Glinde. Am Buchenweg sollen Gebäude mit 52 Einheiten ersetzt werden. Projekt könnte 2020 starten. Quartier mit Carsharing-Konzept.
Die Baugenossenschaft Sachsenwald möchte ihren Bestand in Glinde erweitern und 170 neue Wohnungen am Buchenweg schaffen, darunter auch öffentlich geförderte. Das Projekt soll in mehrere Phasen aufgeteilt werden und zehn bis zwölf Jahre dauern. Dafür muss allerdings der Bebauungsplan geändert werden. Deshalb fühlten Vertreter des Unternehmens mit Sitz in Reinbek in der jüngsten Bauausschusssitzung bei den Politikern vor, skizzierten das Vorhaben im nicht öffentlichen Teil. Nach Abendblatt-Informationen sind die Entscheidungsträger sehr angetan.
Mieter sollen direkt umziehen können
Die 1948 gegründete Genossenschaft hat an dem Standort im Stadtteil Wiesenfeld derzeit 52 Wohnungen in mehreren Gebäuden. Diese sollen nach und nach abgerissen werden, sodass die Mieter direkt in die neuen Immobilien einziehen können. Das erste Mehrfamilienhaus könnte laut Vorstand Stefan Ellendt bereits 2020 gebaut werden. Er sagt: „Das lässt der aktuelle B-Plan zu.“ Die Reinbeker wollen Eineinhalb- bis Viereinhalb-Zimmerwohnungen erstellen samt Tiefgarage. In das Quartier soll auch ein Carsharing-Konzept integriert werden. Eine Kostenkalkulation hat der Vorstand noch nicht aufgestellt. Ellendt betont, man sei in einer Vorstudien-Phase. Er verrät aber, dass ein „Gartenplaner mit im Boot ist zwecks einer ansprechend gestalteten Außenanlage des Gebäude-Ensembles“. Man baue für eine breite Bevölkerungsschicht.
Die Mitglieder der Genossenschaft sind über die Pläne informiert. Ellendt und sein Vorstandskollege Dirk Reiche wollen am Buchenweg jetzt aktiv werden, weil sie das Erbbaugrundstück erworben haben. Zu klären ist unter anderem noch, wie hoch der Anteil der Sozialwohnungen ist. „Mindestens 30 Prozent sollten es schon sein“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Lauterbach. Ellendt hält das für machbar.
Bezahlbarer Wohnraum Thema in Politik
Glinder Politiker machen sich seit geraumer Zeit verstärkt Gedanken darüber, wie bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann. Ende der 90er-Jahre hatte die Stadt ihre mehr als 160 Wohnungen verkauft. Vor 40 Jahren gab es in der Kommune noch rund 1900 öffentlich geförderte Einheiten, jetzt sind es nur noch 264 – und immer mehr fallen aus der Sozialbindung heraus. Auf der Warteliste im Rathaus sind 375 Personen registriert, die eine günstige Bleibe suchen. Da reichen aktuelle Projekte, die von der Politik abgenickt sind, nicht aus, um den Bedarf zu decken. Und im Fall des Alten Gleisdreiecks ist der Baustart noch gar nicht abzusehen.
Auf dem Areal im Stadtzentrum will das Unternehmen Semmelhaack 89 Wohnungen, davon 62 öffentlich gefördert, und 30 Reihenhäuser zur Miete schaffen. Dafür wurde schon ein Waldstück gerodet. Anwohner haben jedoch ein Normenkontrollverfahren initiiert, was zu einer Verzögerung führt. Denn: Die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) hat für das Projekt ein zinsgünstiges Darlehen zugesagt, gibt das Geld aber nicht frei, solange das Grundstück beklagt wird. Insofern muss sich das Unternehmen in Geduld üben.
Am Holstenkamp sind 39 Sozialwohnungen geplant. Doch reibungslos geht es auch dort nicht voran. Laut Bürgermeister Rainhard Zug gibt es Probleme mit den Rohrleitungen. „Ich rechne mit der Fertigstellung Mitte 2021“, sagt Glindes Verwaltungschef.
Zwar ist Glinde Mitglied im „Stormarner Bündnis für bezahlbares Wohnen“, einer Allianz von 36 Kommunen, acht Unternehmen und dem Kreis, die das Ziel verfolgt, jedes Jahr bis zu 500 neue Einheiten in Stormarn zu verwirklichen. Das reicht der Glinder Politik aber nicht aus. Im vergangenen Dezember forcierten die Grünen das Thema Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Ein Antrag mit Prüfauftrag für die Verwaltung fand eine Mehrheit.
Stadt erwägt Beteiligung an Wohnungsbaugesellschaft
Jetzt wollte die Partei vom Bürgermeister Details wissen. Rainhard Zug rät von einer eigenen Gesellschaft ab. Er sagte im Bauausschuss: „Das ist wirtschaftlich nicht darstellbar, würde unsere Handlungsspielräume in den Bereichen Schule und Kita einschränken.“ Wohl aber hat der Verwaltungschef mit zwei Unternehmen über eine Beteiligung an einer Wohnungsgesellschaft gesprochen: Semmelhaack und der Genossenschaft Sachsenwald. Demnächst werden Vertreter im Hauptausschuss mit der Politik Möglichkeiten einer Zusammenarbeit erörtern, allerdings hinter verschlossenen Türen. „Uns ist es wichtig, dass wir so schnell wie möglich bezahlbaren Wohnraum schaffen, in welcher Konstellation auch immer“, sagt der Grünen-Ortsvorsitzende Jan Schwartz. Das Thema sei auf der Prioritätenliste seiner Partei gleich hinter dem Klimaschutz.