Reinbek. Die Vereinigung Sachsenwald erneuert Bäder und Heizungen in Gebäude am Baumschulenweg. Kosten für Mieter bleiben gleich.
Das Bad von Annelies Jakob und ihrem Mann Walter ist farbenprächtig – der Fußboden gelb-grau gekachelt, die Wände sind mal türkis, mal blau. „Je nach Lichteinfall“, sagt der 76-jährige Bewohner. Die Kachelkombination war 1973 im Baujahr des Hauses mit 32 Wohnungen der letzte Schrei. Die Jakobs zogen vor 45 Jahren am Baumschulenweg 11 in ein hochmodernes Gebäude der Baugenossenschaft Sachsenwald. „Andere Bäder sind noch schlüpferblau oder rosa“, sagt Vorstand Dirk Reiche. Doch die Zeiten von rosa, blau oder grau-gelb sind lange vorbei.
Zum Schutz vor Staub gibt es Plastiktunnel auf den Fluren
Deshalb investiert die Baugenossenschaft Sachsenwald im 70. Jahr ihres Bestehens nun 1,25 Millionen Euro, um alle Bäder zu sanieren, zugleich die Heizungsanlage von Öl auf Gas umzustellen, eine neue Messtechnik für alle Zähler sowie neue Gegensprechanlagen mit Videofunktion und einen gläsernen Fahrstuhl einzubauen. In Zukunft wird sogar der Müll unterirdisch gesammelt. Zusammengenommen ist es die größte und teuerste Sanierung in der Geschichte der Genossenschaft. Das Gute: Eine Mieterhöhung wird es nicht geben.
Seit Monaten planen die Vorstände Stefan Ellendt und Dirk Reiche das Projekt mit Ingenieuren und Fachfirmen. Die Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit (SVS) ist mit im Boot, um die Mieter während der mehrmonatigen Arbeiten zu betreuen. Eine Kümmerin wird dreimal die Woche vor Ort sein und gegebenenfalls schnell einen Kontakt zum Team der Baugenossenschaft herstellen. Denn fest steht – bei aller Freude über die bald modernen Bäder und die neue Haustechnik: „Es wird anstrengend für alle Beteiligten. Es wird Lärm geben, Staub und Schmutz. Wir werden aber alles tun, um es Ihnen erträglich zu machen“, sagte Stefan Ellendt bei einer Mieterversammlung, bei der sich alle Projektpartner vorstellten. Mit offenen Karten zu spielen, die Mitglieder mitzunehmen und ansprechbar zu sein – das sei mit das Wichtigste bei dem Projekt, betonen Ellendt und Reiche.
Arbeiten sollen bis Ostern 2019 abgeschlossen sein
Im Januar sind die ersten Wohnungen dran, wenn alles gut läuft, sind alle Bäder bis Ostern fertig. Saniert werden immer zwei zeitgleich. Würde man jedes einzeln abarbeiten, dauerte die Sanierung länger als ein Jahr, hat die beteiligte Sanitärfirma Broßmann & Matzen aus Büchen ausgerechnet. Schon jetzt wird es eine Mammutaufgabe. „Alles muss raus, auch alle Leitungen werden neu gemacht“, erklärt Ingenieur Holger Heidenreich aus Aumühle. Dazu gehört auch eine moderne Bad-Entlüftung. Wände werden aufgestemmt, Waschbecken, Badewannen, Kacheln, abgeschlagen. Geplant ist, dass abends zumindest die Toiletten immer wieder angebracht und mit Eimerspülung genutzt werden können, damit niemand nachts in Schlafanzug oder Nachthemd in eine der zwei Ausweichwohnungen oder zu den Sanitärcontainern im Hof laufen muss. Die allerdings müssen tagsüber genutzt werden, damit die Handwerker morgens ab sieben Uhr in den Wohnungen arbeiten können. Damit die am Ende nicht zentimeterdick mit Staub bedeckt sind, wird jeder Flur in eine Art Plastiktunnel verwandelt, der zum Bad führt. Wer ins Wohn- oder Schlafzimmer möchte, muss erst einen Reißverschluss öffnen und durch die Plane klettern.„Da müssen wir durch“, sagt Mieterin Annelies Jakob (74), die sich schon auf ihr modernes Bad freut. Die Wände werden weiß gekachelt, beim Fußboden können die Mieter selbst entscheiden, ob sie hell- oder dunkelgraue Fliesen möchten.
Ein Pilotprojekt wagt die Baugenossenschaft in Sachen Haustechnik. Den Besuch vom Heizungsableser wird es bald nicht mehr geben. An den Heizungen wird ein Messgerät angebaut, das einmal jährlich alle relevanten Daten an die Baugenossenschaft sendet und unter anderem auch die Frage klärt, ob energetisch sinnvoll geheizt wird. Doch nicht nur das. Sollte die Heizung Probleme machen, meldet das System das sofort an die Genossenschaft, die kann den Fehler dann beheben, bevor der Mieter kalte Füße bekommt.
Dirk Reiche und Stefan Ellendt freuen sich auf den Startschuss für das Projekt. Denn den Wohnungsbestand fit für die Zukunft zu machen, ist ein wesentlicher Garant dafür, dass die Baugenossenschaft erfolgreich in die nächsten 70 Jahre starten kann.