Ahrensburg. Nach einer Analyse der Stadtverwaltung kommen 13 Gebiete für den neuen Flächennutzungsplan infrage. Nun muss die Politik entscheiden.
Es sind Fragen, die in Ahrensburg seit Jahren für kontroverse und hitzige Diskussionen bei Politikern und Bürgern sorgen: Wie soll die Schlossstadt wachsen? Wo könnten neue Wohngebiete entstehen, welche Areale verdichtet werden? Die Vorstellungen gehen weit auseinander. Bisher haben es die Stadtverordneten deshalb nicht geschafft, sich zu einigen und einen neuen Flächennutzungsplan aufzustellen. Auch deshalb, weil das Land strenge Vorgaben zur Zahl der geplanten Wohnungen macht.
Der alte Plan stammt aus dem Jahr 1974
Nun unternimmt die Stadtverwaltung einen neuen, vorerst wohl letzten Versuch, den veralteten Plan aus dem Jahr 1974 doch noch erneuert zu bekommen. Sie hat dafür alle verfügbaren Flächen, auf denen in Ahrensburg Wohnbebauung denkbar wäre, auf ihre Realisierungschancen bis zum Jahr 2035 hin untersucht. So lange soll das strategische Planungsinstrument gültig sein. Das Ergebnis: 13 Areale verfügen nach Ansicht des Bauamtes über die entsprechenden Voraussetzungen. „Wir können nichts anderes mehr tun. Die möglichen Flächen in Ahrensburg sind stark begrenzt – durch die Stadtgrenzen und die vielen Landschaftsschutzgebiete“, sagt Stadtplanerin Andrea Becker. „Es muss nun irgendwie zu einer öffentlichen Debatte über die ermittelten Flächen kommen.“
„Mengenmäßig hohes Potenzial“ habe der Erlenhof-Nord, heißt es in der Übersicht, mit der sich die Mitglieder des Bau- und Planungsausschusses am Mittwoch beschäftigen werden. Auf einer Fläche von 13,4 Hektar könnten 400 Wohnungen entstehen. CDU und Grüne haben eine Bebauung allerdings bisher abgelehnt. Gemeinsam haben sie im Stadtparlament die Mehrheit.
Innenministerium fordert 144 neue Wohnungen pro Jahr
Großes Potenzial bietet auch der Stormarnplatz, der mit 468 möglichen Wohnungen in der Liste geführt wird. „Er ist nur der Vollständigkeit halber drin“, sagt Bauamtsleiter Peter Kania. „Ich gehe davon aus, dass er rausfallen wird.“ Denn die Politiker sind mehrheitlich für einen Verbleib der Sportplätze auf dem Gelände und haben erst 2018 den Bau eines neuen Umkleidehauses auf den Weg gebracht. Kania betont, dass es sich bei den 13 Potenzialflächen nicht um eine Empfehlung der Verwaltung handele, spricht von einer „neutralen Aufstellung“. Die Politik müsse auf dieser Grundlage nun entscheiden, ob sie überhaupt einen neuen F-Plan möchte und mit welchen Flächen sie die Vorgaben des Landes erfüllen will.
Das Innenministerium fordert von Ahrensburg 144 neue Wohnungen pro Jahr. „Bis 2035 bedeutet das Entwicklungsbedarf von 2448 Wohneinheiten“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Bleibt die Stadt darunter, würde die Landesbehörde das Werk wohl nicht genehmigen. Das machten drei Vertreterinnen aus Kiel vor einem Jahr bei einer vertraulichen Runde im Ahrensburger Rathaus deutlich. Abzüglich einer möglichen Innenverdichtung (60 Wohnungen pro Jahr) und bereits angeschobener Projekte (150 Wohnungen) rechnet die Stadt bis 2035 mit einem Bedarf von 1278 Wohnungen in neuen Baugebieten. „Die Möglichkeiten für eine Innenverdichtung sind weitgehend erschöpft“, sagt Becker. Dort seien in den nächsten Jahren keine großen Sprünge mehr zu erwarten, wenn nicht alles Grün und viele Gärten verschwinden sollen.
