Ammersbek. Bauern fürchten wegen neuer Richtlinien finanzielle Einbußen. Kleine Betriebe in ihrer Existenz bedroht.
Die Stormarner Landwirte sind besorgt. Denn durch die verschärfte Düngeverordnung der Bundesregierung müssen viele nun mit deutlichen finanziellen Einbußen rechnen. 2017 wurde die Düngeverordnung zuletzt überarbeitet, nun wird sie aufgrund zu hoher Nitratwerte im Grundwasser erneut geändert. Da Trinkwasser größtenteils aus Grundwasser hergestellt wird, wird es stark kontrolliert. Dabei fiel in Stormarn auf, dass insgesamt sechs von 30 Messstellen einen zu hohen Nitratwert aufwiesen. Ein zu hoher Wert ist schädlich für die Gesundheit.
Verordnung soll im Mai 2020 in Kraft treten
Das Nitrat gelangt laut Experten durch intensive Düngung der Landwirtschaft ins Grundwasser. Um diesen Wert wieder zu verringern, soll laut der Dünge-Novelle die Herbstdüngung verboten und die gesamte Düngung um 20 Prozent reduziert werden. Vor allem tierische Ausscheidungen sind stark von Nitrat belastet, dies sorgt bei tierhaltenden Betrieben für große Probleme.
Die neue Verordnung, die voraussichtlich im Mai 2020 in Kraft treten soll, ist unter Landwirten und Bauernverbänden umstritten. „Die betroffenen Ackerbauern und tierhaltenden Betriebe können sich wirtschaftlich nicht so schnell umstellen“, so Peter Koll, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Stormarn.
Nur Landwirte in bestimmten Gebieten betroffen
Betroffen sind allerdings nicht alle Landwirte, sondern ausschließlich die, die in „n-sensiblen“ Gebieten ansässig sind. N-sensible Gebiete weisen an den Messstellen einen erhöhten Nitratwert auf. In Stormarn betrifft dies Flächen rund um Bargteheide sowie in Südstormarn – und somit auch den Landwirt Jens Timmermann.
Timmermann besitzt einen Hof mit einer Schweinezucht in Ammersbek: „Die Situation unter den Landwirten ist jetzt schon angespannt.“ Er selbst befürchtet erhebliche Einbußen im fünfstelligen Euro-Bereich, zudem macht er sich Gedanken um die Zukunft seines Betriebs: „Durch ein Verbot der Herbstdüngung werden wir uns langfristig vom Qualitätsweizen abwenden und unsere Lagermöglichkeiten für Gülle erweitern müssen.“
Landwirte hoffen auf Minderung der Verordnung
Vor allem für kleinere Betriebe sieht er deshalb auch kaum Chancen, die Düngeverordnung umzusetzen. Einige Betriebe könnten deshalb gezwungen sein, spätestens beim nächsten Generationswechsel schließen zu müssen. Eine Chance sieht er aber dennoch – im Bauernverband Schleswig-Holstein. Dieser gilt als Sprachrohr der Landwirte. „Ich hoffe, wir können mit einer gewissen Minderung der Verordnung rechnen, vielleicht wäre eine Lösung, dass sie erst später in Kraft tritt“, so der Schweinezüchter.
In der von der Politik angesetzten Zeit sehen einige das grundlegende Problem. Koll: „Es wird wenig daran gedacht, dass der Gewässerschutz ein träges System ist. Bis sich Veränderungen bemerkbar machen, vergeht einige Zeit. Die muss man den Bauern und der Natur geben.“ Dies sieht Timmermann ähnlich: „Die Maßnahmen aus der Verordnung 2017 greifen schon, man kann die Auswirkungen lediglich noch nicht erkennen.“
Der Bauernverband arbeitet an einer Lösung
Ebenfalls ein Problem stellen die Messstellen dar. „Unser Brunnen zeigt keinen erhöhten Nitratwert an“, so Timmermann. Da Ammersbek sich jedoch in einem „n-sensiblen“ Gebiet befindet, soll die Dünger-Novelle auch seinen Hof betreffen. Dies liegt an einer Änderung in der Grundwasserverordnung, nach welcher ein Fünftel der Messstellen ausreichen, um zur Einschätzung eines allgemein schlechten Grundwasserzustands zu kommen.
Der Bauernverband Schleswig-Holstein arbeitet schon an einer Lösung. Erreicht werden soll, dass lediglich die Gebiete von der Verordnung betroffen sind, in denen ein erhöhter Nitratwert an der entsprechenden Messstelle festgestellt werden konnte. Verbands-Geschäftsführer Peter Koll plädiert dafür, die gemessenen Werte darüber hinaus zu hinterfragen. Es werde vor allem an Orten gemessen, an welchen bereits mit einem erhöhten Nitratwert gerechnet werde. Dies führe zu einer Verfälschung der Gesamtergebnisse und zu falschen Rückschlüssen.
Während der Bauernverband an flankierenden Maßnahmen arbeitet, die Subventionen für den Bau von Güllebehältern einschließen und durch die Verordnung entstehende finanzielle Ungleichheit zwischen Bauern auffangen sollen, bleibt Jens Timmermann trotz allem zuversichtlich: „Der Betrieb ist jetzt seit mittlerweile 400 Jahren in Familienbesitz und am Ende ist man zu gerne Landwirt, um das aufzugeben. Wir werden uns herantasten.“