, die in Fachzeitschriften bekannt gemacht werden, weniger auf Flohmärkten, doch wenn ich da mal eine finde, die preiswert ist, dann nehme ich sie auch mit." Besonders gefreut hat sich der Sammler, dass er seine Edition vor zwei Jahren im Norderstedter Stadtarchiv zeigen konnte: "Ich habe genug Material, um damit auch das neue Stadtmuseum füllen zu können."