Grosshansdorf/Glinde. Vielerorts im Kreis türmt sich Müll neben Entsorgungscontainern. Das sorgt für Ärger. Zwei Gemeinden ziehen jetzt Konsequenzen.
Eine Waschmaschine, Dutzende Säcke mit Restmüll, Verpackungen von Terrassenmöbeln, ein Karton mit Nadeln für Spritzen: Fast einen Meter hoch türmt sich der Müll neben dem Container-Standort an der Sieker Landstraße in Großhansdorf auf. Solche Bilder sind an Recyclingstationen in Stormarn, aber auch in der Feldmark immer häufiger zu sehen. Großhansdorf und Hoisdorf ziehen jetzt Konsequenzen: Beide Gemeinden bauen Containerstandorte ab.
Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß ärgert sich wie Tausende andere Menschen über die Müllsünder. „Das kommt leider immer wieder vor, vor allem hier in der Nähe zu Ostring und Autobahn“, sagt er. Voß vermutet, dass Autofahrer die Gelegenheit nutzen, ihren Müll schnell loszuwerden. Da der Unrat im konkreten Fall nicht mehr auf der Containerfläche, sondern auf einem der angrenzenden Parkplätze liegt, muss der Bauhof der Gemeinde tätig werden. Für die Recyclingstation selbst ist die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) zuständig.
Anwohner montiert Schilder und droht mit Anzeigen
Ein Anwohner, der nicht namentlich genannt werden möchte, sagt: „Ich habe hier schon mal eine Frau alte Fenster entsorgen sehen.“ Er habe die Unbekannte angesprochen. Daraufhin habe sie ihr Vorhaben abgebrochen und sei weggefahren – an einen anderen Containerstandort, wie sich später herausstellte.
An diesem Morgen stehen bereits mehrere Anwohner zusammen, sprechen über den Umweltfrevel. Auch in einer Großhansdorf-Gruppe in dem sozialen Netzwerk Facebook ist eine lebendige Diskussion darüber entbrannt, wie die Standorte sauber bleiben können. An der Sieker Landstraße hat ein Anlieger bereits auf eigene Initiative Schilder montiert mit der Warnung, in der Nähe Wildkameras angebracht zu haben. „Umweltsünden werde ich zur Anzeige bringen“, ist zu lesen.
Für die Gemeinde ein schwieriger Fall. „Trotz richtiger Intention werden wir die Schilder demnächst entfernen“, sagt Voß. Für die Verfolgung von Verstößen sei allein das Ordnungsamt zuständig. Das Abstellen von Abfall sei eine Ordnungswidrigkeit. „Wenn beispielsweise auf einem Karton ein Name steht, können wir noch nicht beweisen, dass diese Person den Müll auch abgelegt hat“, sagt Voß. Er hätte am liebsten eine Videoüberwachung der Plätze. „Doch die ist Datenschutzgründen schwer durchzusetzen.“
Nach einer Begehung mit Vertretern der AWSH sind die Container an der Sieker Landstraße inzwischen entfernt worden. Außerdem prüft die Gemeinde Großhansdorf, am Waldreiterweg, Ahrensfelder Weg und Neuen Postweg die Aufstellung der Behälter so zu ändern, dass sie von der Straße besser einsehbar sind. Die im Eilbergweg sollen im Zuge des Baus der Bike-and-ride-Anlage am U-Bahnhof im kommenden Jahr unter die Erde verlegt werden.
Die Nachbarkommune Hoisdorf hat bereits ähnlich reagiert. Dort wurden Anfang des Jahres Papier- und Altkleidercontainer an den Standorten Hoisdorfer Landstraße und im Ortsteil Oetjendorf am Gerätehaus der Feuerwehr entfernt. An der Hoisdorfer Landstraße kann jetzt nur noch Altglas eingeworfen werden.
„Das war zuletzt ein richtiger Schandfleck“, sagt Bürgermeister Dieter Schippmann (Wählergemeinschaft DGH). Seit die anderen Container weg sind, habe sich die Situation gebessert, obwohl ab und an ein paar Kartons oder kürzlich sogar ein Waschbecken dort abgeladen wurden. Dort seien sogar schon Kleintransporter gesehen worden, die Gewerbeabfälle entsorgt hätten, so der Bürgermeister. „Doch das spielt sich noch ein“, sagt Schippmann.
Hoisdorf will kleinen Weg für Durchgangsverkehr sperren
Die Gemeinde hat noch mehr vor: Sie will bei der Verkehrsaufsicht des Kreises erreichen, dass der Kahlenweg, ein kleiner Wirtschaftsweg jenseits der Oetjendorfer Landstraße, für den motorisierten Durchgangsverkehr gesperrt wird. „Dort wurden immer wieder Grünabfälle abgeladen, einmal sogar ein ganzer Dachstuhl“, sagt Schippmann. Dabei hat Hoisdorf sogar einen sogenannten Gemeindeplatz, wo Grünabfälle teilweise kostenfrei abgegeben werden können.
Das Müllproblem beschäftigt nahezu jeden Ort in Stormarn. In Glinde werden immer wieder Sperrmüll und Bauschutt in der Natur abgeladen. „Das ist eine Sauerei“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Jeder Fall binde Zeit und Geld, deshalb werde der Müll nach Hinweisen auf die Täter durchsucht. „Jeder weiß schließlich, dass das illegal ist“, sagt er. Für Zug sind die Taten absolut unverständlich, da die Recyclinghöfe gut erreichbar seien und die Entsorgung zumindest für Privatleute größtenteils kostenlos sei.
Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller stimmt zu: „Das Problem gibt es auch bei uns.“ Sei ein Platz erst einmal verdreckt, werde es immer schlimmer. Er wünscht sich, dass die AWSH an Problemstellen noch öfter reinigt. Eine bessere Einsehbarkeit der Plätze hält Schreitmüller jedoch für problematisch. „Dadurch sinkt der Lärmschutz für die Anwohner“, sagt er.
Privatleute können Großteil des Mülls kostenlos abgeben
Auch die AWSH stellt fest, dass mehr Müll an Wertstoffsammelstellen liegt. „Allerdings ist der Anstieg nicht dramatisch“, sagt Unternehmenssprecher Olaf Stötefalke. Der Reinigungsaufwand sei jedoch erheblich. 240 Standorte gibt es in Stormarn. „Wir fahren jeden Platz ein- bis dreimal pro Woche an und geben für die Reinigung rund 150.000 Euro im Jahr aus.“ Kosten, die über Abfallentgelte am Ende alle Kunden tragen müssen.
Immer wieder ist auch Vandalismus an den Plätzen zu beklagen. So werden Container beschädigt oder angezündet. „Das passiert schwerpunktmäßig an Silvester“, so Stötefalke. Er erinnert daran, wie leicht sich Wertstoffe und Müll legal entsorgen lassen: „Wer eine Papiertonne bestellt, erhält sogar eine kleine Gutschrift auf die Entgelte.“ Sperrmüll und Elektrogeräte können Privatleute an den Recyclinghöfen kostenlos abgeben oder sogar abholen lassen. „Mir ist unklar, warum die Leute bei diesen Möglichkeiten das Risiko eingehen, bestraft zu werden“, sagt Olaf Stötefalke.
Dreiste Müllsünder lassen sich offensichtlich nicht beeindrucken. So entdeckten Trittauer Polizisten Anfang Juni auf der Bundesstraße 404 bei Lütjensee einen schrottreifen Wohnwagen, voll beladen mit Unrat. Unbekannte hatten den Anhänger einfach im Baustellenbereich der Straße zurückgelassen.