Hohe Wohnungszahl in Ahrensburgs Süden sorgte für Proteste
Werden alle 13 Potenzialflächen genutzt, könnten nach Angaben der Verwaltung 1723 Wohnungen entstehen. Besonders viele Möglichkeiten, etwas von der Liste zu streichen, haben die Politiker also nicht. Ansonsten müsste laut Kania die Bebauung auf den verbliebenen Flächen drastisch vergrößert werden, um die Vorgaben des Landes zu erfüllen. Nur aus diesem Grund sei im Jahr 2017 die hohe Zahl von Wohnungen (952) für Ahrensburgs Süden zustande gekommen, die bei Anwohnern zu massiven Protesten führte und daraufhin auf 332 Einheiten verringert wurde. In ähnlicher Größenordnung bewegen sich die aktuellen Planungen für das Waldgut Hagen, die Siedlung am Hagen und Ahrensfelde.
Viele Vorschläge der Politiker sind wohl nicht umsetzbar
Im Vergleich zu den bisherigen F-Plan-Entwürfen ist nur eine Fläche neu auf die Liste gekommen: das Kontorhaus an der Bogenstraße. Dort könnten laut Verwaltung auf einem halben Hektar 50 Wohnungen gebaut werden. Der Eigentümer habe schon entsprechende Pläne geäußert. Um sie zu realisieren, müsste nur der Bebauungsplan geändert werden. Andere Vorschläge aus den Fraktionen sind aus Sicht der Verwaltung aus unterschiedlichen Gründen nicht umsetzbar. Dazu zählen Flächen im Gewerbegebiet West, hinter der Veronika-Rath-Straße, westlich des Wulfsdorfer Weges, an der Langen Reihe, an der Straße Kornkamp und auf der Freifläche am Kornkamp-Süd.
Bauamtsleiter Peter Kania betont, dass Ahrensburg auch wachsen werde, wenn der Flächennutzungsplan nicht beschlossen werde. Der Wohnungsdruck bleibe bestehen und der Auftrag, den Ahrensburg als Mittelzentrum habe, auch. „Dann entsteht eine willkürliche, ungeordnete Entwicklung“, sagt er. Auch Stadtplanerin Andrea Becker warnt vor den Folgen. „Die Bürger erfahren nicht, ob und was in den nächsten Jahren vor ihrer Haustür gebaut wird“, sagt sie. „Wer am Feldrand wohnt, möchte doch wissen, ob die Fläche mal bebaut wird.“
Verwaltung mahnt vor Verkehrsproblemen
Eine langfristige Planung sei auch wichtig, um die Infrastruktur wie Telefon- und Internetanschlüsse sowie die Wasserversorgung darauf auszurichten. Zudem sichert sich die Stadt durch den Flächennutzungsplan ein Vorkaufsrecht für die dort ausgewiesenen Potenzialflächen. „Die Aufnahme in den F-Plan bedeutet nicht, dass jede Fläche tatsächlich bebaut wird“, sagt Kania. Die Entscheidung liegt bei den Politikern, in den meisten Fällen muss erst noch ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Ahrensburg müsse im Plan zwar eine vorgegebene Zahl an Wohnungen erfüllen, damit das Werk vom Innenministerium genehmigt wird. Es gebe aber keinen Zwang, diese auch umzusetzen.
Allerdings dürfe sich die Stadt einem Wachstum nicht verschließen, mahnt Kania. „Sonst entstehen die Wohngebiete in den Gemeinden drumherum“, sagt er. Wie das aussehen könnte, zeige die Siedlung Daheim/Heimgarten, die an das Ahrensburger Stadtgebiet grenzt, aber zu Ammersbek gehört. Kania sagt: „Die Menschen nutzen dann unsere Infrastruktur und kommen mit dem Auto her, was zu noch mehr Verkehrsproblemen führt.“
Bau- und Planungsausschuss Ahrensburg
Mi 20.2., 19.00, Peter-Rantzau-Haus,
Manfred-Samusch-Straße 9