Bargteheide. Statt der zulässigen 12,5 soll der Mast 30 Meter hoch werden. Mitglieder des Planungs- und Verkehrsausschusses entscheiden heute.
Am heutigen Donnerstag entscheiden Bargteheides Politiker im Verkehrs- und Planungsausschuss über den Bau einer privaten Windkraftanlage im Gewerbegebiet. Andreas Wittmaack, Geschäftsführer der gleichnamigen Demeter-Bäckerei, möchte direkt neben seinen Produktionsräumen eine knapp 30 Meter hohe Anlage errichten. Mit dem klimaneutralen Strom sollen Elektrofahrzeuge sowie Maschinen betrieben werden. Der Bebauungsplan lässt an dieser Stelle frei stehende Masten bis maximal 12,5 Meter Höhe zu.
„Da eine Bäckerei vornehmlich nachts arbeitet, wollen wir unser Strommanagement durch eine Kleinwindanlage komplettieren“, sagt Andreas Wittmaack. „Wind und Sonne könnten so optimal ausgenutzt, unsere Maschinen bei jedem Wetter mit Ökostrom betrieben werden.“
Das Prinzip Bio wird bei der Bargteheider Hofbäckerei seit Jahren gelebt. Vor drei Jahren hat der Bäckermeister damit begonnen, seine Fahrzeugflotte auf Elektroantrieb umzustellen. Sechs von elf Transportern fahren heute mit Strom aus der Steckdose. 100.000 Kilometer sollen sie in diesem Jahr ohne Benzin zurücklegen können.
Die Fahrzeugflotte soll auf E-Betrieb umgestellt werden
„Um die Batterien mit Ökostrom zu versorgen, haben wir unser gesamtes Dach mit Sonnenkollektoren gepflastert“, sagt der 49 Jahre alte Unternehmer. „Mit einer Auslastung von 92 Prozent wird diese Fotovoltaikanlage optimal genutzt.“ Nach und nach sollen auch die restlichen Fahrzeuge auf E-Betrieb umgestellt werden. Um auch die Industriemaschinen mit selbst erzeugtem Strom zu versorgen, plant der Unternehmer nun eine Kleinwindkraftanlage. Statt der üblichen 120 Meter käme diese Anlage bereits mit einer Höhe von 30 Metern aus.
Das nachhaltige Energiekonzept wurde kürzlich für den bundesweit ausgeschriebenen Umweltpreis „Energy Award“ des Handelsblatts vorgeschlagen. Ein Preis, der die Energiewende aktiv begleitet und besondere Leistungen in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. 120.000 Euro ist dem Unternehmer das Energieprojekt wert, die Andreas Wittmaack zunächst aus eigener Tasche bezahlen will. Mögliche Fördermittel könnten erst geprüft werden, wenn der Bauantrag durch sei, sagt er. Und genau hier liegt das Problem. Denn die Politik ist uneins über eine Anpassung des Bebauungsplans.
„Wir sehen keine Möglichkeit, aktiv etwas zu ändern“, sagt Mathias Steinbuck (CDU). „Gut Zwölf Meter sind vorgesehen. Die Bebauung ist an dieser Stelle besonders eng.“ Norbert Muras von der Wählergemeinschaft für Bargteheide (WfB) beurteilt die Sachlage ähnlich. Er befürchtet, durch eine Änderung des Bebauungsplans den Weg für ähnliche Anlagen freizumachen und sieht die Ruhe der Anwohner in Gefahr. „In diesem älteren Gewerbegebiet gibt mehrere Werkswohnungen, die nächste ist nur 20 Meter entfernt“, sagt Muras. Insbesondere nachts störte die Windkraftanlage die Anwohner, da Infraschall jede Wand durchdringe. Muras: „Davor müssen die Bürger geschützt werden. Sie verlassen sich auf unser Wort.“
Klimaschutzkonzept fördert Ausbau erneuerbarer Energien
Rückendeckung bekommt der Bio-Bäcker hingegen von Dirk Backen (FDP) und Mehmet Dalkilinc (SPD), die dem Projekt aufgeschlossen gegenüberstünden. Ein Gutachten belege, dass die Anlage nicht viel Lärm erzeuge, sagt Dalkilinc. Der Betrieb sei ein Vorzeige-Unternehmen und müsse gefördert werden. Ruth Kastner von den Grünen betont, dass das Windrad in einem Gewerbegebiet errichtet werden soll, und zwar in direkter Nachbarschaft zu einer Waschanlage, Druckerei sowie einem Tiefbaubetrieb mit schweren Maschinen. „Verglichen mit den Emissionswerten der Bahn verursacht die Windkraftanlage lediglich ein Flüstern“, sagt Kastner.
Erst 2012 habe die Stadt Bargteheide ein Klimaschutzkonzept verabschiedet, das ausdrücklich den Ausbau erneuerbarer Energien fördern soll, so die Bargteheider Grünen-Chefin. Bis auf die Höhe erfülle das innovative Konzept der Bäckerei alle Bedingungen des B-Plans, weshalb der Ausschuss lediglich über die Höhe entscheiden müsse.
Andreas Wittmaack hofft, Politik überzeugen zu können
„Alle anderen Faktoren bestimmt das Bundesimmissionsschutzgesetz, bei dem die Stadt kein Mitspracherecht hat“, sagt Kastner. „Zur Höhe der Kleinwindanlage sollte man wissen, dass in unmittelbarer Nähe drei Funktürme stehen. Einer davon ist 45 Meter hoch.“
Derzeit deutet wegen der Stimmenverteilung im Ausschuss vieles auf eine Patt-Situation hin. Das wäre das Aus für die Windkraftanlage, da ein Antrag bei Stimmengleichheit als abgelehnt gilt. Andreas Wittmaack hofft, die Politik dennoch von seinem Vorhaben überzeugen zu können. „Umweltschutz ist auch durch die Klimaerwärmung immer mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt“, sagt er. „Wir haben mit den Nachbarn gesprochen, die sich von der geplanten Anlage nicht gestört fühlen. Das sollte die Politik ebenfalls tun.“
In sechs Jahren soll Sohn Jan Wittmaack das Familienunternehmen übernehmen. Er ist sich sicher, den nachhaltigen Weg seines Vaters weiterführen zu können. „Das ist ein wunderbares Konzept, welches nicht nur für die nächsten zwei Jahre angelegt ist“, sagt der 23 Jahre alte Bäckermeister. „Dieses Projekt ist für die Zukunft.“
Der Ausschuss für Planung und Verkehr tagt am heutigen Donnerstag, 21. Februar, ab 19 Uhr im Ratssaal.