Ahrensburg. Wie stark soll die Stadt im Süden wachsen? 200 Anwohner bei Podiumsdiskussion im Kirchsaal Hagen. Plädoyer für Quartierswerkstatt.
Die gute Nachricht für die rund 200 Ahrensburger, die im Kirchsaal Hagen von der Politik erfahren wollten, wo und wie stark der Süden der Stadt wachsen soll, lautet: Mehrgeschossige Häuser sollen dort nicht entstehen, nur ein moderater Zuwachs möglich sein. Bei diesen Zusagen stützten sich Vertreter aller Fraktionen auf aktuelle Pläne der Verwaltung, die derzeit nur noch 335 Wohneinheiten vorsehen. Doch viele der auf Einladung von drei Bürgerinitiativen erschienenen Anwohner trauen den Aussagen der Politik offenbar noch nicht.
„Ich erhoffe mir heute die Erkenntnis, wen ich wählen soll“, sagte Silke Quast-Müller von der Bürgergemeinschaft Am Hagen. Ob diese Entscheidung nach dem Abend leichter geworden ist, bleibt abzuwarten. Bezüglich des Wachstums im Süden waren die Positionen von CDU, SPD, FDP, Grünen und WAB ähnlich. Patentrezepte gegen die zunehmende Verkehrsbelastung und für den schnellen Ausbau von Kitas und Spielplätzen hatte keine der Parteien parat. Uneinigkeit herrscht in der Frage, ob ein Landschaftsschutzgebiet bei Ahrensfelde bebaut werden solle.
Jochen Proske, SPD-Kandidat im Süden für die Kommunalwahl am 6. Mai, betonte: „Wir können den Süden nicht isoliert betrachten und müssen das Wohl der ganzen Stadt im Auge behalten.“ Wie berichtet, hatten Pläne der Verwaltung 2017 für Aufregung gesorgt, im neuen Flächennutzungsplan Areale für bis zu 952 Wohneinheiten im Süden vorzusehen. Auch wenn diese Zahl nach Anwohnerprotesten und Umweltschutzbedenken reduziert wurde, sorgen sich die Anwohner weiterhin um eine zu starke Verdichtung ihrer Quartiere. „Wie können Sie überhaupt über neue Wohnungen nachdenken, wenn nicht mal genug Kinderbetreuungsplätze für die vorhandenen Bewohner da sind?“, fragte Anwohnerin Steffi Schmidt mit gebrochener Stimme. Sie will im August wieder arbeiten, wartet bisher vergeblich auf einen Betreuungsplatz für ihr Kind.
Ahrensburg soll moderat wachsen
Peter Egan, Stadtverordneter der WAB, entgegnete: „Wir können die Entwicklung nicht aufhalten.“ Eltern, die heute einen Kita-Platz suchten, brauchten morgen eine Nachmittagsbetreuung an der Schule. Die Probleme könnten deswegen nur im laufenden Betrieb angegangen werden. Für SPD-Mann Proske ist klar: „Wir brauchen auch deshalb mehr Wohnraum, damit sich Arzthelferinnen noch ein Leben in Ahrensburg leisten können, Familien nicht in Nachbarorte ziehe und dann umso mehr Verkehr produzieren.“
Thomas Bellizzi (FDP) wurde nicht müde zu betonen, dass die Ausweisung von Wohnraum noch kein Bebauungsplan sei. Der Flächennutzungsplan ermögliche lediglich eine bessere Planung der Stadtentwicklung. Er sicherte zu: „Vor der Umsetzung eines B-Plans achten wir darauf, dass die Infrastruktur mithalten kann.“ Anne Hengstler von der CDU versprach, dass es mit ihrer Partei nur ein sehr begrenztes Wachstum geben werde. Dem stimmte auch die Grüne Cordelia Koenig zu: Sie schloss eine Bebauung des Landschaftsschutzgebietes aus. „Egal, ob mit Wohnungen oder einer Umgehungsstraße.“ Für Bellizzi sind die Forderungen der Bürger jedoch widersprüchlich. Er sagte: „Einerseits wollen Sie das Landschaftsschutzgebiet erhalten, andererseits sind Sie für eine Südumgehung.“
So fanden Politik und Bürger an diesem Abend nur schwer zueinander, den Grundkonflikt fasste ein Bürger sichtlich erregt mit diesen Worten zusammen: „Wir vertrauen Ihnen und der Verwaltung nicht. Was gebaut werden darf, wird auch gebaut.“ Nur eine Bürgerin hielt dagegen, sagte: „Uns geht es hier doch im Vergleich zu anderen Ortsteilen gut.“
Zumindest im Nachgang der Podiumsdiskussion zog Organisator Jürgen Siemers vom Bürger- und Grundeigentümerverein Waldgut Hagen ein positives Fazit: „Ich freue mich, dass die Parteien nun nur noch ein moderates Wachstum anstreben.“ Das Vertrauen der Bürger, dass dies auch so umgesetzt werde, müsse sich die Politik jedoch erst wieder erarbeiten. Siemers: „Dazu wünsche ich mir eine Quartierswerkstatt, in der wir die Probleme gemeinsam angehen.“