Bargteheide. Geplante Stromanlage im Gewerbepark Lohe findet keine Mehrheit. Anwohner überreichen im Planungsausschuss Liste mit 160 Unterschriften.
Der Öko-Bäcker Andreas Wittmaack darf im Bargteheider Gewerbegebiet an der Lohe keine kleine Windkraftanlage errichten. Das hat der Ausschuss für Planung und Verkehr in seiner jüngsten Sitzung mit einer knappen Mehrheit von sieben zu fünf Stimmen beschlossen. „Wir können keinen Konsens in der Sache erkennen“, sagte Gorch-Hannis la Baume von der FDP, der ebenso wie die Abgeordneten der CDU und der Wählergemeinschaft für Bargteheide gegen das Projekt stimmte.
Wie berichtet, hatte Wittmaack schon vor drei Jahren begonnen, den Energiebedarf seines Unternehmens auf grünen Strom umzustellen. So hat er die Dächer der Bäckerei mit Sonnenkollektoren einer Fotovoltaikanlage versehen. Die versorgen einen Großteil seines auf Elektroantrieb umgestellten Fuhrparks mit Sonnenenergie.
Um noch nachhaltiger und umweltverträglicher produzieren zu können, wollte er nun eine kleine Windkraftanlage aufstellen. „Um auch unsere Maschinen mit selbst erzeugtem Strom aus einer regenerativen Energiequelle betreiben zu können, wäre eine Windkraftanlage die ideale Ergänzung gewesen“, erklärte Andreas Wittmaack seine Intention im Ausschuss.
Unternehmer wollte unabhängig von fossilen Brennstoffen sein
Seinen Worten zufolge wäre dieses komplett autarke, dezentrale Energiekonzept bundesweit einzigartig für einen Gewerbebetrieb dieser Art gewesen. Unabhängig von CO2-trächtigen fossilen Brennstoffen zu sein, sei doch ein zeitgemäßes Anliegen und „ein kleiner Baustein“, um wichtige Klimaschutzziele tatsächlich erreichen zu können.
„Die meisten der vorgetragenen Bedenken sind nicht zutreffend“, so Wittmaack. Alle Emissionsgrenzwerte wären nicht nur eingehalten, sondern sogar unterschritten worden: „Zudem hätte der vorhandene Baumbestand dafür gesorgt, Schlagschatten weitgehend aufzufangen.“
Umso unverständlicher sei für ihn die offenbar gewordene Ablehnung seiner Pläne durch Nachbarn und nun auch durch die Bargteheider Kommunalpolitik. Während der Sitzung des Planungsausschusses am Donnerstagabend überreichten Anwohner eine Liste mit 160 Unterschriften gegen die Errichtung der Windkraftanlage. Mehr als die Hälfte der Signaturen stammten unterdessen von Unterzeichnern, die gar nicht selbst in Bargteheide wohnen.
Windrad sollte eine Höhe von 21 Metern haben
Zuvor hatten sich bereits Mitglieder des Ausschusses für Bauen und Bauordnung gegen den Antrag auf Änderung des bestehenden Bebauungsplans ausgesprochen. Der erlaubt lediglich freistehende Masten bis zu einer Höhe von 12,5 Metern. Das vom Investor Wittmaack angestrebte Windrad wäre jedoch 21 Meter hoch gewesen.
„Windkraftanlagen verursachen eine Schallbelastung, die mit keiner anderen Lärmquelle vergleichbar ist. Deshalb haben sie in Wohngebieten nichts zu suchen“, sagte Gerhard Artinger von der Wählergemeinschaft für Bargteheide. Das würden mehrere Gutachten zweifelsfrei belegen. Überdies sei es eine hinlänglich bekannte Tatsache, dass landauf, landab 460 Windkraftanlagen „abgeregelt“ werden müssten, weil es Öko-Strom im Überfluss gebe. Es könne nicht sein, dass der finanzielle Vorteil eines Einzelnen über das Gemeinwohl gestellt werde.
Grüne und SPD kritisieren Widerstand gegen das Projekt
Grüne und Stadtvertreter der SPD bedauerten das Scheitern der Initiative des Demeterbäckers Wittmaack. „In Zeiten des Klimawandels ist die Ablehnung dieses Antrags ein falsches Signal“, sagte Thomas Fischer von den Grünen. Für Jürgen Weingärtner von der SPD ist die öffentliche Diskussion ebenso negativ gelaufen wie bei der Debatte um den gescheiterten Windpark 2017. Der fraktionslose Bürgerkandidat Klaus Mairhöfer hält die Argumente gegen den „innovativen Ansatz“ Wittmaacks für nicht stichhaltig: „Jedes Auto verursacht mehr Lärm als solch ein kleines Windrad. Selbst Hunde sind deutlich lauter.“
Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht versuchte in letzter Minute, noch eine Brücke zwischen den gegensätzlichen Lagern zu bauen. „Warum stellen sie den Antrag nicht noch einmal zurück, um die Fakten und die Argumente beider Seite in den Fraktionen in Ruhe zu analysieren und gegebenenfalls neu zu bewerten?“, fragte sie in die Runde. Bei Christdemokraten und Wählergemeinschaft fand sie jedoch kein Gehör: Den Bedenken der Bürger müsse einfach Rechnung getragen werden, hieß es. Deshalb bestanden beide Fraktionen auf einer finalen Abstimmung. Und haben das Projekt am Donnerstag beerdigt.
Auch die Parkpalette am Kreisel fällt durch
Ein schwarzer Tag für die Grünen: Auch ihr Antrag auf den Bau einer Parkpalette am Kreisel wurde vom Ausschuss für Planung und Verkehr abgelehnt.
200 Parkplätze gibt es auf der Fläche aktuell. Durch eine Palette an gleicher Stelle wären 60 Stellplätze mehr möglich. Allerdings müsste die Stadt den Bau komplett selbst finanzieren.
Mögliche Zuschüsse hätte es nur bei einer Nutzung als Park + Ride-Fläche gegeben, die aber mit 140 Stellplätzen im Zuge des Bahnhofsumbaus östlich der Bahntrasse entstehen soll.
Die FDP hält die Fläche am Kreisel für ein „ortsbildprägendes Grundstück, „das nicht mit einer Parkpalette verbaut werden sollte.“ Deutlich nachhaltiger wäre ein Gebäude mit zusätzlichen Praxen für fehlende Fachärzte.
Noch mehr Verkehr ins Zentrum zu holen hält die Wählergemeinschaft WfG für nicht zielführend.