Reinbek. Das St. Adolf-Stift hat jetzt eine eigene Hauptabteilung Urologie. Dafür wurden zwei renommierte Mediziner verpflichtet.

Der gebürtige Oberbayer Walter Wagner lebt seit 24 Jahren in Reinbek, spielt beim FC Voran Ohe Fußball in einer Seniorenmannschaft. Am vergangenen Freitag wurde der Mediziner, der bis dahin Chefarzt der Urologie am Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg-Wandsbek gewesen ist, pensioniert. Seit Montag hat der 62-Jährige auch beruflich ein Heimspiel. Er bildet mit Claus Brunken, der von der Rissener Klinik wechselte, die ärztliche Doppelspitze der neuen Hauptfachabteilung Urologie am Reinbeker Krankenhaus St. Adolf-Stift.

Dort werden seit dieser Woche zum Beispiel auch Hodentumore behandelt und operiert. Außerdem wird jetzt jeder urologische Notfallpatient rund um die Uhr versorgt. Bisher kamen solche Fälle nach Hamburg nach Barmbek, St. Georg oder ins Marienkrankenhaus. „Wir sind in diesem Bereich jetzt Anlaufstation für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg sowie das östliche Hamburg“, sagt Stefan Jäckle, der Ärztliche Direktor. Andere Kliniken wie in Geesthacht oder das Bethesda in Bergedorf verfügten nicht über eine solche Abteilung.

Mediziner lobt kurze Wege in der Kommunikation der Fachdisziplinen

„Für mich ist Reinbek ein Glücksgriff“, sagt Wagner. Er hatte auch Angebote aus Norderstedt und vom Asklepios-Konzern. Das St. Adolf-Stift kennt er – auch, weil dort zwei seiner Enkelkinder geboren wurden. Sein Vertrag hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Die Klinik hat aber schon signalisiert, dass sie sich einen längeren Verbleib des früheren Berufssoldaten wünscht. Wagners Schwerpunkt liegt in der Uro-Onkologie. Er operiert Tumore von Blase, Prostata, Hoden und Niere. Das Bundeswehrkrankenhaus entwickelte er zum bundesweit größten Hodentumorzentrum mit mehr als 100 Eingriffen im Jahr.

Von dem Vorhaben der neuen Hauptabteilung erfuhr Wagner auf dem Parkplatz der Ärztekammer von Claus Brunken, den Professor Tim Strate, Leiter der Chirurgie am St. Adolf-Stift, nach Stormarn lotste. Brunken war seit 2005 als Urologe unter anderem Chefarzt in der Asklepios-Klinik St. Georg und ist spezialisiert auf die minimalinvasive Behandlung von urologischen Erkrankungen. Dazu zählt die schonende Lasertherapie bei gutartigen Prostatavergrößerungen.

Seinen Schritt nach Reinbek erklärt der 52-Jährige so: „Gerade in der Tumorbehandlung ist das Haus perfekt aufgestellt, sei es durch die Abteilung für Onkologie, die Radiologie oder auch die Schnittstellen mit der großen Bauchchirurgie.“ Beim Blasenkrebs sei zum Beispiel oft der Dickdarm mitbefallen, und man könne hier mit den Kollegen der Darmchirurgie gemeinsam operieren. Zudem sei die Klinik nicht so groß, es gebe kurze Wege in der Kommunikation der Fachdisziplinen.

Krankenhaus schafft zwei Geräte für Lasertherapie an

Untergebracht ist die Hauptabteilung Urologie in den Räumen der Chirurgischen Klinik. Aus jenem Bereich arbeiten 35 Mediziner mit Wagner und Brunken zusammen, darunter auch Assistenzärzte. In das Projekt hat das Krankenhaus rund eine Million Euro investiert. Angeschafft wurden zwei Geräte für Lasertherapie und ein Videoendoskopieturm. Am Dienstagvormittag hatten Mediziner der Hauptabteilung bereits drei Operationen hinter sich gebracht.

Die eigenständige Urologie ist nur eine von vielen Neuerungen am Reinbeker Krankenhaus. Im April 2016 wurde dort mit einem großen Umbau begonnen. Die Erweiterung der Intensivstation ist inzwischen abgeschlossen, im Sommer sollen die Arbeiten an der neuen Zentralsterilisation beendet sein. Bestandteil des 18,5-Millionen-Euro-Projektes ist auch eine Zentrale Notaufnahme, mit deren Erstellung noch nicht begonnen wurde.

Außerdem baut das St. Adolf-Stift zusammen mit der Radiologischen Allianz eine Strahlentherapie an der Hamburger Straße. Zehn Millionen Euro soll der Neubau kosten, der mit dem Krankenhaus verbunden wird. Laut Klinik-Geschäftsführer Björn Pestinger ist der Baustart Anfang 2020 geplant.