Ahrensburg. In unserer Serie treffen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Stefan Rössle, Rotarier und Kinosommer-Organisator.

Darauf muss man erst mal kommen. Oder wussten Sie es? Ohne den umstrittenen Muschelläufer auf dem Rondeel gäbe es den Schlosspark-Kinosommer in Ahrensburg nicht. Dabei ist das Freiluft-Filmfestival so beliebt, dass es schon in die zwölfte Auflage geht. Ausgerechnet die viel diskutierte Skulptur ist Geburtshelfer des beliebten Open-Air-Events, bei dem schon 150.000 Euro für den guten Zweck eingespielt wurden, sagt Stefan Rössle. Und der muss es wissen. Denn wenn der Läufer der Geburtshelfer ist, ist Rössle der Vater der Veranstaltung.

Dreh- und Angelpunkt in dieser Geschichte ist das Jubiläum des Rotary Clubs Ahrensburg, dem Stefan Rössle (55) seit mehr als 20 Jahren angehört. Der Club feierte 2005 sein 25-jähriges Bestehen und wollte der Stadt Ahrensburg aus diesem Anlass etwas schenken. Einen Beitrag leisten zur Förderung des Gemeinwohls. Ganz so, wie es die Statuten des Clubs vorgeben. „Wir wollten etwas Interaktives auf dem Rondeel, auch bespielbar für Kinder“, sagt Rössle. Eine hochkarätig besetzte Jury entschied sich schließlich für die Fieberglas-Arbeit des in München geborenen Bildhauers Martin Wolke (48). Aus heutiger Sicht für Stefan Rössle nicht weniger als der sprichwörtliche Schuss in den Ofen: „Der Muschelläufer war für uns ein PR-Desaster.“ Im Rotary Club Ahrensburg, dem aktuell 54 Männer und Frauen angehören, sei deshalb der Entschluss gefasst worden: „Das müssen wir ändern.“ Das Image sollte aufpoliert werden.

Agentur Kontrapunkt betreut weltweit Projekte

Wie das geht, damit kennt sich Rössle bestens aus. Noch während seines Studiums gründete er mit seinem Freund und Kommilitonen Harald Böttcher in Hamburg die Kommunikations- und Eventagentur Kontrapunkt. Genau 30 Jahre liegt das zurück. Inzwischen hat das Unternehmen auch ein Büro in Berlin und betreut weltweit unterschiedliche Projekte. Beispielsweise hat Rössles Team für die noch bis Oktober laufende Expo in Peking/China im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministerium einen Garten gestaltet.

Die Idee des Kinosommers im Schlosspark lag für Rössle seinerzeit auf der Hand: im Mai 2006 war im Kinocenter „Mini und Maxi“ der letzte Vorhang gefallen. Und er hatte beste Beziehungen zu Filmverleihern. Eine Kombination, die sich zur Win-Win-Situation entwickelt hat. Die Ahrensburger schätzen das Filmfestival. Regelmäßig lockt es an dem jeweiligen Sommerwochenende im Schnitt rund 3000 Besucher an. Der Rotary Club kann sich von seiner besten Seite zeigen: „Die Leute merken, dass wir das mit viel Liebe machen“, sagt Stefan Rössle.

Rössle lebt seit 26 Jahren in Ahrensburg

Gezeigt werden immer acht Filme. Los geht es freitags (16. August) mit einem Klassiker. Gezeigt wird ab 22 Uhr „Der grüne Bogenschütze“, ein Edgar-Wallace-Film, den Regisseur Jürgen Roland 1960/61 teilweise im Schloss Ahrensburg drehte. Auf der 24 Quadratmeter großen LED-Leinwand wird dieses Mal auch „Bohamian Rhapsody“ gezeigt, eine Erinnerung an die Rockband Queen und ihren Sänger Freddie Mercury, sowie „25 km/h“ einen Spielfilm (2018) mit Lars Eidinger und Bjarne Mädel. Mehr will Stefan Rössle noch nicht verraten – auch nicht, welchen Projekten die Erlöse dieses Mal zukommen sollen.

Umstrittenes Objekt: Der Muschelläufer auf dem Rondeel
Umstrittenes Objekt: Der Muschelläufer auf dem Rondeel © Birgit Schücking

Rössle ist wichtig, sich für den Standort zu engagieren, an dem er sich wohlfühlt. Seit 26 Jahren ist er in Ahrensburg zu Hause, lebt hier mit seiner Frau Friederike (54). Die beiden älteren ihrer drei Kinder (17 bis 26 Jahre alt) sind bereits ausgezogen. An der Schlossstadt schätzt er neben der Nähe zu Hamburg vor allem die überschaubare Größe: „Du kennst hier viele Leute, aber dir guckt keiner auf die Wäscheleine.“

Das Weingut auf Sardinien dient auch als Homeoffice

Auch Hamburg gilt sein Engagement. Dass dort Ende Mai/Anfang Juni der Weltkongress der Rotarier ausgerichtet wurde, ist auch seinem Einsatz zu verdanken. Rössle, der in Bargteheide sein Abitur baute, hat in der Hansestadt studiert und 1989 mit Harald Böttcher das gemeinsame Unternehmen gegründet. Für das ist Rössle viel unterwegs – etwa 25 Wochen pro Jahr. Er liebt die Abwechslung, die Herausforderung. „Das Motto meines Lebens lautet ganz klar: Fang nie an aufzuhören!“ So hat er sich vor drei Jahren mit seiner Frau wieder mal auf den Weg gemacht. Die beiden suchten ein Refugium zum Aus- und Entspannen. Gefunden haben sie es auf Sardinien: ein etwa 3,5 Hektar großes Weingut. Es war ein spontaner Entschluss. „Bis dahin waren wir nie auf der Insel gewesen“, erzählt Stefan Rössle. Aber schon der erste Besuch haute sie förmlich um. Das Ehepaar war schockverliebt. Und ist es bis heute.

Mindestens einmal im Monat fliegt Stefan Rössle seither nach Sardinien. Der Vorbesitzer habe ihm im Laufe eines Jahres alles beigebracht, was man über Weinanbau und -lese wissen müsse. 2000 bis 2500 Falschen Wein (vier Sorten) füllen die Rössles pro Jahr ab. Obendrein auch noch rund 300 Falschen Ölivenöl. Zur Weinlese Ende August, Anfang September haben sich jetzt schon wieder Freunde angemeldet: „Das ist ein Happening.“ Fremde Hilfe braucht er jedenfalls nicht. Höchstens beim Verzehr. „Wir sind selbst Genießer“, sagt Stefan Rössle. Aber was das Gut abwirft, ist für eine Familie allein dann doch zuviel. Der Rest wird verkauft.

Auch, wenn keine Lese- oder Erntezeit ansteht, ist Rössle gern auf der Insel, nutzt sein Refugium zur Entspannung, aber auch als Homeoffice. „Beides geht am besten da, wo man sich wohlfühlt.“

Apropos, Rössle fühlt sich am wohlsten, wenn er gleich mehrere Bälle in der Luft hält. Immer wieder neue Herausforderungen, „Themen, die einem völlig wesensfremd sind“, das liebt er. Und Sport: „Ich laufe täglich und spiele Tennis im THC Ahrensburg.“ Offenbar eine weitere Zutat seines Erfolgsrezeptes, dessen dominierende Geschmacksnote die Gelassenheit ist: „Viele Projekte gleichzeitig zu beackern, das überfordert einen, wenn man nicht entspannt ist.“