Politik verpasst die Chance, ein Zeichen gegen den Klimawandel zu setzen, mein Abendblatt-Autor Lutz Kastendieck.

In doppeltem Wortsinn hoch her ging es in der jüngsten Sitzung des Bargteheider Planungs- und Verkehrsausschusses. Darf es in einem Gewerbegebiet, in dem auch gewohnt wird, eine Windkraftanlage geben, lautete die Kardinalfrage des Abends. Darf es nicht, entschied das Gros der stimmberechtigten Kommunalpolitiker.

Es bleibt Spekulation, wie sehr das Auditorium mit seinen teils lautstarken Unmutsbekundungen auf der einen, respektive tosendem Applaus auf der anderen Seite die Abstimmung letztlich beeinflusst hat. Es sind aber genau diese ideologieschwangeren, emotionsgeladenen Voten, die beim Bürger gern den Ausschlag geben, wenn er bei den nächsten Wahlen seine Kreuze setzt.

Argumente hatten keine Chance

So hatten denn die durchaus plausiblen Argumente der Betreiber der Hofbäckerei Wittmaack für eine kleine Windkraftanlage keine Chance. Grüner Strom zur Produktion von Bioprodukten, das passt zwar wunderbar in diese Zeit, in der so viel über Klima- und Umweltschutz diskutiert wird. Aber es passt wohl nicht in den Raum des Mikrokosmos Gewerbegebiet Bargteheide.

Ja, auch die im konkreten Fall geplante Anlage hätte für Emissionen und Schlagschatten gesorgt. Ob sie tatsächlich so gravierend gewesen wären, wie von Einzelnen dargestellt wurde, steht dahin. Bekanntlich lässt sich für jeden Standpunkt ein passendes Gutachten zitieren. Was bleibt, ist das „gefühlte“ Unbehagen mit so einem Spargel vor der eigenen Haustür. Mal ganz abgesehen von seiner störenden Optik.

In jedem Fall wurde eine Chance vertan, ein Zeichen zu setzen. Selbst kleinste Schritte, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten, haben es schwer. Da kann die Jugend - auch auf Bargteheides Straßen - bei den Fridays for Future noch so viel Aufbruchstimmung verbreiten.